Nach ZwangspauseDie Eifel-Film-Bühne hat den Betrieb wieder aufgenommen

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Abstandshalter und Souvenir: Günter Runge schenkte auch Frau Müller 1,50 Meter Zelluloid –  genau 79 Bilder und 3,29 Sekunden Film. Runge trägt  die alte Schutzmaske, die er als  Fernseh- und Radiofachmann jahrelang beim Wechseln von Bildröhren trug.

Hillesheim – Auch wenn das Kino in Euskirchen noch geschlossen ist: Filmfreunde müssen nicht mehr auf das Kinoerlebnis verzichten, selbst wenn sie nicht in eines der neuen Autokinos wollen: Seit Donnerstag heißt es in der Eifel-Film-Bühne in Hillesheim wieder: Film ab!

Zu Ende ist damit eine Pause, wie es auch die Betreiber der seit 75 Jahren bestehenden Film-Bühne noch nicht erlebt haben: Am 16. März war die bis dato letzte Vorführung im Abendprogramm – dann kam die Zwangsschließung wegen der Corona-Pandemie, die zweieinhalb Monate dauern sollte.

Christine Runge stellte sich die bange Frage schon Tage vorher

„Ob jetzt überhaupt jemand kommt?“ Christine Runge stellte sich die bange Frage schon Tage vorher. In ihrer Skepsis wurde sie nach einer Videokonferenz mit Kollegen, die ihre Kinos schon wieder geöffnet hatten, bestätigt. „Die erste Woche wird schwer, hieß es“, so Runge. Da waren sie und Ehemann Günter schon auf den letzten Metern der Vorbereitungen für die Wiederaufnahme ihres Filmtheater-Betriebes.

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Diese Bezeichnung wird der Eifel-Film-Bühne gerecht: Das Kino stammt aus den 1950er Jahren, die Wände sind mit Stoff bespannt, zum Kinojubiläum wurde im vergangenen Jahr sogar ein sich geräuschlos vor dem Hauptfilm öffnender Kinovorhang angeschafft.

Maximal 50 Besucher sind erlaubt

Nun wurden erst einmal Handdesinfektionsmittel am Eingang und in den Toiletten platziert. Dann wurde die maximal mögliche Besucherzahl unter Corona-Abstandsbedingungen von mindestens 1,50 Metern im 221-Plätze-Saal ausgemessen.

Ergebnis: Maximal 50 sind erlaubt. Und kommen nur Einzelbesucher, wären es nur 36. Runges hoffen auf Familien oder gute Freunde. Beim Motto des Filmhauses bleibt es trotzdem. „Wir zeigen den Film auch für einen“, so Christine Runge.

Es gab schon erste Anmeldungen

Voranmeldungen für den Premierenabend am Donnerstag gab es tatsächlich nur eine. Am Ende waren es ganze sechs Besucher, die sich in die vorgeschriebene Adressliste am Eingang eintrugen.

Doch selbst für dieses halbe Dutzend hatte Günter Runge den am Eingang ausgelegten roten Teppich zuvor gerne noch mal gestaubsaugt. „Wir wollen zeigen, wie wichtig uns unsere Gäste sind“, so seine Erklärung zum Hillesheimer Berlinale-Moment beim Kinoeintritt.

Es gab aber kein Popcorn

Andererseits fehlte Popcorn. Da der Verzehr von Speisen und Getränken in rheinland-pfälzischen Kinos noch verboten ist, bleibt er unverkauft im Kassenhäuschen stehen, was für manche beim Kinobesuch eigentlich unverzichtbar ist – neben dem Film. „Das ginge höchstens als Außer-Haus-Verkauf, wenn ich das Kassenhäuschen als Büdchen definieren würde“, so Christine Runges etwas komplizierte Überlegung – bei der es jedoch auch blieb.

Die Cineastin hat für die nächsten Wochen das Filmprogramm aus dem bestückt, „was ohnehin schon in der Pipeline war, aber nicht mehr gezeigt werden konnte. Also gab’s „Enkel wider Willen“ mit Heiner Lauterbach und Maren Kroymann zur Wiederöffnung, eine leichte Komödie. „Auf keinen Fall jetzt etwas Schweres oder Katastrophales“, so Runge. Gezeigt wird in den kommenden Tagen auch erneut der preisgekrönte „Systemsprenger“.

Alle Filme starten nicht zu gewohnten Uhrzeiten

Ein gewohntes Programm, auch in gedruckter Form, wird es erst wieder im Juli geben. Bis dahin sollten sich Interessierte auf der Internetseite des Kinos informieren. Alle Filme starten zudem nicht zu gewohnten Uhrzeiten, da bis zu eine Stunde Pause zwischen den Vorführungen für die Desinfektion von Sitzen und Kontaktflächen nötig ist.

Am Donnerstagabend war Frau Müller aus Gerolstein, die es bei ihrem Nachnamen belassen wollte, die erste Kinobesucherin nach dem Shutdown. „Ich bin so froh, dass das Kino wieder offen ist“, sagte sie. Mehrmals im Monat fahre sie ja hierhin, weil ihr das Programm und das Ambiente so gut gefallen.

Endlich ist die Kino-Abstinenz vorbei

Das alles habe sie in den vergangenen Wochen schon sehr vermisst. Sie, zwei Freundinnen aus dem Landkreis Vulkaneifel, die nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen abstinent waren und das Fernsehen nur in Ausnahmefällen eingeschaltet hatten, und Familie Meyer aus Kerpen bei Hillesheim waren sich einig. „Das ist unser Lieblingskino!“, brachte es Claudia Kirfel-Meyer auf den Punkt.

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Sprachs und nahm einen exakt 1,50 Meter langen, 35 Millimeter-Filmstreifen von Günther Runge entgegen. Das sollte nicht nur den Sicherheitsabstand im Kino überprüfen helfen. Es war ein Stück Filmtheaternostalgie – auch in Hillesheim ist die Filmprojektion längst digitalisiert – und zudem Souvenir eines besonderen Kinoabends. Dass sich das nicht zu oft wiederholt, hoffen auch die Hillesheimer Kinobetreiber. Vor allem aber, so Christine Runge, „dass ein Kinobesuch möglichst schnell wieder das wird, was er immer war: einfach eine spontane Sache!“

www.eifelfilmbuehne.de

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