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„Tondorfer Böckchen“Im Keller hat Detlef Noethen sein eigenes FC-Köln-Museum

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Im rot-weißen FC-Zimmer fühlen sich Detlef Noethen (r.) und Andreas Glatzel wohl.

Im rot-weißen FC-Zimmer fühlen sich Detlef Noethen (r.) und Andreas Glatzel wohl.

Tondorf – Wer Detlef Noethen in den Keller seines Hauses in Tondorf folgt, erlebt dort eine rotweiße Überraschung. Fast ein kleines FC-Museum erwartet dort den Besucher, doch für Noethen bedeutet es mehr. Hier verfolgt er die Übertragungen der Spiele seines 1. FC Köln – und hier schlägt das Herz des „Tondorfer Böckchens“, des FC-Köln-Fanclubs, den er mit Gleichgesinnten zu Beginn des Jahres aus der Taufe hob.

Eigentlich sei es aus einer Bierlaune entstanden, so Noethen: „Wir standen Karneval an einem Tisch in Tondorf, und da kam die Idee auf.“ Genau 70 Jahre nach der FC-Gründung wurde der neue Verein am 13. Februar 2018 gegründet. Dass Noethen solche Daten wie aus dem Eff-Eff weiß, ist kein Zufall. Seit 1973 ist er FC-Fan, genauer: seit dem Pokalfinale des FC gegen Borussia Mönchengladbach.

„Das war das berühmte Spiel, in das sich Günter Netzer selbst einwechselte und dann das Tor schoss“, erzählt Noethen. Während andere damals für die Borussen und ihren langhaarigen Spielmacher schwärmten, schlug Noethens Herz für den Verlierer: „Der FC hatte toll gespielt.“

Wer mitmachen will, ist willkommen

1980 saß er zum ersten Mal im Müngersdorfer Stadion: „Damals gewann der FC 4:1 gegen Borussia Dortmund.“ Doch das schönste Jahr im Leben eines FC-Fans war natürlich 1978 mit Meisterschaft und Pokalsieg. Auch Andreas Glatzel aus Nettersheim schwelgt in der Erinnerung. „Im Dezember wurde in Marmagen noch der Film über das ,Double’ gezeigt“, erzählt er. Seit 1968, als er auf die Blindenschule in Düren ging, ist er FC-Fan – was immer noch zu innerfamiliären Konflikten führt: „Mein Bruder ist Gladbach-Fan.“

Zum Tondorfer Böckchen stieß Glatzel, nachdem seine Frau über den Tondorfer Fanclub im Gemeindeblatt gelesen hatte. Seitdem ist er eines der zehn Mitglieder, die sich regelmäßig treffen. „Man kann hier viele Neuigkeiten erfahren“, sagt Glatzel. Für ihn als Blinden sei das wichtig, weil er Internetseiten nicht lesen könne. „Unser Ziel ist es, gemeinsam Stadionbesuche zu machen und Aktionen wie Grillfeste zu organisieren“, sagt Noethen. Jeder sei eingeladen mitzumachen, außer gewalttätige „Fans“, so der Tondorfer: „Wir sind friedlich.“

Noethen war auch schon im Kölner Geißbockheim, um das „Tondorfer Böckchen“ offiziell als Fanclub eintragen zu lassen. Dafür bekam er ein von den Spielern handsigniertes Trikot, das nun einen Ehrenplatz in dem FC-Zimmer hat. Kaum ein Zentimeter, der hier nicht rot-weiß ist. Kleine Uhren spielen die FC-Hymne, Truck-Modelle zeigen das Bild von Geißbock „Hennes“. Der Tisch ist dekoriert mit kleinen Tipp-Kick-Feldern, die Wände voller Erinnerungsfotos und Wimpel.

„Seit 2000 habe ich das Geißbock-Echo gesammelt“, berichtet Noethen stolz. Auch eine von Toni Schumacher handsignierte Ausgabe seines Buchs „Anpfiff“ ist hier zu finden.

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