Ein echtes PrachtexemplarEifeler Zuchtbulle Devito bringt 1300 Kilo auf die Waage

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Charolais-Bulle Devito ist bei Stefan Crump und Norbert Bierth in Frohngau und Berg zuhause.

Charolais-Bulle Devito ist bei Stefan Crump und Norbert Bierth in Frohngau und Berg zuhause.

Berg/Frohngau – Vorsichtig geht Devito über das Pflaster im Hof der Burg in Berg. Es sind beeindruckende Muskelpakete, die er am Leibe hat. Doch die entstammen keiner Muckibude, sondern sind genetisch programmiert. Denn Devito ist nicht irgendwer, sondern ein besonders gut gelungener Vertreter der Charolais-Rinderzucht. Da er so ein Prachtexemplar ist, durfte er seine Rasse auf der Messe „Eurotier 2018“ vertreten.

Wie gut, dass für so eine Präsentation nicht nur Vorzeigemaße auf Bullen-Niveau nötig sind, sondern auch ein ausgeglichenes Temperament. Wer vor Devito steht, denkt unwillkürlich darüber nach, was der so alles anstellen könnte, sollte ihm etwas auf die Nerven gehen. Respekteinflößend sind jedenfalls die stattlichen 1300 Kilo Lebendgewicht, auf die es der sechs Jahre alte Bulle bringt.

„Die Szene der Charolais-Züchter ist relativ klein“

Doch Devitos Gemütslage ist ausgeglichen. Freundlich schnaufend begutachtet er die Szenerie und den Mann, der sich vor ihm aufgebaut hat. „Er ist freundlich“, sagt auch Stefan Crump beruhigend – hält aber doch sicherheitshalber den Strick fest, mit dem er den Bullen über den Hof führt. Marie-Luise und Norbert Bierdt, die Eigentümer der Burg in Berg, sind gemeinsam mit Crump die Besitzer von Devito.

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Knapp 1300 Kilogramm bringt Devito auf die Waage.

Der Frohngauer kennt Devito seit der Zeit, als der noch ein Kälbchen war, denn er hat ihn gezüchtet. Später hat er die Besitzerschaft mit den Bierdts geteilt. „Wir kennen uns seit Mitte der 1980er Jahre“, erzählt Crump. Er beziehe zum Beispiel seit vielen Jahren sein Stroh von dem Landwirt aus Berg.

Man kennt sich unter den Fachleuten. „Die Szene der Charolais-Züchter ist relativ klein“, sagt Bierdt. Rund 10.000 Tiere gebe es in Deutschland. Er selbst hat rund 50 Mutterkühe, die auf seinen Weiden grasen. Bei Crump stehen zehn Mutterkühe im Stall. Bulle Devito ist mal in Frohngau, mal in Berg anzutreffen.

Die Rasse

Der Ursprung der Charolais-Rinder liegt in Frankreich. Die Tiere sind einfarbig weiß bis cremefarben. Sie haben einen recht kleinen, kurzen Kopf und einen langen Rücken.

Das Fleisch der Tiere gilt als besonders hochwertig. Charolais-Rinder werden wie beispielsweise Angus, Limousin oder Simmentaler zu den hochwertigsten Fleischrassen der Welt gezählt. Rund 600 bis 800 Kilo wiegen die Kühe, die Bullen können sogar bis zu 1800 Kilo auf die Waage bringen.

Pro Tag kann ein Bulle bis zu 1400 Gramm an Gewicht zulegen. Bei Kühen liegt der Wert etwas niedriger und bei bis zu 1100 Gramm. Die Gutmütigkeit der Tiere ist eines der Kriterien, auf die die Züchter ganz besonders achten. Nach Angaben des Verbandes der Deutschen Charolais-Züchter eignen sich die Charolais-Rinder auch gut zur Einkreuzung in Milchrassen, um die Muskelfülle zu verbessern.

„Die Landwirtschaft ist im Umbruch“, berichtet Bierdt aus seinem Alltag. Früher hätten viele Eifeler noch ein paar Kühe gehabt, doch das gebe es kaum noch. Viele seiner Flächen liegen im Naturschutzgebiet, so dass er sie nicht mit dem Schlepper bearbeiten kann. Hier bietet sich die Haltung der Fleischrinder an, die in extensiver Haltung mit ihren Kälbern auf der Weide stehen. „Die Leute freuen sich über Kühe mit Kälbern“, hat er gelernt.

Obwohl auch bei Crump und Bierdt geschlachtet wird, steht die Fleischproduktion bei ihnen nicht im Mittelpunkt des Interesses. „Eigentlich ist es unser Job, die Landwirte mit guten Zuchttieren zu versorgen“, sagt Crump. Dass Devito vom Zuchtverband ausgesucht wurde, um seine Rasse auf der „Eurotier“ Mitte November in Hannover zu vertreten, erfüllt die beiden Besitzer immer noch mit Stolz. „Er fand das gut“, berichtet Bierdt lächelnd. Mit speziellem Futter wurde der Bulle vor der Messe in Form gebracht, damit er über fünf Tage hinweg zwei- bis dreimal täglich auf die Drehbühne konnte, wo er sich präsentierte.

Bulle Devito hat rund 50 Nachkommen im Jahr

„Mit jedem Tier kann man das nicht machen“, erzählt Crump vom Messe-Auftritt. Nach einer morgendlichen Dusche mit dem Hochdruckreiniger stapfte der Bulle, geführt von Matthias Bierdt, dem Sohn des Berger Landwirts, aufs Podium, um sich zu präsentieren. „Dadurch ist der Kontakt auch enger geworden“, so Bierdt.

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Mittlerweile ist Devito wieder in den Ställen seiner Besitzer in der Eifel und tut das, was Bullen so tun, wenn sie nicht auf der Bühne stehen: Er besamt Kühe. Rund 50 Nachkommen hat er im Jahr – und die können sich sehen lassen. Eine Tochter, so berichtet Crump, wurde bei der Fleischrindernacht 2016 in Haltern als Siegerfärse ausgezeichnet und ein Sohn bei der jüngsten Charolais-Show.

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