Kochclub ZingsheimBislang war lediglich die Biersuppe ungenießbar

Lesezeit 5 Minuten
Die Männer des Kochclubs Zingsheim: Manfred Brandenburg (v.l.), Axel Jaedicke, Jochem Hannes, Andreas Ballmann, Stephan Gadzali und Michael Wollenweber

Die Männer des Kochclubs Zingsheim: Manfred Brandenburg (v.l.), Axel Jaedicke, Jochem Hannes, Andreas Ballmann, Stephan Gadzali und Michael Wollenweber

Nettersheim-Zingsheim – Michael Wollenweber steht im Eingang der ehemaligen Gaststätte „Ratsstube“. Er treibt seine Kameraden, die nach und nach eintrudeln, zur Eile an. „Wir haben heute viel vor“, sagt er und verschwindet hurtig in der Küche des einstigen gastronomischen Betriebs, der gleich gegenüber vom Rathaus liegt und heute von den Zingsheimern als Dorfgemeinschaftshaus genutzt wird.

Wollenweber hat bereits seine bordeauxrote Kochjacke an, seine fünf Mitstreiter schmeißen sich auch gleich in Schale. „Ohne vernünftige Arbeitskleidung läuft hier gar nichts“, meint Jochem Hannes.

Er und Wollenweber bilden mit Axel Jaedicke, Andreas Ballmann, Stephan Gadzali und Manfred Brandenburg den „Supper Club – Cucina Zingsheim“. So steht es zumindest auf den runden Emblemen, die auf die Kochjacken gestickt sind. Im Ort ist das Sextett eigentlich nur unter dem Namen „Kochclub Zingsheim“ bekannt.

Es soll ein Hobby bleiben

An jedem dritten Freitag im Monat treffen sich die Freunde, um ihrem Hobby zu frönen. Und das seit nun schon zehn Jahren.

„Wir kochen und wir essen halt gerne“, sagt Jochem Hannes. Bei einem 40. Geburtstag im Jahr 2007 habe man seinerzeit den Entschluss gefasst, einen Männerkochclub zu gründen. Man habe beim Bierchen zusammengestanden und festgestellt, dass man kulinarisch und küchentechnisch auf der gleichen Wellenlänge liege. Dass die Frau in der Küche das alleinige Sagen hat – für die sechs völlig undenkbar.

In der Anfangszeit haben die Männer nur für sich gekocht. In der Profiküche des Dorfgemeinschaftshauses, die aus einer ehemaligen Pizzeria stammt, haben sie geschnippelt, abgeschmeckt und portioniert, um ihr Menü anschließend an einem Tisch im Schankraum nebenan bei einem guten Fläschchen Wein zu genießen. Für denjenigen, der Thekendienst hatte oder als Gast vor dem Tresen saß, fiel auch immer was ab – mal eine Suppe, mal ein Hauptgericht und mal ein Dessert. „Wir kochen immer mehr, als wir brauchen“, meint Andreas Ballmann.

Mittlerweile haben die Hobbyköche so viel Erfahrung, dass sie auch für größere Gruppen kochen. Aber nur ehrenamtlich, es soll schließlich ein Hobby bleiben. Auch wenn man fast daran zweifeln mag. Im Januar 2017 beispielsweise waren sie es, die das 40-jährige Bestehen des Zingsheimer Eulenvereins kulinarisch begleiteten. Für über 100 Gäste hatten sie gleich mehrere Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts zubereitet. Zuvor hatten sie per Ankreuzliste abgefragt, was wer gerne essen würde. „Um besser disponieren zu können“, so Axel Jaedicke.

Alle die, die für den Jubiläumsabend Essen geordert hatten, waren begeistert davon, was die sechs Männer hinter dem Herd so zustande bringen. So ganz ins kalte Wasser waren sie aber nicht gesprungen: Das Sextett hatte bereits beim Zingsheimer Weihnachtsmarkt 2016 die Besucher mit Kleinigkeiten verwöhnt: Erbsensuppe, gefüllte Champignons, Currywurst mit Pommes, Reibekuchen und Flammkuchen.

In diesem Jahr kümmern sie sich wieder um das leibliche Wohl der Weihnachtsmarktbesucher. Sie wollen aber noch besser werden und rüsten auf. Dafür diente der jüngste Freitag. „Wir wollen den heutigen Abend nutzen, um einiges auszuprobieren“, meint Jochem Hannes. Unter anderem wolle man am ersten Adventswochenende einen Pulled-Pork-Burger kredenzen, ein Gericht des klassischen Barbecues mit Fleisch aus Schweineschulter- oder -nacken. Und ein solcher Burger sollte an diesem Freitagabend als Hauptgericht auf den Teller kommen. Zuvor gab es eine Maronen-Kürbis-Suppe und Maronen-Tagliatelle als Vorspeise nebst begleitenden Weinen.

Manöverkritik muss sein

Zu Beginn einer Koch-Session wird festgelegt, wer für welchen Gang verantwortlich ist.

Der Nikolaus kommt um 14 Uhr

Neu aufgestellt präsentiert sich der Weihnachtsmarkt in Zingsheim. Am ersten Advent, Sonntag, 3. Dezember, von 10.30 bis 17 Uhr werden rund um die Kirche Kunsthandwerker und Dorfgemeinschaft für Weihnachtsstimmung sorgen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Nicole Hermanns, Thomas Bey und Burkhard Rosenbaum.

30 Aussteller haben sich für den Markt angemeldet, für den sich ganz Zingsheim ins Zeug legt. Der Gesangverein Eintracht singt zwischen 12 und 14 Uhr Weihnachtsleider in der Kirche. Anschließend spielen die Zingsheimer Blasmusikanten zwischen den verschiedenen Ständen ihre Weisen. Die Cafeteria wird vom Eifelverein bestückt; darüber hinaus sorgt der Kochclub Zingsheim mit Reibekuchen, Wurst und Pommes frites, Pulled Pork und Pizza für das leibliche Wohl der Besucher. Glühwein serviert der Karnevalsverein, und auch Feuerwehr und Junggesellenverein packen mit an.

Bis in die Kirche hinein präsentieren die Aussteller ihre Sortimente aus Weihnachtsschmuck, Krippen, Relieffiguren, Holzspielzeug, Kunstkeramik, Schmuck, Seidenblumen- und Naturgestecke, Floristik, Häkel- und Handarbeiten. Um 14 Uhr wird der Nikolaus den Markt besuchen und die Kinder beschenken. (sev)

Und dann verteilt derjenige, der für den Abend organisatorisch verantwortlich ist, die Rezepte, an denen man sich orientieren kann, aber nicht unbedingt muss. Was folgt, ist hektische Betriebsamkeit, wie sie in der Küche eines Restaurants nicht größer sein könnte. Während die Suppe noch köchelt, sind Manfred Brandenburg und Stephan Gadzali, der erklärte Dessert-Experte der Truppe, schon mit dem Tiramisu beschäftigt.

Um es vorwegzunehmen: Die Manöverkritik nach jedem der einzelnen Gänge fällt durchweg positiv aus, auch wenn es hier und da Kleinigkeiten zu bemängeln gibt. Etwa dass man die teuren Maronen zu wenig aus der Suppe herausschmeckt. Und klar ist auch, dass es am Burger bis zum Weihnachtsmarkt noch Optimierungsbedarf gibt. Das Brötchen – an diesem Abend selbstgemacht – ist zu kross und zu groß, weniger Rotkohl wäre gut, und die Menge des Pulled Pork stimmt auch nicht. Da sind sich alle einig. Dann gehe die Kalkulation in die Knie, und für die veranstaltende Dorfgemeinschaft, die den Kochclub nach Kräften unterstützt, bleibe nichts mehr übrig.

Ist eigentlich auch schon mal etwas an einem der Kochabende völlig in die Hose gegangen? „Oh, ja, die Biersuppe“, kommt es von allen wie aus einem Mund. Das sei das Schlimmste überhaupt gewesen – „wirklich nicht genießbar“. Eine Blöße dieser Art wollen sich die sechs Hobbyköche am Sonntag auf dem Zingsheimer Weihnachtsmarkt nicht geben. Danach sah es beim Probeabend aber auch wirklich nicht aus.

Rundschau abonnieren