Abo

Private Messanlage gebautDieser Mann will Raser ausbremsen

Lesezeit 3 Minuten
Hat bei der Verwaltung beantragt, in Marmagen die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer zu begrenzen: Hermann Klöser.

Hat bei der Verwaltung beantragt, in Marmagen die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer zu begrenzen: Hermann Klöser.

  • Hermann Klöser hat vor seinem Haus an der Nettersheimer Straße kurz hinter dem Ortseingangsschild von Marmagen eine private Tempomessanlage aufgestellt.
  • Damit will er die Autofahrer, die oft mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf der Straße fahren, bremsen.
  • Bei der nächsten Verkehrsschau des Stadtrats wird die Strecke jetzt auf der Agenda stehen.

Nettersheim-Marmagen – Sein Traum ist Tempo 30 in Marmagen. Hermann Klöser lächelt, als er auf seine Tempomessanlage angesprochen wird, die er vor seinem Haus an der Nettersheimer Straße kurz hinter dem Ortseingangsschild von Marmagen aufgestellt hat. Seit mehreren Wochen erhalten die Verkehrsteilnehmer hier einen direkten Hinweis, wie schnell sie unterwegs sind. Das Gerät habe er in Eiserfey von dem Vorbesitzer übernommen, berichtet Klöser. Eigentlich werde es gar nicht an Privatpersonen verkauft. Dass es nun seit vergangenem Herbst vor seinem Haus stehen dürfe, habe sogar der Kreis Euskirchen als rechtmäßig abgesegnet.

Grüne Smileys, rote Smileys

So freuen sich Verkehrsteilnehmer, die langsam nach Marmagen einfahren, über ein grünes Smiley, während die anderen von einem rot blinkenden Gesicht zum Bremsen animiert werden. Das an der Stelle ein erstaunliches Tempo vorgelegt wird, belegen die Messungen von Klösers Anlage, die die Geschwindigkeit in beide Richtungen erfasst (siehe auch „Die Messwerte“) . Mit mehr als 140 Stundenkilometer passierte im Mai ein Verkehrsteilnehmer, der aus dem Ort herausfuhr, die Messstelle. Mit Tempo 100 fahren viele in den Ort ein, berichtet Klöser kopfschüttelnd: „Dabei ist etwa 50 Meter weiter eine Schule, vor der Tempo 30 gilt.“ Da er in seinem Haus eine physio-therapeutische Praxis betreibe, überquerten hier auch oft Menschen mit Rollstühlen die Fahrbahn. Aus diesem Grund hat der Marmagener im März einen Antrag an den Gemeinderat gestellt, dass im gesamten Ort das Tempo auf 30 km/h begrenzt werden soll. Er sei, so schreibt er im Antrag, häufig morgens um 7 Uhr im Ortskern gewesen: „Es ist unglaublich, wer dort alles unterwegs ist.“ Fußgänger, insbesondere Schüler, Radfahrer, Autos, Busse, Lkw – es sei ein Wunder, dass nicht mehr passiere.

Nachdem noch ein weiterer Antrag beim Rat eingegangen war, beschloss dieser auf Vorschlag der Verwaltung, das Thema bei der nächsten Verkehrsschau auf die Tagesordnung zu setzen. Bis dahin sollen die privaten Messungen durch gemeindeeigene Messanlagen bestätigt werden, die inzwischen an den drei Marmagener Ortsausgängen aufgestellt wurden.

Alles zum Thema Marmagen

Die Messwerte

Die Ergebnisse, die Klösers Anlage in der ersten Juni-Hälfte aufzeichnete, zeigen ein eindeutiges Bild. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 59 km/h. Der Schnellste war mit 136 Sachen unterwegs. 85 Prozent der Autofahrer fuhren maximal 74 km/h. Die meisten Fahrzeuge waren gegen 7.30 Uhr in Richtung Nettersheim unterwegs.

Die am häufigsten gemessene Geschwindigkeit in Richtung Nettersheim lag bei rund 70 km/h, ortseinwärts bei 50 km/h. Eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 könnte die Straßenverkehrsordnung verhindern. Denn durch den Ortskern führt die L 205. Landesstraßen sind für den überörtlichen Verkehr vorgesehen, der im Rahmen der generellen Tempo-Vorschriften freie Fahrt haben muss. Bernd Aulmann, Pressesprecher von Straßen NRW: „Eine Ausnahme stellen die Bereiche vor Schulen und Kindergärten dar. Dort haben wir häufig Tempo 30 eingerichtet.“ (sev)

Die Geschwindigkeit ist für Klöser nur eine Seite der Medaille. „Lärmschutz“ steht auf einem Schild unter dem Display seiner Messanlage. Seit rund 40 Jahren wohnt er am Marmagener Ortseingang: „Uns war schon klar, als wir hierher gezogen sind, dass es nicht leise wird.“ Damals, als seine Kinder noch klein waren, sei es anders gewesen als heute: „Wenn die draußen gespielt haben, habe ich schon einmal mein Auto an der Straßenseite geparkt.“ Das sei sehr effektiv gewesen und wirke auch heute noch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mittlerweile seien es vor allem die neuen Autos, deren Fahrer beim Verlassen des Ortes Gas geben. Auch Motorräder drehten richtig auf. „Viele geben an der Schreinerei schon Gas“, klagt auch Sven Fischer, der die Situation am Ortsausgang in Richtung Bahrhaus oft beobachtet. Die Idee mit dem Tempolimit findet er daher „super“. Schließlich nutzten viele Kinder die Straße als Schulweg.

Rundschau abonnieren