Reliquien statt großer FeierAlternativprogramm für Servatiusfest in Nettersheim

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Nach dem Vorbild der Servatius-Figur wurde das neue Priestergewand gestaltet.

Nach dem Vorbild der Servatius-Figur wurde das neue Priestergewand gestaltet.

Nettersheim-Engelgau – Runde Geburtstage unter Corona-Bedingungen begehen zu müssen, ist eine traurige Angelegenheit. Davon können viele ein Lied singen. Vielleicht täte es auch die Ahekapelle, wenn sie denn singen könnte. Eigentlich sollte der zehnte Jahrestag der Wiedereröffnung, der zweite Geburtstag nach der ursprünglichen Errichtung, mit einem großen Fest begangen werden. Doch das Coronavirus machte diesen Plan zunichte.

Aber spurlos sollte der Patronatstag des heiligen Servatius nicht vorübergehen. Das hatten sich die Ehrenamtler um Burkhard Brücker und Stefan Hansen vorgenommen. Wenn das Servatiusfest schon nicht stattfinden kann, dann sollen die vielen Freunde des malerisch im Genfbachtal gelegenen Kirchleins wenigstens freien Zugang in den Innenraum bekommen. Normalerweise ist dieser durch ein eisernes Gitter abgesperrt.

Viele kleine Kunstschätze

Eine gute Gelegenheit für die Besucher der Ahekapelle, einmal in Ruhe die vielen kleinen Kunstschätze anzusehen, die sie hier in ihrer Heimat haben. Denn durch das Engagement des Fördervereins und der Helfer hat sich mittlerweile eine Mischung aus alten und neuen Ausstattungsstücken angesammelt.

Allerdings sind die Kostbarkeiten in der Regel nicht vor Ort: Um Begehrlichkeiten in der immer wieder von Diebstählen heimgesuchten Kapelle zu vermeiden, werden die mittelalterlichen Figuren durch Fotografien ersetzt. Die Originale werden genauso an einem sicheren Ort aufbewahrt wie das neue Priestergewand.

Zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert

„Die Idee für das Gewand hatte ich, als ich die Figur des heiligen Servatius von der Restaurierung abholte“, sagt Burkhard Brücker. Mit der Gewandschneiderin Lucia Reichenberg setzte er den Plan in die Tat um. Zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde das Gewand, als es am vergangenen Sonntag in der Kirche St. Luzia in Engelgau eingesegnet wurde.

Pastor Gary Lukas Albrecht aus Essen wurde es feierlich von der Schöpferin Reichenberg umgelegt. Getragen werden solle es vor allem während des Servatiusfestes, es könne aber auch beim Engelgauer Luzia-Fest verwendet werden, erläutert Brücker. Das aus leuchtend roter Seide gefertigte Gewand sei auf der anderen Seite grün und könne, auf die Innenseite gewendet, nach der liturgischen Ordnung im ganzen Jahr verwendet werden.

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Nicht nur Pietà und Servatius-Figur waren mit dem Gewand ausgestellt worden, sondern auch die Reliquie des Heiligen, dem die Kapelle geweiht ist. Grund genug für Neugierige, die Gelegenheit zu nutzen, aus der Nähe einen Blick auf die Kunstschätze zu werfen. Aus Euskirchen waren Amelie und Alexandra Gatzen gekommen. „Ich bin zum ersten Mal hier gewesen, ich finde es beeindruckend“, sagt Gatzen. Regelmäßige Visiten stattet dagegen Maria Breuer aus Soller der Kapelle mit dem E-Bike ab. „Ich bin heute hierher gekommen, weil ich die Kapelle meinem Mann Karl-Heinz zeigen wollte“, sagt sie.

Da die Besucher das Innere der Kapelle nur einzeln besichtigen durften, bildeten sich immer wieder Schlangen vor der Eingangstür. Und so war doch noch ein wenig Servatiusfest.

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