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Versuchte AutomatensprengungMitglieder der Audi-Bande vor Gericht

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VR-Bank Nordeifel in Marmagen

VR-Bank Nordeifel in Marmagen

Nettersheim-Marmagen – Vor dem Landgericht Aachen beginnt am Montag, 12. Juli, der Prozess gegen drei Männer, die im Januar versucht haben sollen, den Geldautomat der VR-Bank Nordeifel in Marmagen zu sprengen. Die Männer im Alter von 23, 29 und 33 Jahren sind wegen versuchten gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls mit Sprengstoffeinsatz angeklagt, teilte Thomas Birtel, Pressesprecher des Landgerichts Aachen, mit. Die Angeklagten stammen aus den Niederlanden, zwei wohnen in Utrecht, der dritte hat keinen festen Wohnsitz, so Birtel.

Die Tat ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 15. Januar. Dem Trio wird vorgeworfen, gegen 4.15 Uhr die Eingangstür aufgestemmt zu haben. Laut Birtel wollten sie den Automaten im Vorraum der Filiale durch eine Gasexplosion sprengen.

Der Polizei kam der Zufall zur Hilfe: Just zu dem Zeitpunkt waren Zivilfahnder in Marmagen auf Streife unterwegs – wegen des Impfzentrums in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik war die Polizei-Präsenz erhöht worden. Die Polizisten entdeckten die drei Männer, wie sie Leitungen aus dem Vorraum der VR-Bank an der Kölner Straße nach draußen legten.

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Stundenlange Fahndung

Als die mutmaßlichen Täter die Polizei bemerkten, ergriffen sie die Flucht, woraufhin die Beamten Warnschüsse abgaben. Einer der nun Angeklagten wurde noch vor der Bankfiliale festgenommen. Der zweite mutmaßliche Täter wurde wenig später von Schleidener Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe gestellt.

Sprengungen

Geldautomaten im Kreis waren in der Vergangenheit Ziel von unbekannten Dieben. Zwischen 2013 und 2016 wurde der Automat der Postbank in Kall gleich viermal heimgesucht. Neben einem vergeblichen Versuch 2013 wurde ein Jahr später ein Automat der VR-Bank in Dahlem gesprengt, 2016 einer der Kreissparkasse am Winkelpfad in Euskirchen. In Kommern versuchten Täter 2017 viermal, sich Zugang zum Volksbank-Automaten am Fachmarkt-Zentrum zu verschaffen, in Firmenich sprengten die Täter ebenfalls 2017 einen Automaten in die Luft.

Nach dem dritten Verdächtigen wurde stundenlang gefahndet. Mehrere Streifenwagen und ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz. Den entscheidenden Hinweis gab ein Mitarbeiter des Kaller Ordnungsamts der Polizei: Er hatte zwischen Krekel und Steinfeld einen Mann mit dreckverschmierter Kleidung entdeckt, der ihm „spanisch vorgekommen“ sei. Daraufhin wurde der Mann von der Polizei festgenommen.

Die Männer sollen laut Birtel zu einer Gruppe aus den Niederlanden gehören, die sich auf die Sprengung von Geldautomaten spezialisiert hat und mit hochmotorisierten Autos, bevorzugt der Marke Audi, unterwegs ist. Auch bei der versuchten Geldautomatensprengung in Marmagen stellten die Ermittler einen leistungsstarken Audi sicher. Der sogenannten Audi-Bande werden deutschlandweit Sprengungen von Geldautomaten zur Last gelegt. Gegen einige Mitglieder sind bereits Verfahren mit Haftstrafen beendet worden.

Weitere Vorwürfe

Mit drei weiteren Taten wird einer der drei Angeklagten außerdem in Zusammenhang gebracht.

So soll der Mann am 4. September 2019 zum einen bei dem Versuch beteiligt gewesen sein, einen Bankautomaten einer Sparkassen-Filiale in Gelsenkirchen zu sprengen. Der Versuch blieb jedoch nach Aussage des Pressesprechers des Landgerichts Aachen, Thomas Birtel, erfolglos.

Gut zwei Wochen später, am 22. September 2019, soll der Angeklagte zunächst die Kennzeichen eines anderen Autos gestohlen und im Anschluss daran versucht haben, den Automaten der Sparkassen-Filiale in Rösrath zu sprengen. Auch dieser Versuch blieb durch das Einsetzen der verbauten Vernebelungsanlage der Sparkasse erfolglos.

Nur einen Tag später, am 23. September 2019, soll der Mann erneut Autokennzeichen gestohlen und anschließend einen Sparkassen-Automaten in einer Kaufland-Filiale in Kaiserslautern gesprengt haben. Die Täter erbeuteten rund 7000 Euro. Der Gesamtschaden betrage 185 000 Euro, so Birtel.

Für das Verfahren gegen das Trio vor dem Landgericht Aachen sind insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt, so Birtel. Ein Urteil werde möglicherweise am 15. November gesprochen.

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