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Neuer Orden für Mariawald?Förderverein hofft auf den Erhalt des geistlichen Lebens

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Ein besonderer Ort ist die Abtei Mariawald. Der Verein der Freunde und Förderer der Abtei  setzt sich dafür ein, dass die Anlage oberhalb von Heimbach weiterhin ein spiritueller Ort bleiben kann. 

Heimbach-Mariawald – Weil der Konvent mit zehn Mönchen zu klein und mit einem Altersdurchschnitt von 81 Jahren überaltert sei, ist Anfang vergangener Woche die Schließung der Abtei Mariawald und der dazugehörigen Betriebe verkündet worden. Nach einer Sitzung reagiert jetzt der Vorstand des Fördervereins der Abtei auf diese Nachricht.

Förderverein sucht neue Kongregation

Diverse Optionen seien angedacht worden. „Im Kloster ist überlegt worden, ob man sich mit juristischen Mitteln gegen die Schließung zur Wehr setzen sollte“, so Notar Wilhelm Scheuvens aus Gemünd, der Vorsitzende des Vereins. Jedoch werde diese Idee nicht weiter verfolgt. Scheuvens: „Die Aussichten, sich erfolgreich wehren zu können, dürften eher gering sein.“ Mehr Aussicht auf Erfolg verspricht man sich davon, einen anderen Orden zu finden, der Mariawald mit einem Konvent übernimmt.

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Der Vorstand geht davon aus, dass die Mönche den Auflösungsbeschluss, der in Rom von der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens gefasst wurde, „in Demut und Gehorsam annehmen“. Dies, obwohl die meisten laut Scheuvens in Mariawald bleiben wollen.

Trappistenkloster soll geistlicher Mittelpunkt bleiben

Die Abwicklung liegt beim Päpstlichen Kommissar Abt Bernardus Peeters von der Abtei Koningshoeven bei Tilburg in den Niederlanden.

Mitglieder des Vereins wollen nun in Gesprächen mit ihm Zeit für einen „sanften Übergang“ gewinnen und sich dafür stark machen, dass das einzige Trappistenkloster in Deutschland ein „geistlicher Mittelpunkt“ bleibt.

Auch für Himmerod wird ein neuer Orden gesucht 

Gaststätte, Laden, Likörfabrik und die Buchhandlung sollen geöffnet bleiben. Eigentümer der Immobilie und Betreiber der Klosterbetriebe ist ein anderer Verein: der Verein Trappistenkonvent Mariawald. Der Förderverein wünscht, dass der Konvent-Verein so lange besteht, bis es eine Lösung für den Fortbestand des Klosters gibt. Scheuvens bittet, dass so verfahren wird wie im Fall des Zisterzienserklosters Himmerod, das im Oktober aufgehoben wurde: Der Trägerverein besteht fort und der Bischof von Trier sucht einen anderen Orden, der das Kloster fortführt.

Spirituelles Leben in Mariawald

Der Förderverein des Klosters will Mariawald als spirituelles Zentrum erhalten – nach Möglichkeit mit mönchischem Leben. Vorsitzender Wilhelm Scheuvens weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass im Wallfahrtsort Mariawald seit mehr als 500 Jahren der Gottesdienst und die Marienverehrung im Vordergrund der spirituellen Angebote stehen.

Heute finden in Mariawald täglich mindestens eine heilige Messe und neben der Vigil noch weitere sieben Stundengebete statt. Täglich steht die Kirche von 6.30 Uhr bis etwa 19.45 Uhr nach der Komplet für Besucher offen. Laut Scheuvens machen die Gläubigen davon reichlich Gebrauch, um zu beten und ihre Anliegen der Gottesmutter vortragen.

Darüber hinaus bietet die Abtei Beichtgelegenheiten an, auch seelsorgerische Gespräche werden ermöglicht. (bk)  

Scheuvens verweist darauf, dass es zuletzt weder öffentliche Zuschüsse noch Geld des Bistums für Erhalt und Sanierungen gegeben habe. Daher seien die in den klösterlichen Betrieben erwirtschafteten Überschüsse Gold wert, da Teile davon in die Immobilien gesteckt werden konnten. Auch zum Schutz der Anlage – etwa vor Vandalismus – macht es für Scheuvens keinen Sinn, das Kloster vor einer neuen Nutzung zu schließen.

Plädoyer für den Erhalt der Arbeitsplätze

„Mit Nachdruck“ plädiert der Fördervereins-Vorstand für eine Fortführung der Betriebe mit 30 Mitarbeitern, davon zwölf Festangestellte. In den Betrieben sei, so Scheuvens, oft Menschen eine Chance gegeben worden, die auf dem Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln gewesen seien. Im Gegenzug hätten die Angestellten einiges zurückgegeben: etwa über mehrere Jahre auf Weihnachtsgeld und Lohnerhöhungen verzichtet, um die heruntergewirtschafteten Betriebe wieder aufzubauen.

Scheuvens: „Nicht zuletzt aufgrund der Leistung dieser Mitarbeiter steht die Abtei als wirtschaftlich bestens aufgestelltes, florierendes und schuldenfreies Unternehmen da, das zur Freude der Kommune und des Fiskus’ seine Ertragssteuern zahlt.“ Auf weit über eine Million Euro – Tendenz steigend – beziffert Scheuvens den Umsatz der Betriebe. Dies habe zum Unterhalt des Konvents und der Pflege der alten Mönche beigetragen.

Scheuvens blickt optimistisch nach vorn: „Wir wissen, dass Abt Bernardus all diesen Überlegungen aufgeschlossen gegenübersteht. Er hat sich bis zuletzt für Mariawald eingesetzt und gegenüber dem Generalkapitel sowie der Kurie in Rom die Interessen der Mönche und des Klosters Mariawald vertreten.“ Der Abt selbst war bis zum Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Geschichte von Mariawald

In der Abtei Maria Frieden sind die 19 Nonnen von der Schließung Mariawalds sehr betroffen, wie Schwester Gratia erklärt, die seit 2012 Äbtissin in Dahlem ist. Der Schließungsbeschluss habe keine Auswirkung auf das Frauenkloster. Die Äbtissin erklärte, dass Maria Frieden nicht in seiner Existenz gefährdet sei.

Maria Frieden und Kloster Gethsemani auf dem Donnersberg bei Dannenfels in der Pfalz sind die einzigen Trappistinnen-Klöster in Deutschland. Kloster Gethsemani wurde 1984 von zwei Nonnen der Abtei Maria Frieden gegründet. Die Verbindung zwischen den Klöstern Dahlem und Mariawald ist sehr eng. Das Frauenkloster an der Binz sei 1953 vom Mutterkloster in Mariawald gegründet worden, so Äbtissin Gratia. Die Mönche von Mariawald wählten damals den Namen Maria Frieden, weil nach den zwei Weltkriegen das Gebet um Frieden Hauptanliegen der Trappistinnen war und ist.

Mariawald war Mutterkloster von Maria Frieden. Seit Josef Vollberg nicht mehr Abt von Mariawald ist, hat sich dies geändert. Mutterkloster beider Abteien in der Eifel sei nun die Abtei Oelenberg im Elsass, berichtet Äbtissin Gratia. „Wir haben viel für die Angestellten des Klosters gebetet“, sagt sie weiter. „Und für die Brüder. Dafür, dass sie sich, wenn sie in Pflege kommen sollten, wohlfühlen können und auch die heilige Messe feiern können.“ Wenn es etwas nütze, werde sie sterben, wenn dann Mariawald erhalten bliebe, habe eine ihrer Mitschwestern gesagt. (bk)

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