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Prime Site Rhine RegionMindestgröße von 80 Hektar soll gelockert werden

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Kreis Euskirchen – Kaum war der neue NRW-Wirtschaftsminister am vergangenen Samstag zu Besuch in Euskirchen, kündigt sich bereits der nächste Auftritt von Andreas Pinkwart (FDP) in der Kreisstadt an.

Der Minister habe erklärt, so Kreiskämmerer Ingo Hessenius am Mittwoch im Kreistag, sich die Prime Site Rhine Region ansehen zu wollen: jenes 205 Hektar große Gebiet auf dem Gebiet der Kommunen Euskirchen und Weilerswist, für das Land, Kreis sowie die Stadt Euskirchen und die Gemeinde Weilerswist seit 2001 erfolglos einen großen Betrieb suchen.

Damals war BMW im letzten Moment abgesprungen, später hatte Haribo zwar eine Ansiedlung dort erwogen, sich dann aber für die Gemeinde Grafschaft in Rheinland-Pfalz entschieden.

Am Mittwoch nun hat der Euskirchener Kreistag – gegen die Stimmen der Linken – nach einem entsprechenden Antrag von CDU und SPD die Verwaltung beauftragt, mit der Landesregierung darüber zu verhandeln, die Mindestgröße einer Ansiedlung von 80 Hektar zu lockern.

Chancen für den Südkreis

Pinkwart hatte sich am Samstag zwar dafür ausgesprochen, die Fläche auch weiterhin für eine Großansiedlung bereitzuhalten.

Doch Pinkwarts Parteifreund, der FDP-Kreistagsfraktionschef Hans Reiff präzisierte: „Sollte sich ein Investor melden, der in einem ersten Schritt nur 50 oder 60 Hektar braucht, weitere Flächen aber später nutzen möchte und womöglich noch einen Logistikbetrieb oder Zulieferer mitbringt, sollte das kein Hinderungsgrund sein.“

Zudem wolle die CDU/FDP-Mehrheit im Land eine Einzelfallentscheidung ermöglichen, für den Fall, dass ein Investor schnell Klarheit brauche.

Um welchen Interessenten es sich handelt, mit dem das Land laut Pinkwart derzeit „ernsthafte und gute Gespräche“ führt, blieb unterdessen geheim. „Mir hat der Minister das auch nicht verraten“, so Reiff. Das tat auch der FDP-Landtagsabgeordnete Jörn Freynick nicht (sofern er den Namen kennt). Der Bornheimer, der in seiner Fraktion das Thema Landesplanung beackert, stattete seinen Parteifreunden im Kreis in dieser Woche einen Besuch ab.

Der Landesentwicklungsplan, den Anfang des Jahres noch die damalige rot-grüne Mehrheit in die Wege geleitet habe, werde von der „Überregulierung“ befreit werden, erklärte Freynick – auch, was die Prime Site angeht, aber nicht nur: So sollen Dörfern mit weniger als 2000 Einwohnern nun doch Entwicklungen sowohl bei der Wohnbebauung als auch bei der Gewerbeansiedlung ermöglicht werden. Auch die von Schwarz/Gelb versprochene Abstandsfläche von Windkrafträdern zur Wohnbebauung von 1500 Metern solle durch neue Erlasse festgelegt werden. „NRW ist Schlusslicht im Wirtschaftswachstum“, so Freynick. Das müsse sich ändern, wobei die Ökologie auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen werde.

Die Kreis-Liberalen hörten das gerne, so Hans Reiff. Die Chancen für den Kreis würden steigen, da der Ballungsraum Köln, was Wohnungen und Gewerbe angehe, aus allen Nähten platze.

Das habe die Vergangenheit gezeigt, das könne sich auch in der Zukunft weiter in Richtung Süden fortsetzen. „Zuerst zog Weilerswist den Nutzen, dann Bad Münstereifel mit dem Baugebiet in Arloff-Kirspenich“, so Reiff. Auch in Mechernich und Kall habe sich einiges getan. Wenn die Infrastruktur verbessert würde – etwa mit schnellem Internet – könne sich noch einiges tun.

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