Printenproduktion in der EifelDer Scheich bekommt eine Printe aus Gold

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Zutaten für Printen

Kreis Euskirchen – In einem Tresor liegt es zwar nicht, dennoch hütet Günter Portz sein Printenrezept wie einen Schatz. Nur der Konditormeister aus Bad Münstereifel und seine Backstubenleiterin Karin Becker kennen die grammgenaue Rezeptur des Teigs. Vor mehr als 40 Jahren hat sich Portz auf die Suche nach der optimalen Printe begeben. Natürlich sei er auch bei den Aachener Printen-Herstellern mal spinksen gewesen. „Wunderbar saftig, weich und gewürzsatt“ lobte das Magazin „Der Feinschmecker“ jüngst die Printen aus Bad Münstereifel. Der Autor schrieb, dass man auch in Aachen keine besseren Printen finde.

Bis ins letzte Detail kennt nur Bäckermeisterin Karin Becker neben Printen-Chef Günter Portz das Rezept. Hier verteilt sie die Nüsse auf den Teig.

Bis ins letzte Detail kennt nur Bäckermeisterin Karin Becker neben Printen-Chef Günter Portz das Rezept. Hier verteilt sie die Nüsse auf den Teig.

„Die optimale Printe zu kreieren, ist ein Herantasten über Jahrzehnte“, sagt Portz. Einen großen Anteil am Geschmack der Printe habe die Gewürzmischung. Zehn hochwertige Gewürze werden verwendet. Welche? Betriebsgeheimnis! Nur die wichtigsten Bestandteile verrät er: Geduld und Liebe.

Vier bis sechs Wochen kommt der gebackene Teig in Klimatisierungsschränke, in denen er Feuchtigkeit aufsaugt, die Gewürze sich wieder entfalten. „Eine gute Printe ist wie ein guter Wein. Beide brauchen Zeit, um zu reifen“, erklärt Portz. Vor etlichen Jahren hat er sich von der weit verbreiteten, länglichen Form der Printe verabschiedet. „Das hat in der Branche so manche Stirn runzeln lassen“, erinnert sich der 66-Jährige. Doch für die etwa zehn mal zehn Zentimeter großen, eineinhalb Zentimeter dicken Tafeln gebe es einen plausiblen Grund. „Wir machen extreme Weichprinten. Und große Flächen können mehr Feuchtigkeit aufsaugen“, erklärt der Experte, der längst nicht mehr nur Kräuter- oder Schokoladenprinten im Sortiment hat. Das Gebäck gibt es mit Ingwer, Nüssen sowie mit Salz oder Marzipan verfeinert und in ausgefallen Pralinen-Varianten.

Und die sind dank Online-Shop weltweit verfügbar. „Eine Printe ist ein essbares Stück Heimat“, sagt Portz, der seit dem 7. Januar 1977 in der Werther Straße in Bad Münstereifel sein Printenhaus betreibt. Vor eineinhalb Jahren hat er vor den Toren der Stadt sein Geschäft um die Printen-Manufaktur samt Café erweitert.

„Die Printe ist nicht nur ein Weihnachtsgebäck“

Wie viele Printen er im Jahr produziere, will er nicht verraten. Dafür will er mit einem Mythos aufräumen: „Die Printe ist doch nicht nur ein Weihnachtsgebäck. Wir produzieren ganzjährig, weil sie auch ganzjährig gegessen wird.“ Es gebe keinen Tag, an dem er nicht wenigstens mal in eine Printe hineinbeiße. „Zu einem leckeren Rotwein geht eine Printe immer“, sagt der Bad Münstereifeler – auch zu Weihnachten.

Stolzer Printen-Chef: Der Bad Münstereifeler Günter Portz präsentiert einen Teil seines Sortiments.

Stolzer Printen-Chef: Der Bad Münstereifeler Günter Portz präsentiert einen Teil seines Sortiments.

Knapp 17 Kilometer von Bad Münstereifel entfernt – in Weyer – haben die Zwillingsschwestern Margret und Marianne Arns ihr Printen-Geschäft für dieses Jahr beendet. 2600 Kilo Printen haben die Eifelerinnen in den vergangenen vier Monaten gebacken, einen Großteil des Gebäcks mit 500 Kilo Schokolade überzogen.

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Mehr wollen die beiden 57-Jährigen aber nicht verraten. „Das genaue Rezept verraten wir nicht. Bei uns spielen hochwertige Gewürze eine entscheidende Rolle“, sagt Margret Arns, die 15 Minuten älter als ihre Schwester ist. Beide haben 1977 in Gemünd ihre Ausbildung zur Konditorin abgeschlossen. Schon während der Lehre haben sich beide mit Printen beschäftigt, in den Folgejahren immer wieder die Rezeptur verfeinert. „Für uns ist es ein typisches Weihnachtsgebäck. Deshalb beschränken wir die Produktion auf den Zeitraum von September bis Dezember“, erklärt Marianne Arns. Gebacken werde zwar ganzjährig, Printen aber eben nur in den Monaten vor Weihnachten. „Dann bin ich erst einmal froh, wenn das Fest vorbei ist. Im Januar könnte ich dann aber schon wieder eine Printe essen“, sagt sie schmunzelnd.

Mit ihrer Schwester knetet, formt, schmeckt oder verziert sie seit 1997 auf dem elterlichen Bauernhof Torten, Kuchen und Plätzchen. Aus dem ehemaligen Kuhstall ist eine Backstube geworden. Dort, wo bis Anfang der 1990er Jahre noch Kühe standen, stehen heute Tische, an denen die Back-Schwestern Teig ausrollen und verarbeiten. „Wir verwenden nur hochwertige Zutaten bei unseren Printen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen und zahlen dafür auch gerne etwas mehr“, sagt Margret Arns.

Diese Erfahrung hat auch Kollege Portz gemacht. „Du kannst doch keine hochwertige Printen kreieren, wenn du billige Schokolade verwendest“, sagt er. Entsprechend lasse er seine Schokolade extra aus Belgien liefern.

Kurz vor Weihnachten sei eine ganz besondere Anfrage per E-Mail in der Printen-Manufaktur eingegangen. „Ich soll eine Gold-Printe backen, für einen Scheich“, erzählt der Kurstädter. Er sei zunächst sehr geschmeichelt gewesen und habe sogar schon ein Kilo Blattgold geordert, um ein wenig experimentieren zu können. Mittlerweile sei er aber nicht mehr sicher, ob er auf das Angebot eingehen solle: „Wenn ich einen Wunsch habe, dann, dass wir ein Familienunternehmen bleiben. Und wie am Fließband produzieren will ich auch nicht.“ Und genau das – so befürchtet Portz – müsse er, wenn er einen Scheich beliefern soll.

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