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Rursee-Marathon 2017Ein Stubbi bei Kilometer 39,5

Lesezeit 4 Minuten
Sportevent und Dorffest: Beim Marathon drängen sich Sportler und Zuschauer in den Straßen.

Sportevent und Dorffest: Beim Marathon drängen sich Sportler und Zuschauer in den Straßen.

Einruhr – Einruhr. Aufgeregtes Stimmengewirr erfüllte das riesige Zelt am See in Einruhr. Es war nur noch eine halbe Stunde bis zum Start – und ein kaum zu überblickendes Gewimmel von Läufern, Unterstützern, Helfern und Neugierigen lief in den engen Gängen durcheinander.

Zum 23. Mal fand der Rursee-Marathon statt – das heißt für die Läufer, eine Runde um den See zu drehen. Und dies selbstverständlich ohne die bei den „normalen“ Besuchern so beliebte Hilfestellung der Rurseeschifffahrt in Anspruch zu nehmen.

Rund 1250 Starter waren für die beiden Hauptdistanzen über 16,5 und 42 Kilometer am Sonntag gemeldet, rund 380 davon nahmen die Marathon-Distanz in Angriff. Erwartungsvoll und gespannt gingen sie umher, bis sie schließlich zum Start gerufen worden.

„Ich bin immer nervös, das gehört dazu“, sagte Birgit Fender aus Stuttgart, die schon rund eine Viertelstunde vorher dort wartete. Dabei habe sie bereits rund 160 Marathons gelaufen – 23 davon in diesem Jahr. Während sie sämtliche Veranstaltungen zuvor mit ihrem Mann Norbert gemeinsam absolvierte, war Einruhr eine kleine Premiere: Zum ersten Mal liefen die beiden gemeinsam mit ihrer Tochter Laura.

„Es ist mein erster Marathon. Aber ehrlich gesagt, bin ich schon zwei Ultras gelaufen“, gestand sie lächelnd. Beim Sechsstundenlauf in Stuttgart habe sie zum Beispiel im vergangenen Jahr 55 Kilometer hinter sich gebracht.

„Wir sind alles Endorphin-Junkies“, berichtete Dirk Pretorius aus Bliesheim lachend, nachdem er die Familie Fender herzlich begrüßt hatte. Fast jedes Wochenende hätten sie sich bei Laufveranstaltungen getroffen, erzählten sie. Auch wenn sie bereist viele Laufstrecken gesehen haben, ist Einruhr, da waren sich die Läufer einig, für sie etwas Besonderes.

„Das ist einer der schönsten Landschaftsläufe. An jeder Ecke gibt es ein anderes Bild“, sagte Birgit Fender, die schon einmal an dem Wettbewerb teilgenommen hat. „Eine Super-Strecke und gute Verpflegung“, bestätigte die Familie. Und Pretorius hob die wahren Eifel-Specials heraus: „Auf der Staumauer gibt es einen Elz und bei Kilometer 39,5 ein Stubbi!“

Auch für Stefan Löhr aus Bonn hat Einruhr als schöner Naturlauf einen festen Platz im Terminkalender. Der 47-Jährige hat in diesem Jahr bereits stattliche 25 Marathons absolviert. Insgesamt seien es wohl über 326 – so genau wisse er das gerade nicht, erklärte er. Er wolle überall auf der Welt mal gelaufen sein, beschrieb er sein ehrgeiziges Ziel. In ganz Europa sei er bereits bei Läufen am Start gewesen.

Spende

Seine bisher größte Einzelspende von mehr als 37000 Euro übergab der unermüdliche Spendensammler Peter Borsdorff im Rahmen des Rursee-Marathons. Seit vielen Jahren ist der ehemalige Marathonläufer bei Laufveranstaltungen unterwegs und sammelt beim Publikum und den Aktiven Spenden für seine Aktion „Running for Kids“.

Die Unterstützung von den Läufern und Zuschauern beim Rursee-Marathon sei gedacht für eine Familie aus Nideggen. Für sie könne mit dem Geld ein behindertengerechtes Fahrzeug sowie Versicherung und Sprit für ein Jahr finanziert werden, sagte der Schriftführer des Rursee-Marathons, Gerd Hüpgen.

Insgesamt habe Borsdorff mehr als 1,7 Millionen Euro sammeln und damit bedürftige Kinder unterstützen können. Der 74-Jährige wurde für sein Engagement bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. (sev)

Kaum weniger international war auch das Einruhrer Starterfeld in diesem Jahr. „Wir haben Läufer aus 23 Nationen“, berichtete Gerd Hüpgen, Schriftführer des Veranstalters. Fünf Sportler kämen aus China, fünf aus den USA und weitere aus Südafrika, Südkorea, Indien, Irland, Finnland Schweden und Rumänien, fuhr er fort. Die Teilnehmerzahl sei gegenüber den vergangenen Jahren konstant geblieben. „Aber viel mehr ist ja auch nicht machbar“, berichtete er lächelnd und mit Blick auf das Gewusel.

Denn die gesamte Veranstaltung wird ehrenamtlich organisiert. Rund 200 Helfer werden dazu von befreundeten Vereinen oder aus den Nachbarorten akquiriert. „Diese familiäre Atmosphäre ist das Besondere beim Rursee-Marathon“, beschrieb Bernard Pauls, Vorsitzender des Vereins Rursee-Marathon, den Reiz dieser Veranstaltung.

Ähnlich empfand es auch Tanja Roland aus Linnich bei ihrer ersten Teilnahme. „Es ist ein emotionales Moment“, beschrieb sie ihre Gefühle. Die Läufer könnten die Landschaft genießen – ganz anders als in der Stadt, wo sie „an jeder Ecke angebrüllt“ würden. Viele beeindruckende Gespräche über das Laufen habe sie geführt. „Mit einer Frau, die wegen ihres Brustkrebses laufe, oder einem 76-Jährigen, der sagt, liegen könne er doch noch in der Kiste“, erinnerte sie sich.

So konnte sie auch ihre Freunde Eva Kahlow und Damian Wienands zum Mitmachen überreden. „Wir versuchen es mal, sonst steht man ja nur im Kalten rum“, berichtete Wienands schmunzelnd. Wirklich vorbereitet hatte er sich nicht, vertraute jedoch optimistisch auf die Grundfitness: „Ich bin Fußballer, irgendwas wird schon gehen.“

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