Drei Kandidaten zur WahlSchleiden wählt am Sonntag einen neuen Bürgermeister

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Ein neuer Chef fürs Schleidener Rathaus wird in der Bürgermeisterwahl am 4. November gesucht.

Ein neuer Chef fürs Schleidener Rathaus wird in der Bürgermeisterwahl am 4. November gesucht.

Schleiden – Am Sonntag ist es auf den Tag genau sechs Jahre her: Am 4. November 2012 wurde Udo Meister zum Bürgermeister gewählt. Nun, am 4. November 2018, sind die Schleidener wieder zur Wahlurne gerufen. Nachdem Meister im April seinen Rückzug verkündet hatte, wird ein neuer Chef im Rathaus gesucht. Mit CDU-Mann Ingo Pfennigs, der auch von den Grünen und der UWV unterstützt wird, sowie den Parteilosen Anette Pütz und Michael Stadler treten drei Kandidaten an, die die Geschicke der Stadt bis 2025 lenken wollen.

Die Bürgermeisterkandidaten Schleiden

Michael Stadler, Anette Pütz und Ingo Pfennings (v.l.) kandidieren für das Bürgermeisteramt in Schleiden.

Auch wenn Meister, der nun Wahlleiter ist, mit Horst Klöcker und seinem Team über eine erfahrene Crew verfügt, bedeutet jede Wahl enormen Aufwand.

Wahlberechtigte

Rund 13500 Einwohner hat die Stadt insgesamt, 11076 von ihnen dürfen über das neue Stadtoberhaupt entscheiden. Darunter sind auch 247 Jugendliche unter 18 Jahren: Bei kommunalen Wahlen sind alle ab 16 Jahren wahlberechtigt. Zudem sind 535 EU-Bürger aufgerufen, an der Abstimmung teilzunehmen. Bereits bis Freitagvormittag haben knapp 1100 Schleidener per Briefwahl abgestimmt.

Wahllokale

Durchgeführt werden kann ein Urnengang nicht von heute auf morgen. Da sind zunächst die – in diesem Fall zehn – Wahllokale zu buchen. In einem Fall war langfristig nicht langfristig genug: Das Dorfgemeinschaftshaus in Scheuren war bereits anderweitig gebucht. Als Ausweichquartier dient nun die ehemalige Gaststätte Höger. Dies ist das einzige nicht barrierefrei zugängliche Wahllokal für diese Abstimmung.

Wahlschablone

Eine freie und geheime Wahl ist das wohl höchste Gut der Demokratie und im Grundgesetz verankert. Um dies jedem Wahlberechtigten zu ermöglichen, reicht etwa die Briefwahl-Option längst nicht mehr aus. Auch wenn beides in Schleiden aktuell nicht nachgefragt wurde: Eine Wahlschablone und Infos in leichter Sprache sind Pflicht.

Während die Wahlschablone NRW auch in den Wahllokalen bereit liegt, kann darüber hinaus von Blinden und Sehbehinderten ein Wahlhilfepaket angefordert werden. Dazu gehört neben Schablone und Stimmzettel auch eine vom Blindenverband besprochene CD, auf der allgemeine Infos und der Text auf dem Stimmzettel zu hören sind.

Leichte Sprache

Um die Wahl Menschen, die Lese- oder Lernschwierigkeiten haben oder nicht so gut Deutsch sprechen, nahezubringen, werden entsprechende Informationen in leichter Sprache und mit leicht verständlichen Piktogrammen zur Verfügung gestellt. Während Klöcker das entsprechende Infoheft zur jüngsten Landtagswahl für einige grundsätzliche Dinge nutzen und sich an einem Leitfaden mit zahlreichen Beispielen des Netzwerks leichte Sprache orientieren konnte, waren doch viele kommunalspezifische Dinge aufzunehmen. Hier musste Klöcker lernen, wie schwierig es sein kann, ganz einfach zu formulieren. „Auf keinen Fall dürfen Schachtelsätze gebildet. Am besten besteht ein Satz nur aus Subjekt, Prädikat, Objekt“, so Klöcker.

Sowohl er als auch seine Kolleginnen im Rathaus formulierten zunächst noch zu kompliziert. Denn das letzte Wort hatte die Agentur für leichte Sprache in Bonn. Dort sitzen nicht nur Experten, sondern auch junge Testleser aus der Zielgruppe. Und erst wenn die die Broschüre verstanden haben, gibt’s das „Inclusion Europe“-Siegel. Dieses Siegel besitzt nun das Schleidener Heft, das sicherlich bei kommenden Wahlen als Muster dienen kann.

Wahlhelfer

Auch ist eine Wahl personalintensiv. 120 Wahlhelfer werden am Sonntag in der Stadt für einen reibungslosen Ablauf der Abstimmung sorgen. „Es wird aber zunehmend schwieriger, sie zu finden“, sagt Klöcker. Auch wenn eigentlich jeder Wahlberechtigte verpflichtet ist, dieses Ehrenamt zu übernehmen, hält sich die Bereitschaft dazu offenbar in Grenzen. Doch „keine Lust“ oder ähnlich maue Ausreden reichen nicht aus. Die Hürde, diese Aufgabe abzulehnen, ist recht hoch. Klöcker: „Wenn jemand arbeiten muss, verreist oder krank ist, lassen wir uns das bescheinigen.“

Wahltag

Bis 16 Uhr am Sonntag können noch Briefwahl-Unterlagen in den Rathaus-Briefkasten gegeben werden, um 18 Uhr schließen die ab 8 Uhr geöffneten Wahllokale. Lange wird danach wohl niemand auf die Folter gespannt: Da nur eine Stimme auszuzählen ist, dürfte das Ergebnis recht flott feststehen. 2012 dauerte es gerade mal eine Dreiviertelstunde, bis Meister sich als Wahlsieger feiern lassen konnte. Die Ergebnisse werden nicht nur im Internet veröffentlicht. Ab 18 Uhr werden sie auch im Ratssaal im Rathaus präsentiert.

Stichwahl?

Ob am Sonntag tatsächlich feststeht, wer nach Ende von Meisters Amtszeit am 18. November das Chefzimmer bezieht, ist offen. Erreicht kein Kandidat die absolute Mehrheit, geht die Wahl in zwei Wochen in die zweite Runde. Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen treten dann zur Stichwahl an.

Mer Infos finden Sie unter www.schleiden.de.

Die Kandidaten im Schnell-Check

Ingo Pfennings (CDU)

Info Pfennings_Schleiden CDU

Ingo Pfennings

Ingo Pfennings (CDU), 34 Jahre alt, ist Projekt- und Vertriebsleiter. Er wohnt in Bad Münstereifel, will im Falle eines Wahlsiegs aber nach Schleiden umziehen. Er vervollständigt folgende Sätze:

Ich möchte Bürgermeister in Schleiden werden, weil ich mich schon lange kommunalpolitisch engagiere, mich gerne für meine Mitmenschen einsetze, mir die Region am Herzen liegt und ich denke, dass ich durch meine bisherigen Erfahrungen und Aktivitäten die geeignetste Wahl für die Stadt bin.

An Schleiden gefallen mir die freundlichen Menschen, die wunderschöne Natur, die hohe Lebensqualität und das Potenzial, das das Stadtgebiet mit Schleiden, Gemünd und den Ortschaften birgt.

An Schleiden gefällt mir nicht, dass derzeit Teile des Potenzials nicht ausgeschöpft werden und sowohl die Gewerbetreibenden als auch die Bürgerinnen und Bürger so stark belastet werden.

Meine ersten Projekte als Bürgermeister wären die Suche nach sinnvollen Lösungen für die Nahversorgung in Gemünd, die Schaffung eines Behindertenbeirats und eines Ehrenamtskoordinators sowie die Verbesserung der Kommunikation zwischen Verwaltung und Gewerbetreibenden und die Unterstützung dieser.

2025, am Ende der siebenjährigen Amtszeit des Bürgermeisters, soll Schleiden eine lebendige Kommune im Herzen der Eifel sein, deren Bevölkerungszahl nicht mehr sinkt, die sich als touristische Marke neben Vogelsang und dem Nationalpark etabliert hat und in der Menschen jeder Generation gut und gerne zusammen leben – so auch meine Familie und ich.

Anette Pütz (parteilos

Die 44-jährige Juristin Anette Pütz

Die 44-jährige Juristin Anette Pütz

Anette Pütz (parteilos) ist 44 Jahre alt und Volljuristin. Sie wohnt in Schleiden-Oberhausen. Sie vervollständigt die von der Redaktion vorgegebenen Satzanfänge:

Ich möchte Bürgermeisterin in Schleiden werden, weil ich meine Fachkompetenz als Juristin und meine Erfahrung in relevanten Bereichen zum Nutzen meiner Heimatstadt einbringen möchte, damit Schleiden auch in Zukunft mit den anderen Kommunen wettbewerbsfähig bleibt.

An Schleiden gefällt mir, dass ich mich hier wie nirgendwo sonst daheim fühle, vor allem weil hier die Menschen sind, die mir am nächsten stehen und die mich seit meiner Kindheit kennen.

An Schleiden gefällt mir nicht, dass es nicht genügend Arbeitsplätze beziehungsweise attraktive Arbeitsplätze für junge Akademiker gibt, weil wir bislang keinen entsprechenden Wirtschaftsstandort aufbauen konnten, was ich gerne zum Positiven verändern möchte.

Meine ersten Projekte als Bürgermeisterin wäre, einen weiteren Supermarkt nach Gemünd zu holen und die Anbindung des Salzbergs an den Ortskern zu verbessern. Außerdem muss die Brücke in Oberhausen An der Ley endlich saniert werden, vor allem unter den Gesichtspunkten Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Versorgung mit Heizöl.

2025, am Ende der siebenjährigen Amtszeit, soll Schleiden im Rang der Kommunen im Kreis Euskirchen erkennbar an Bedeutung gewonnen haben, damit das Potenzial unserer Stadt besser wahrgenommen und entwickelt wird.

Michael Stadler (parteilos)

Vom „Tempelchen“ aus hat Michael Stadler, der als Einzelbewerber antritt, einen guten Überblick über Schleiden.

Vom „Tempelchen“ aus hat Michael Stadler, der als Einzelbewerber antritt, einen guten Überblick über Schleiden.

Michael Stadler (parteilos) ist 39 Jahre alt. Der Geschäftsführer wohnt in Schöneseiffen. Seine Antworten:

Ich möchte Bürgermeister in Schleiden werden, weil die Stadt einen unabhängigen, parteilosen Bürgermeister mit Lebens- und Berufserfahrung braucht. Jemanden, der seinen Fokus auf die Bürgerinnen und Bürger richtet und nicht auf ein politisches Amt oder eine daraus resultierende Karriere. Jemanden, der nicht nur mit Worten jongliert, sondern selbst anpackt. Denn nur vom Reden passiert nichts.

An Schleiden gefallen mir die vielen Facetten der einzelnen Ortschaften und die Naturverbundenheit der Eifeler. Die Leute sind freundlich, ehrlich und offen. Traditionen werden geschätzt und aktiv gelebt.

An Schleiden gefällt mir nicht die mangelnde Initiative, mit der aktuelle Probleme angegangen werden. Den Bürgerinnen und Bürgern sollte ein größeres Mitspracherecht eingeräumt werden.

Meine ersten Projekte als Bürgermeister wären der Drogeriemarkt im Stadtgebiet Schleiden und die Einkaufssituation in Gemünd (Stichwort Rewe). Statt nur darüber zu reden, bin ich schon weiter. Eine Drogeriekette hat mir gegenüber ihr Interesse bekundet, das gleiche gilt für einen weiteren Supermarkt in Gemünd.

2025, am Ende der siebenjährigen Amtszeit, sehe ich Schleiden als eine moderne Stadt mit florierenden Geschäften in beiden Innenstädten. Ich sehe eine Jugend, der man etwas bieten kann – Schwimmbäder, regelmäßige Veranstaltungen, vielleicht auch ein Kino. Kurzum, eine Stadt in der man gerne und gut lebt, auch im Alter versorgt ist und sich wohlfühlt.

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