Abo

Kapelle entwidmetKloster Maria Hilf in Gemünd schließt nach 117 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
In Rollstühlen nahmen Mutter Hedwig (vorn) und Schwester Agatha am Gottesdienst in der Nikolaus-Kirche teil.

In Rollstühlen nahmen Mutter Hedwig (vorn) und Schwester Agatha am Gottesdienst in der Nikolaus-Kirche teil.

Schleiden-Gemünd – Es waren emotionale Momente, die sich am Samstagabend in Gemünd abspielten. Mit der Entwidmung der Klosterkapelle des Klosters Maria Hilf, im Volksmund eher als „Klösterchen“ bekannt, war für die vier letzten verbliebenen Ordensschwestern der Abschied greifbar geworden. Nur noch wenige Tage sind ihnen in der Eifel vergönnt, dann werden sie in das Kloster der Heiligen Elisabeth in Köln, Mutterhaus der Cellitinnen-Augustinerinnen zur Heiligen Elisabeth, übersiedeln und die Eifeler Niederlassung nach 117 Jahren schließen.

Sichtlich bewegt wohnte Mutter Hedwig, Generaloberin des Ordens aus Köln, der Zeremonie bei. Über ihre Gefühle wollte sie im Vorfeld nicht sprechen, nur soviel ließ ihre Gemütslage erkennen: „Das war immer unser Lieblingshaus.“ Teilweise flossen Tränen bei den Schwestern, die seit vielen Jahren hier in der Eifel ihre Heimat gefunden hatten. Mutter Oberin Agathe, Schwester Bernadette, Schwester Marietta und Schwester Veronika waren die letzten vier Ordensschwestern, die im Klösterchen lebten.

Altenheim pflegte 26 Bewohner

26 Bewohner wurden in dem kleinen Altenheim gepflegt, das bei den Gemündern sehr beliebt war. „Wir sind nur froh, dass es in gute Hände kommt“, sagte Schwester Bernadette, die selbst seit 20 Jahren im Haus war.

Alles zum Thema Eifel

Das könnte Sie auch interessieren:

Von der kleinen Empore an der Seite der Kapelle aus verfolgte sie, wie Pfarrer Philipp Cuck mit Diakon Klaus Hövel die Zeremonie der Entwidmung der Kapelle vornahm. Mit den Prädikantenanwärterin Charlotte Roux-Bücker und Presbyterin Marga Meyer waren auch Vertreter der evangelischen Gemeinde dabei. „Das ist ein Abschied von einer alten Tradition“, bedauerte Roux-Bücker die Entwicklung.

„Die Entwidmung einer Kirche ist immer ein schmerzlicher Einschnitt“, bedauerte Cuck die Entwicklung. Er sei nicht oft hier gewesen, aber habe sich immer zu Hause gefühlt, sagte er. Über fast 120 Jahre habe hier immer ein guter Geist geherrscht.

Ewiges Licht gelöscht

Nachdem Hövel das Tabernakel geöffnet hatte, entnahm Cuck ihm die Hostien. Das Sepulcrum, das in den Altar eingelassen war und die geweihten Reliquien enthält, war bereits vorher von einem Maurer aus dem Altar entfernt worden und wurde von Cuck sorgfältig in ein weißes Tuch gehüllt.

Als letzter Akt sozusagen blies er das Ewige Licht, das bislang neben dem Tabernakel brannte, und die Osterkerze aus. Die Weihegegenstände wurden in einer Prozession mit den Kirchenvertretern und Messdienern in die benachbarte Pfarrkirche St. Nikolaus überführt, wo ein Festgottesdienst stattfand.

Schmerzlicher Abschied

Fast erleichtert wirkten manche der Schwestern, nachdem die Messe vorbei war und der Orden zu einem Abschiedsempfang in das Pfarrheim lud. „Das war eine würdige Zeremonie“, sagte Schwester Christiane. Sie war aus Duisburg gekommen, um in Gemünd den Ordensschwestern beizustehen. „Da steht man zusammen“, sagte sie. Denn, wie Cuck verriet, sorgen sich die Schwestern um den Fortbestand ihres Ordens. Zeitweise seien sie um die 200 Schwestern gewesen, nun seien es noch rund 20, war zu hören. Auch Mutter Hedwig erinnerte sich an die Vergangenheit. „Vor 60 Jahren war ich schon hier und habe schöne Erinnerungen“, erzählte sie. Damals hätten sie hier viel Unsinn gemacht, verriet sie.

Für Schwester Marietta war der Abschied besonders schmerzlich. Die Eifel sei ihre zweite Heimat gewesen, sagte die gebürtige Südtirolerin. „Sehr feierlich“ fand Schwester Veronika die Zeremonie, die sie äußerlich gefasst, aber wie sie sagte, mit tränenden Augen verfolgte. „Ich wäre gerne geblieben.“

Die Entwidmung der Kapelle

Die Entwidmung eines geweihten Raumes ist in der katholischen Kirche ein besonderer Vorgang, erläuterte Pastor Philipp Cuck von der GdG Hellenthal-Schleiden im Vorfeld der Zeremonie. Denn der Altar in einer Kirche oder Kapelle berge stets das Sepulcrum (lateinisch für Grab), einen kleinen Stein, in dem die Reliquien enthalten sind.

„Diese Tradition stammt noch aus der frühchristlichen Tradition und der Zeit der Christenverfolgung“, erklärte Cuck. Damals hätten die Gottesdienste in den Katakomben Roms stattgefunden und damit auch an den Gräbern der Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben seien. In Erinnerung daran werde das Sepulcrum mit den Reliquien in den Altar eingelassen. „Das ist unter anderem der Grund, warum der Priester zum Beginn und zum Ende der heiligen Messe den Altar küsst“, so Cuck.

Mit der Entnahme der Reliquien aus dem Altar sowie der Hostien aus dem Tabernakel und der Löschung des Ewigen Lichtes und der Osterkerze wird der Raum schließlich entwidmet. „Das Sepulcrum werde ich dem Bistum Aachen übersenden, die Hostien werden in das Tabernakel in St. Nikolaus gebracht“, erläuterte Cuck.

Orden mit der Stadt verbunden

Einen Teller der Stadt Schleiden und ein Buch mit Gemünder Geschichten übergab Schleidens Bürgermeister Udo Meister nach einem Grußwort nach dem Gottesdienst an Mutter Hedwig, Generaloberin des Ordens. Er wollte die Verbundenheit des Ordens mit der Stadt demonstrieren.

Am 30. Oktober 1901 hatte die damalige Oberin Mutter Maria vom Kölner Erzbischof die Genehmigung erhalten, in Gemünd eine Niederlassung zu eröffnen. Damals seien dort eine Hauswirtschaftsschule und eine Kinderbetreuung untergebracht gewesen.

Rundschau abonnieren