Konzertreihe zum 250-JährigenSchleidener König-Orgel immer noch gut in Schuss

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Ein Hingucker: Die Orgel in der Schlosskirche ist ein beeindruckendes Zeugnis rheinischer Orgelbaukunst im Barock.

Ein Hingucker: Die Orgel in der Schlosskirche ist ein beeindruckendes Zeugnis rheinischer Orgelbaukunst im Barock.

Schleiden – „Die Orgel ist bis auf den Motor noch im Originalzustand. Da bin ich sehr stolz drauf“, sagt der Schleidener Pfarrer Philipp Cuck und schaut auf die König-Orgel in der Schlosskirche. Der 250. Jahrestag des 1770 erbauten Instruments sollte 2020 mit einer Konzertreihe gefeiert werden, die dann aber der Corona-Pandemie zum Opfer fiel. Vom 24. Juni bis 19. August soll das Jubiläum nun mit drei Konzerten nachgeholt werden.

Rheinische Orgelbaukunst der Barockzeit

„Die Orgel der Schleidener Schlosskirche stellt ein beeindruckendes Zeugnis rheinischer Orgelbaukunst der Barockzeit dar“, erklärt der Organist Andreas Warler. Doch bis heute gebe es keine eindeutigen Beweise, dass sie wie vermutet von Christian Ludwig König gebaut und im Jahr 1770 fertiggestellt worden war. „Aber es gibt mehrere Anhaltspunkte, das beides zutrifft“, sagt Warler. So sei im Jahr 1954 bei der Innenrestaurierung der Schleidener Schlosskirche über dem Chorbogen die Inschrift „Renovatum 1760“ freigelegt worden. „Da liegt die Vermutung nahe, dass bei der Renovierung und Umgestaltung der Kirche auch eine neue Orgel angeschafft wurde“, meint der Organist.

Konzertreihe

250. Jubiläum

Zum 250. Jubiläum der König-Orgel in der Schleidener Schlosskirche startet Organist Andreas Warler eine dreiteilige Konzertreihe. Ab dem kommenden Jahr sollen auch internationale Organisten in Schleiden und in anderen Kirchen der GdG spielen.

„Ich möchte die Orgel mit den Veranstaltungen aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken, denn in der jüngeren Vergangenheit gab es kaum noch Orgelkonzerte“, sagt Warler.

Veranstaltungen

Die Konzerte finden an den Freitagen 24. Juni, 22. Juli und 19. August jeweils um 19.30 Uhr statt. Im Mittelpunkt stehen Werke von Johann-Sebastian Bach und seiner Zeitgenossen. Während beim ersten Konzert ausschließlich Werke von Bach zu hören sind, kommen am 22. Juli mit Johann Ludwig Krebs, Carl Friedrich Ruppe und Christian Heinrich Rinck Komponisten aus der Erbauungszeit der Schleidener Orgel zum Zug. „Bei dem dritten Termin direkt nach Maria Himmelfahrt werden, eingerahmt von Bach, Komponisten aus der Renaissance bis zu Moderne zu hören sein“, erklärt der Organist.

Eintritt

Der Eintritt zu den drei Veranstaltungen ist frei, um Spenden wird gebeten. Die Katholische Kirchengemeinde Schleiden hat für Orgelspenden ein eigenes Konto bei der VR Bank Nordeifel eingerichtet.

Bei dem Bau des Instruments seien auch Papierstücke mit den Jahreszahlen 1724 und 1750 verwendet worden. „Das sind vermutlich alte Rechnungsbelege, die man nach einer gewissen Zeit nicht mehr Aufbewahren musste und die man deshalb zum Abdichten verwendet hat“, erzählt Warler.

Die größten Pfeifen sind bis zu 4,80 Meter hoch.

Die größten Pfeifen sind bis zu 4,80 Meter hoch.

Ein weiterer Anhaltspunkt sei, dass die große Orgel der Stevenskerk in Nijmegen, die Christian Ludwig König 1773 erbaut habe, viele Eigenheiten aufweise, die auch an der Schleidener König-Orgel anzutreffen seien: „Das gilt zum Beispiel für die Pfeifengravuren, deren Schreibweise und Buchstaben identisch sind.“ Deshalb könne man schon davon ausgehen, dass Christian Ludwig König auch der Erbauer der Schleidener Orgel sei.

Orgelgehäuse könnte von Johann Joseph stammen

Laut Warler ist auch nicht klar, wer das Orgelgehäuse gebaut hat. „Anzunehmen ist, dass es aus dem Umfeld der Aachener Architekten Johann Joseph oder Jakob Couven stammt“, sagt der Organist. Fest stehe dagegen, dass die Firma Gebrüder Müller aus Reifferscheid die Orgel 1865 um vier Pedalregister erweitert habe. Weitere Veränderungen habe es 1899, 1946 und 1955/56 gegeben. In den Jahren 1987/88 habe dann die Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal das Instrument grundlegend mit dem Ziel restauriert, dass eine neue Spielanlage samt Spiel- und Registertraktur entsteht, die sich am Vorbild des 18. Jahrhunderts orientiert.

Lieben ihre König-Orgel: Organist Andreas Warler (l.) und der Schleidener Pfarrer Philipp Cuck.

Lieben ihre König-Orgel: Organist Andreas Warler (l.) und der Schleidener Pfarrer Philipp Cuck.

Heute hat die Orgel der Schlosskirche zwei Manuale und ein Pedal. „Die Pfeifen des ersten Manuals bestehen alle noch aus der Zeit um 1770“, verrät der Organist. Das gelte auch für das Rückwerk. Im Hauptwerk seien lediglich 3 von 13 Pfeifen nicht original. „Das Pedal ist 1865 nachgerüstet worden.“ Das Instrument hat laut Warler insgesamt 30 Register und 1702 Pfeifen, die größte davon ist 4,80 Meter lang.

Schleidener Orgel schwer zu spielen

„Man kann auf dem Schleidener Instrument die ganze Bandbreite der Orgelmusik abbilden, aber sie ist sehr schwer zu spielen“, sagt der Musiker. Das Besondere sei ihr „flötiger und farbiger Klang“. Hinzu komme die einzigartige Akustik in der Schlosskirche, die für einen schönen Nachhall sorge. Die Klaviaturen seien unheimlich leichtgängig, ganz anders als zum Beispiel in Steinfeld, wo Warler vorher Organist war: „Das war für mich eine riesige Umstellung“.

Mit dem Blasebalg wird die Druckluft für die Pfeifen erzeugt.

Mit dem Blasebalg wird die Druckluft für die Pfeifen erzeugt.

Klanglich hätten die beiden Instrumente aber durchaus Ähnlichkeiten beispielsweise bei den Trompeten und bei den Posaunen. „Jedes Instrument hat seine Besonderheit, aber historische Orgeln sind immer am reizvollsten, weil sie authentischer klingen“, liebt der Organist die alten Instrumente.

König Orgel berühmter als Orgel in Kloster Steinfeld

„In den 1950er und -60er-Jahren sei die König Orgel sogar berühmter gewesen als die in Steinfeld. Die war von Königs Vater Balthasar gebaut worden, der eine Zeit lang eine Werkstatt in Bad Münstereifel hatte und später nach Köln umgezogen war.

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„Es ist schon etwas besonderes, dieser Orgel zuzuhören“, schwärmt Pfarrer Cuck. Man habe zum Glück in Schleiden immer sehr gute Organisten gehabt, die sich um das Instrument gekümmert hätten.

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