Nach Corona und FlutTagungshotel Eifelkern in Schleiden wird Vier-Sterne-Haus

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Noch ist alles Baustelle: Jessica Mösch im entkernten Erdgeschoss des Hauses.

Noch ist alles Baustelle: Jessica Mösch im entkernten Erdgeschoss des Hauses.

Schleiden – Es ist eigentlich der Super-GAU, den das Schleidener Hotel Eifelkern in den vergangenen Monaten durchgemacht hat: Erst durften die Gäste über Monate nicht kommen, weil die Corona-Maßnahmen dies untersagten, und dann kam am 14. Juli auch hier das Hochwasser und brachte den Betrieb endgültig zum Erliegen. Doch wie viele andere wird auch das Hotel Eifelkern wieder eröffnen: neuer, schöner, besser, mit neuem Betreiber, mit neuem Konzept.

Wann das Hotel wiedereröffnet wird, steht auch für Hoteldirektorin Jessica Mösch und Eigentümer Michael Kuffler noch in den Sternen. Doch bis dahin ist definitiv viel zu tun.

Das Wasser kam aus dem Kanaldeckel

Auch wenn das Hotel Eifelkern eigentlich auf einer kleinen Anhöhe liegt, wurde das komplette Erdgeschoss der weitläufigen Anlage überschwemmt. Doch anders als in der Schleidener Innenstadt wurde der größte Teil nicht von Olef oder Dieffenbach geflutet, sondern das Wasser nahm den Umweg über die Kanalisation.

„Das war der Kanaldeckel, aus dem das Wasser kam“, sagt Mösch und deutet auf den Übeltäter, der unschuldig auf dem oberen Parkplatz sein Dasein fristet. Als in der Nacht auf den 15. Juli die Bäche überliefen und das Schleidener Tal unter Wasser setzten, konnte auch die Kanalisation das Niederschlagswasser nicht mehr fassen, so dass es wieder an die Oberfläche gedrückt wurde.

Ratskeler von Dieffenbach geflutet

Der Parkplatz sei überschwemmt worden. Und das Wasser habe sich an dem gläsernen Querbau gestaut, berichtet Mösch. Dann sei die Tischtennisplatte gegen die Glasscheiben geschwemmt worden, so dass diese schließlich nachgaben und auch der Rest des Gebäudes voll Wasser lief.

Besonders prekär war die Situation im Altbau, der sich zum Markt in Schleiden hin öffnet und in dem sich auch der Ratskeller befindet. Dort hinein ergoss sich der Dieffenbach, der sich an den Durchflüssen am Kreisverkehr gestaut hatte. „Das Wasser hat hier bis unter die Decke gestanden“, so Mösch.

Einen Schaden in siebenstelliger Höhe habe das Wasser verursacht, sagt Mösch. So sind die Erdgeschosse in den verschiedenen Bauteilen mittlerweile komplett entkernt. Die Gastronomie gibt es nicht mehr, die Heizung eben so wenig – ein Hotelbetrieb ist derzeit unmöglich.

Weichen in Schleiden sind Richtung Zukunft gestellt

Doch das soll nicht so bleiben, die Weichen an der Monschauer Straße sind in Richtung Zukunft gestellt. Die Pläne für das neue Hotel stehen, eine Summe im höheren siebenstelligen Bereich solle investiert werden, so Eigentümer Kuffler. Wichtigste Änderung im Konzept ist der weitgehende Verzicht auf das Tagungsgeschäft, das bisher das Geschäftsmodell des Hauses bestimmte. Nun wird der Fokus auf Urlauber gelenkt, die die Eifel in den vergangenen Jahren als touristische Destination entdeckt haben. So solle auch in Schleiden der Tourismus gestärkt werden. „Wir wollen dabei mithelfen“, sagt Mösch.

Geschichte

Hotel vor fünf Jahren gekauft

Das Hotel Eifelkern in Schleiden ist seit 2017 im Besitz der Bamac GmbH in Mutterstadt bei Ludwigshafen. Als Investment, so Geschäftsführer Michael Kuffler im Schleidener Stadtentwicklungsausschuss, habe sein seit mehr als 100 Jahren bestehendes Familienunternehmen das Objekt vor fünf Jahren gekauft. Über rund 70000 Quadratmeter verfügt das Unternehmen nach seinen Angaben an eigenem Immobilienbestand, ansonsten ist es eigentlich eher im Bauträgersegment tätig.

Vermietet an Treuhandgesellschaft

Vermietet war das Gebäude an die KPMG-Treuhandgesellschaft. Für diese führte Klaus Müller das Haus bereits seit 1992 als Tagungshotel mit 119 Zimmern. Es war nach Um- und Neubauten aus dem einstigen Traditionshotel Eifelkern hervorgegangen.

Bis 2023 war der Mietvertrag ursprünglich datiert. Doch bereits vor dem Juli vergangenen Jahres habe man entschieden, den Vertrag nicht zu verlängern und das Hotel stattdessen selbst führen zu wollen. „Aber die Flut hat alles verändert“, so Michael Kuffler. Also habe sein Unternehmen entschieden, früher als geplant ins Hotelgeschäft einzusteigen – ein Segment, in dem es bislang noch nicht tätig gewesen sei.

Bamac GmbH übernimmt Betrieb

Zum Jahreswechsel hat die Bamac GmbH laut Kuffler den Betrieb übernommen – samt aller Mitarbeiter, obwohl derzeit an einen Hotelbetrieb nicht zu denken ist. Dass dieses Kernteam um Jessica Mösch, die bereits seit Jahren in Schleiden ist und das „neue“ Hotel als Direktorin führen wird, nicht ausreichend sein wird, ist Kuffler klar. 25 bis 30 neue Kräfte werde man in zwei Jahren einstellen, sagte er.

Bis dahin wird das Haus, das gegen die Flutschäden versichert gewesen sei, zunächst saniert, grundlegend umgebaut und von Drei- auf Vier-Sterne-Niveau gehoben. Allein aufgrund der hohen Kosten, etwa im Personalbereich, ist es laut Kuffler erforderlich, im Preisniveau nach oben zu gehen.

Von bisher drei Sternen wird das Haus auf ein Vier-Sterne-Niveau gebracht. So wird auch die bauliche Struktur des Hauses eine Veränderung erfahren. „Die Zimmer werden vergrößert. Die Devise ist: Aus drei mach zwei“, erläutert Mösch. Statt 119 Zimmern wie bisher wird das neue Hotel nur noch 80 Zimmer haben, die je nach Größe als „Eifelstuben“ oder „Eifelnester“ angeboten werden. Ein früherer Tagungsraum im Obergeschoss des Nebengebäudes soll jetzt zu „Eifelsuiten“ umgestaltet werden.

Spa-Bereich mit Wellnessangebot geplant

Auch solle das neue Hotel einen großzügigen Spa-Bereich mit Wellnessangeboten erhalten. Dazu komme ein neues Gastronomieangebot mit einem Gartenrestaurant sowie einer Weinbar mit Vinothek, erläutert Mösch. Geboten werde eine regionale und saisonale Küche. „Die Eifel soll man schließlich bei uns wiederfinden“, so Mösch.

Auch von außen werde das Haus umgestaltet. So soll die Lobby mit einem Anbau und einer großzügigen Glasfront erweitert werden. Dazu sollen die Parkplätze mit Gartenanlagen aufgewertet werden. Das Haus Tannenhof, das direkt an der Olef liegt und auch schwer von der Flut betroffen war, soll zu Ferien- und Personalwohnungen umgebaut werden.

Nicht komplett aufgegeben werden solle das Tagungsgeschäft. „Wir werden auf Stammgäste zugehen“, kündigt Mösch an. Allerdings habe diese Branche durch Corona und die Umstellung auf Online-Meetings eine große Veränderung erfahren. Viele Tagungen werden mittlerweile über das Internet abgewickelt. Zwei Tagungsräume werden aber auch weiterhin verfügbar sein.

Öffnung für Schleidener werde angestrebt

Am Anfang sollen die Angebote den Hotelgästen vorbehalten bleiben, so Eigentümer Kuffler. Zwar werde eine Öffnung für die Schleidener Bevölkerung angestrebt, doch ob das möglich sei, hänge von vielen Faktoren ab, wie etwa der Nachfrage im Hotel, dem Personal und Ähnlichem. Das Hotel habe erhebliche Umstrukturierungen vor sich, sagte Kuffler: „Wir dürfen nicht zu schnell zu viel wollen.“

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Auch noch nicht sicher ist der Termin der Eröffnung. „Wir hoffen auf ein Soft-Opening im Dezember 2022 oder Januar 2023“, so Kuffler. Denn die mangelnde Verfügbarkeit von Handwerkern kann auch hier alle gut gemeinten Zeitpläne über den Haufen werfen.

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