Nach der FlutIm Gemünder Sommercamp verarbeiten Kinder die Erlebnisse spielerisch

Lesezeit 3 Minuten
Sommercamp_001

Märchenerzählerin Fabulix (r.) übt mit den Kindern den Schwertkampf. Die Holzwaffen konnten die Kinder selbst herstellen.  

Schleiden-Gemünd – Zum ersten Mal fand das mittelalterliche Sommercamp auf dem Gelände der Katholischen Grundschule in Gemünd statt. Nach wie vor seien flutbetroffene Kinder von der Katastrophe im vergangenen Jahr belastet, in einigen Fällen auch traumatisiert, sagte Klaudia Skodnik, Vorsitzende des Veranstalters Fortuna Hilft.

„Wir wollen Kindern hier eine Auszeit ermöglichen, auch wenn die Flut nun schon mehr als ein Jahr her ist“, sagte sie vor Ort. 100 Kinder ließen an fünf Tagen die letzten Züge der Sommerferien noch einmal mit mittelalterlichem Spiel, Spaß und Spektakel ausklingen.

Bogenschießen, Schwerkämpfe und gemeinsames Kochen

An mehreren Stationen brachten die Betreuer in Kutten und Rüstungen den jungen Rittern etwa das Bogenschießen bei, es wurde sich verkleidet und mit selbst gebauten Holzschwertern gekämpft. „Bevor ich kämpfe, muss ich noch meinen Schild holen“, kündigte einer der jungen Teilnehmer an und verschwand vor dem großen Kampf auf der abgesteckten Wiese, um sich dann kurz darauf mit seinem Freund zu duellieren.

Auch um ihre Verpflegung kümmerten sich die Kinder selbst und schälten, schnitten und hackten Gemüse sowie weitere Zutaten unter einem Zeltdach, die später auf dem Grill über dem offenen Feuer brutzelten. Auch dabei waren die Märchenerzählerin Fabulix und ihr Team sowie Rebecca Müller, Fluthelferin der Charlie-Truppe. Das Team um Betreuerin Fabulix sei bereits seit 22 Jahren im Einsatz, so Skodnik.

Verein Fortuna Hilft ist seit dem ersten Tag vor Ort

„Seit Tag Eins nach der Flut ist Fortuna Hilft vor Ort“, sagt Skodnik. Mit dem Malzirkus habe sich der Verein ein Standbein in Gemünd aufgebaut. Auch dabei handelt es sich um ein Angebot für flutbetroffene Kinder, die in einem alten Zirkuswagen ihren Eindrücken aus der Flutnacht künstlerisch Ausdruck verleihen. Mittlerweile kämen aber auch viele ukrainische Kinder.

„Viele Eltern berichten uns von den positiven Ergebnissen. Es gab zum Beispiel Kinder, die haben Nächte nicht durchgeschlafen oder sich sogar eingenässt. Das ist besser geworden, nachdem die Kinder im Malzirkus waren“, so die Ehrenamtlerin. Zwei flutbetroffene Kinder hätten sich direkt zu Beginn ihres Besuchs unter den Tischen versteckt.

Therapeuten können die Kinder in Gemünd direkt auffangen

Auch Therapeuten seien bei der Malaktion vor Ort, die die Kinder direkt auffangen könnten, berichtet Skodnik. Themen, die die Kinder nach wie vor beschäftigen, sind ihr zufolge Dunkelheit und Sorge um die eigenen Eltern: „Viele Kinder kommunizieren ihre Sorgen nicht, weil sie sie nicht zusätzlich belasten möchten, und sehen, dass die Eltern eigene Sorgen haben.“

Bei Veranstaltungen wie dem mittelalterlichen Sommercamp stehe aber das Kind im Fokus. So sei es einfacher für die Betroffenen, ihre Sorgen und Nöte auszudrücken, ist Skodnik überzeugt. „Und natürlich unverändert ein Thema ist das Wasser“, erklärt die Helferin. Als Nächstes plant Skodnik eigenen Aussagen nach die Eröffnung eines Begegnungshofs. Dort sollen Kinder die Nähe zu Tieren nutzen, um traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.

Rundschau abonnieren