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Nationalpark EifelJunior-Ranger führen über Wilden Weg

Lesezeit 5 Minuten
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Wie man in den Wald hineinruft: Der 13-jährige Junior-Ranger Luis zeigt, wie es richtig geht. Mit dem Metalltrichter am Rand des Rundwegs am Wilden Weg soll man in die Natur horchen und die unterschiedlichen Geräusche wahrnehmen.

  • Die Ausbildung von Junior-Rangern hat im Nationalpark Eifel bereits eine zehnjährige Tradition.
  • Die Jungen und Mädchen führen Besucher vor allem über den Wilden Weg.
  • Die spezielle Perspektive der Junior-Ranger auf die Natur und den Wald bereichern das Angebot des Nationalparks.

Schleiden-Wolfgarten – Vor dem Regen, der pünktlich zu Beginn des Rundgangs einsetzt, und den kalten Windböen schützt der Unterstand links neben dem Eingang zum „Wilden Weg“ nur wenig. Ein typischer Eifeler Herbsttag.

Für Hannah (12), Aron (10), Luis (13) und Julian (12) allerdings kein Problem. Die vier sind allesamt ausgebildete Junior-Ranger des Nationalparks Eifel. Getreu dem Motto, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung gebe, wird eben eine Jacke oder Weste zusätzlich angezogen. Dann kann es losgehen.

Mit dabei ist auch Mimo Miano. Der 54-Jährige ist ausgebildeter Ranger, zudem Forstwirtschaftsmeister. Beim Nationalpark ist der Dreiborner unter anderem für die Ausbildung der Nachwuchs-Naturschützer zuständig.

Startpunkt für eine von mehreren Führungen, bei denen die Kinder kleine und große Besucher im Gebiet des Nationalparks begleiten, ist die Info-Tafel am Eingang zu dem rund 1,4 Kilometer langen Naturerlebnispfad des Wilden Wegs.

„Was ist hier zu beachten? Was ist hier besonders?“, will Miano von dem Quartett wissen. „Auf dem Schild steht auch Blindenschrift“, antwortet Julian prompt: „Das ist sozusagen 3D-Schrift.“

Und Ranger-Kollege Aron ergänzt: „Es gibt aber nicht nur die Braille-Schrift. An den Info-Punkten sind die Steine auf dem Boden anders, damit man weiß, dass da etwas Besonderes ist.“  Dazu führe ein Leitsystem, etwa Hölzer, die entlang des Wegs als Orientierungsmöglichkeit mit dem Blindenstock dienen, Nichtsehende über den Pfad, so der Zehnjährige. 

Über die Holzplanken geht es weiter zum nächsten Haltepunkt, einer Hörstation, an der in mehreren Sprachen sowie in „Leichter Sprache“ Infos auf die Besucher warten. Trotz Ausbildung hätten sie selber auch Dinge dabei gelernt, bestätigen die Kinder.

Unweit der Station finden sich dicke Baumstämme mit unterschiedlich großen ovalen Löchern darin. Auch hier müssen die Junior-Ranger nicht lange überlegen, welches Tier diese Löcher fabrizieren kann: der Schwarzspecht, die größte bei uns heimische Spechtart.

300 Kinder ausgebildet

Seit zehn Jahren werden Kinder im Nationalpark Eifel zu Junior-Rangern ausgebildet. Die acht- bis zwölfjährigen Jungen und Mädchen absolvieren dazu eine Art Ausbildung, die sich über ein Jahr erstreckt. Beinahe 300 Kinder haben sich in dieser Zeit zu Junior-Rangern qualifiziert.

Einmal wöchentlich treffen sich die Nachwuchs-Naturschützer mit den Ausbildern, unter anderem in der Wildniswerkstatt Düttling, die als Umweltbildungseinrichtung der Nationalparkverwaltung Eifel dient. Ansonsten findet der Lehrgang bei Wind und Wetter auch draußen statt.

Bei ihrer Ausbildung lernen die Kinder ihr Schutzgebiet kennen. Das Programm mit Entdeckungen, Abenteuern, Spaß und Wissen stattet sie mit wichtigen Kompetenzen aus. Besonderheiten im Nationalpark lernen sie so kennen und werden spielerisch mit den Aufgaben der Ranger vertraut. Der Einsatz für Naturschutzprojekte steht ebenfalls auf dem Lehrplan.

Nach einem Jahr können die ausgebildeten Junior-Ranger selber Führungen übernehmen, an Treffen zu fachlichen Themen teilnehmen, sich mit Junior-Rangern anderer Schutzgebiete treffen und andere Nationalparks kennenlernen oder das erlernte Wissen an Freunde und Familie weitergeben.

Anlässlich des Jubiläums zum zehnjährigen Bestehen der Junior-Ranger-Ausbildung wurden nun die ersten acht Volunteer-Ranger des Nationalparks ausgezeichnet. Das sind acht junge Menschen, die von naturschutzbegeisterten Kindern zu engagierten Jugendlichen herangewachsen sind. (hab) 

Nächster Stopp ist der tunnelartige Durchgang, der mit kunstvollen Mustern an der Decke verziert ist. „Das sind die Fresspuren von den Käfern hier“, erläutert Luis und zeigt auf die Tafeln mit den Informationen. „An den Gängen kann man erkennen, welcher Käfer das war“, weiß Aron.

Lernstation mit Holzpilzen zerstört

Während die Kinder an der nahe gelegenen Station mit den drei unscheinbaren Kästen noch mit Begeisterung demonstrieren, wie sich unterschiedliche Windstärken auf dem Wald auswirken, wird die Freude beim nächsten Info-Punkt ein wenig getrübt. Eigentlich, erklärt Miano, stünden dort 20 handgeschnitzte, originalgetreue Holzpilze, die ein Mitarbeiter angefertigt habe.

Leider seien die meisten davon im Sommer abgebrochen und die Lernstation somit zerstört worden, bedauert er: „Die müssen jetzt erst einmal alle neu gemacht werden.“ „Schade“, wie die zwölfjährige Hannah befindet: „Die waren so schön.“

Regen und Wind nehmen derweil ein wenig zu, und so geht es mit einem etwas zügigeren Schritt links um die Kurve, runter vom Steg und auf den Weg, der sich zwischen den Bäumen schlängelt. „Einmal haben wir in der Ausbildung hier ein Spiel gemacht und sind mit verbundenen Augen und Blindenstock den Weg gegangen“, erzählt Aron: „Das war spannend und hat Spaß gemacht.“

Mit Spaß sind die Nachwuchs-Ranger auch trotz Herbstwetter dabei und zeigen, was sie in der einjährigen Ausbildung und danach gelernt haben. Etwa, dass in den großen Trichter, der sich nur wenige Meter vor dem Rastplatz am Kletterparcours aus Baumstämmen befindet, nicht hineingerufen, sondern hineingelauscht werden soll. „Man soll die Geräusche des Waldes hören“, sagt Julian und macht es vor.

Nach dem Kletterparcours und vorbei an den Schildern mit Sinnsprüchen zum Thema Wald ist der Rundgang dann auch schon vorbei. Rechts gehe es zur Hirschley-Route, über etwa 5,7 Kilometer, so Miano. In der Regel führten die Kinder die Besucher aber über den 1,4 Kilometer langen Wilden Weg. Und das mit Begeisterung, wie die vier berichten. „Ich mag draußen in der Natur sein“, überlegt Hannah.

Seit zwei Jahren sei sie schon dabei. Ebenso Bruder Aron. Julian und Luis sind noch ein Jahr länger engagierte Nachwuchs-Ranger. „Ich kann gar nicht zählen, wie viele Führungen ich schon gemacht habe“, scherzt Luis. Welche Vorteile es hat, sich einmal die Routen von den Jungen und Mädchen der Junior-Ranger zeigen zu lassen, liegt für Mimo Miano klar auf der Hand: „Kinder sehen die Natur ganz anders als Erwachsene, da können wir auch noch etwas dazu lernen.“ 

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