Traumazentrum kommtHeimatministerin bringt Förderbescheid nach Schleiden

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Mit einer herzlichen Umarmung von Frank C. Waldschmidt machte Ina Scharrenbach ihrer Freude über die gelungene Förderung des Traumazentrums Luft.

Mit einer herzlichen Umarmung von Frank C. Waldschmidt machte Ina Scharrenbach ihrer Freude über die gelungene Förderung des Traumazentrums Luft.

Schleiden – Geldgeschenke an Kommunen oder Vereine zu verteilen, ist immer ein dankbarer Job. Doch über den Förderbescheid, den Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) in Schleiden im Gepäck hatte, wirkte sie besonders froh.

Traumazentrum für Schleiden und die Region

„Dich nehm’ ich gleich erst einmal in den Arm, weil wir’s hinbekommen haben“, sagte Scharrenbach zu Beginn stolz und fast schon etwas gerührt in Richtung Frank C. Waldschmidt. Der Leiter der Psychosozialen Unterstützung (PSU) der Malteser Fluthilfe NRW habe seit Monaten mit ihr und vielen weiteren daran gearbeitet, ein Traumazentrum in der Flutregion auf die Beine zu stellen. Nun werde das Wirklichkeit.

Knapp 536 000 Euro gibt das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung für die Errichtung eines solchen interkommunalen Traumazentrums für Schleiden, Hellenthal und Kall im schon bestehenden Hilfszentrum in Gemünd. „Und das nicht aus den Aufbauhilfen, das sage ich ganz ausdrücklich“, betonte Scharrenbach. Darüber sei eine Finanzierung nicht möglich gewesen. Stattdessen habe man kreativ werden müssen und kurzerhand beschlossen: „Wir machen da einfach mal ein interkommunales Kooperationsprojekt draus.“

Freudig übergab Ministerin Ina Scharrenbach den Förderbescheid an Hermann-Josef Esser (l.),Bürgermeister Kall, Ingo Pfennings (3.vl.), Bürgermeister Schleiden und Wilfried Knips (r.), Gemeinde Hellenthal.

Freudig übergab Ministerin Ina Scharrenbach den Förderbescheid an Hermann-Josef Esser (l.),Bürgermeister Kall, Ingo Pfennings (3.vl.), Bürgermeister Schleiden und Wilfried Knips (r.), Gemeinde Hellenthal.

So einfach sei das aber gar nicht, sagte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU) wenig später. Denn interkommunal bedeutete auch, dass gleich drei Stadt- und Gemeinderäte dem Ganzen zustimmen mussten. Doch die Sorge habe sich als unbegründet erwiesen. Sowohl in Hellenthal als auch in Schleiden und Kall stimmten alle Ratsvertreter einstimmig für das Projekt Traumazentrum. Eine Seltenheit, so Pfennings.

Heimatministerin war nach Flut große Unterstützung

Der Schleidener Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, eine kleine Lobeshymne auf seine Parteikollegin Scharrenbach zu singen. Das habe auch nichts mit Wahlkampf zu tun, betonte er. Die Heimatministerin sei von Tag eins nach der Flut an eine große Unterstützung gewesen. Sie habe die betroffenen Orte sehr häufig besucht, auch abseits der Öffentlichkeit. Sie habe darum gebeten, vor allem die schweren Fälle vorgestellt zu bekommen, habe mit Betroffenen gesprochen und dabei nie einfach irgendetwas versprochen, sondern zugehört. Gleichzeitig habe sie vieles in Düsseldorf für die Region in Gang gebracht.

Mal-Zirkus

„Malen, was man nicht aussprechen kann“ – unter dem Motto ist das kunstpädagogische Angebot Mal-Zirkus im Hilfszentrum gestartet. Kinder und Jugendliche, denen es schwerfällt, über Gefühle und Ereignisse zu sprechen, erhalten hier Hilfe, das Erlebte aufzuarbeiten. Der Mal-Zirkus hat montags bis freitags von 14.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Anmeldung unter Tel. 01 52/54 36 87 21 oder per E-Mail. (jre)

Lob äußerte Pfennings auch für Waldschmidt. Es sei ein Glück, dass er dem Schleidener Tal als Experte für die Trauma-Arbeit zur Verfügung stehe. Denn die psychologische Versorgung der Flutbetroffenen sei sehr wichtig. „Wir haben in Schleiden, Kall und Hellenthal keinen Suizid über die Flut gehabt“, sagte Pfennings. Damit das so bleibe, sei die Errichtung des Traumazentrums essenziell.

Ausschreibung für Betreiber läuft

Aktuell laufe die Ausschreibung für den Betreiber, berichtete der Bürgermeister. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Traumazentrum im Obergeschoss des Hilfszentrums an der Kölner Straße in Gemünd Ende Juni eröffnen.

Schon jetzt sei die Nachfrage im Hilfszentrum kontinuierlich steigend, so Waldschmidt. Dabei reiche die Bandbreite der Probleme von Einsamkeit über Überforderung bis hin zu schweren Traumata. „Die Flut schwemmt vieles hoch.“ Neulich riefen zwei ältere Damen an, die einen Ort zum Kaffeetrinken suchten, denn die Cafés seien ja alle zerstört. Auch die seien herzlich willkommen, so Waldschmidt. Schließlich gebe es im Hilfszentrum ein Café. „Die Menschen erobern sich das Haus. Das ist ein Lebenszentrum hier“, sagte Waldschmidt. Und genau das solle es auch sein.

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Überrascht sei er von den lobenden Worte von Scharrenbach und Pfennings gewesen. Er habe nicht damit gerechnet, so hervorgehoben zu werden. Die Angekündigte Umarmung von der Ministerin erhielt er dann auch noch. Nach den Reden und der Übergabe des Förderbescheids drückte Scharrenbach ihn herzlich.

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