SteinbruchFrüher rauschte hier das Meer

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In der Sötenicher Kalkmulde lassen sich viele 390 Millionen Jahre alte Fossilien entdecken. Bei der „Archäologietour Nordeifel 2012“ können die Besucher selbst auf Entdeckungsreise gehen.

In der Sötenicher Kalkmulde lassen sich viele 390 Millionen Jahre alte Fossilien entdecken. Bei der „Archäologietour Nordeifel 2012“ können die Besucher selbst auf Entdeckungsreise gehen.

Sötenich – Mitteldevon, Givetium, Eifelium und Stromatoporen – was sich hinter diesen mysteriösen Begriffen verbirgt, können die Besucher der „Archäologietour Nordeifel 2012“ im Sötenicher Steinbruch buchstäblich aus der Erde ausgraben.

Der dortige Kalkstein entstand nämlich vor etwa 390 Millionen Jahren im sogenannten Mitteldevon aus Riffschutt sowie Kalkschlamm und beherbergt auch heute noch zahlreiche versteinerte Relikte dieser Zeit. „Hier war vor 390 Millionen Jahren ein Meer. Wir liegen im damaligen Uferbereich. Gerade dort haben sich viele Riffe gebildet. Als sich das Meer dann als Folge von Kontinentalplatten-Verschiebungen zurückzog, und die Gebirge der Eifel entstanden, versteinerten die tierischen und pflanzlichen Bewohner“, erläutert der Urfter Hobby-Archäologe und Heimatforscher Felizius Poth. Und so habe man bei der Fossiliensuche in der Sötenicher Kalkmulde eine Fundgarantie.

„Viele Fossilien sind noch in einem sehr guten Zustand, da der sie umgebende Kalkstein sehr porös ist und sich leicht ablösen läßt“, sagt Poth. Bereits vor drei Jahren war der Sötenicher Steinbruch eine Station der „Archäologietour Nordeifel“ und entpuppte sich trotz Regen als Publikumsmagnet. „Wir hatten den ganzen Tag über 150 Besucher, die im Geröll auf Fossiliensuche gingen“, erinnert sich Poth, der auch 2009 als ehrenamtlicher Helfer die Geologen und Paläontologen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) unterstützte. „Da der Steinbruch sonst nicht für Besucher zugänglich ist, ist die Archäologietour wirklich eine einmalige Gelegenheit, das Gelände zu besichtigen“, erklärt Julia Ott vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege das rege Interesse an den urzeitlichen Relikten.

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Für Geologen und Paläontologen ist der Sötenicher Steinbruch von großer wissenschaftlicher Bedeutung, denn er offenbart, welche Pflanzen- und Tierarten im Mitteldevon in unserer Region heimisch waren. Die tektonische Platte, auf der das Rheinland damals lag, befand sich allerdings nicht an ihrer heutigen Stelle, sondern deutlich südlich des Äquators. Aus kalkhaltigen Hartteilen von Meeresorganismen bildeten sich die Riffe. Zu den wichtigsten „Erbauern“ zählen die Stromatoporen, eine heute ausgestorbene Gruppe der Kalkschwämme. Aber auch Korallen und Seelilien siedelten sich in großer Zahl an. „Auch heute gibt es noch Tier- und Korallenarten, die sich von ihren mitteldevonischen Vorfahren nicht groß unterscheiden, wie etwa der spiralförmige Tintenfisch

,Nautilus’“, erläutert Poth.

Im Nettersheimer Naturzentrum könne man einige lebende Exemplare dieser urzeitlichen Korallenarten, Pflanzen und Kopffüßler in einem Aquarium betrachten. Anhand der verschiedenen Gesteinsschichten können die Experten die Entwicklung der Erde nachvollziehen. „Auch heute ist die Erde durch die Verschiebung der tektonischen Platten noch in Bewegung. So wachsen die Alpen, aber auch die Berge der Eifel immer noch. Natürlich so langsam, dass man es nicht wahrnimmt“, sagt der engagierte Heimatforscher. Um den Teilnehmern der „Archäologietour Nordeifel 2012“ die erfolgreiche Suche noch etwas mehr zu vereinfachen, haben die Betreiber des Steinbruchs eine Halde aufgeschüttet. „Es ist gefährlich, auf eigene Faust im Steinbruch herumzuklettern, deshalb müssen sich die Besucher unbedingt an die vorgegebenen Wege halten“, betont Poth.

Die entdeckten steinernen Schätze dürfen mit nach Hause genommen werden. „Man sollte sich also einen stabilen Rucksack einpacken, denn da können schon ein paar Kilos zusammen kommen“, rät der Urfter. Mit Hilfe der Experten sowie von Zeichnungen und Fotos können die Teilnehmer der „Archäologietour Nordeifel“ ihre Funde bestimmen. Givetium und Eifelium sind übrigens die zwei zeitlichen Abschnitte, in die das Mitteldevon unterteilt wird.

Die ganztägige Busexkursion zu sechs Stationen der „Archäologietour Nordeifel 2012“ am 7. Oktober kostet 12,50 Euro. Anmeldung bis 3. Oktober bei der Tourist-Information Oberes Kylltal, Tel. (0 65 97) 28 78.

info@obereskylltal.info

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