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Coronavirus in der EifelWie bei einem Marmagener Verdachtsfall fast alles schief lief

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Mechernich Krankenhaus

Marcus Mühlhause aus Nettersheim-Marmagen hatte typische Infektionssymptome und begab sich vorsorglich ins Kreiskrankenhaus Mechernich.

  • Marcus Mühlhause aus Nettersheim-Marmagen hatte typische Infektionssymptome und begab sich vorsorglich ins Kreiskrankenhaus Mechernich.
  • Dort entnahmen ihm Mediziner mehrere Abstriche. Ein versprochener Rückruf mit der Diagnose blieb jedoch aus.
  • Und nicht nur das. Der Umgang des Krankenhauses mit dem Marmagener Patienten hinterlässt diesen selbst „ratlos“. Eine Chronik.

Kreis Euskirchen – Marcus Mühlhause geht es nicht gut. Man hört es ihm an. „Am Sonntag ging das los“, erzählt er. Glieder- und Kopfschmerzen, dann nahm das Fieber zu. Bis zu 39,6 Grad. Corona? Sein Mann habe erst kürzlich in der Firma beruflich Kontakt zu einer 40-köpfigen Delegation aus dem schwer von Corona betroffenen Italien gehabt, sagt der 47-Jährige. Er mache sich Sorgen. Auch Bekannte, die im Rettungsdienst tätig seien, hätten ihm dringend empfohlen: Sofort in den Rettungswagen und dann nach Mechernich ins Kreiskrankenhaus!

Auch drei Tage danach kann Mühlhause immer noch nicht sagen, ob er infiziert ist – und wenn ja, womit. Erzählen könne er aber, wie er im Kreiskrankenhaus Mechernich behandelt worden sei.

Der Kontakt mit der Redaktion läuft telefonisch, das Foto zu diesem Bericht ist ein Selfie, das Mühlhausen per WhatsApp gesendet hat. Denn er ist isoliert. Auch weil haarsträubende Fehler passiert seien, wie er sagt. Hier die Geschichte, wie er sie erzählt.

Sonntag, 1. März

In der Isolierstation in Mechernich werden ihm zwei Abstriche im Mund und einer in der Nase genommen. Auch Blut wird abgezapft. Der Arzt fordert ihn dann auf, sich für die Nacht in ein Isolierzimmer zu begeben.

„Als ich das Zimmer sah“, so Mühlhause, „habe ich mich geweigert.“ Er berichtet von „Krümeln auf dem Nachttisch, versifften Stellen im Zimmer und im Bad – und das Fieberthermometer von vorherigen Patienten lag da auch noch rum.“ Sein erster Gedanke: „Hier werde ich eher noch kränker.“

Mühlhause begibt sich auf eigene Verantwortung nach Hause und dort in die häusliche Quarantäne. „Die Untersuchungsergebnisse sollte ich Montagvormittag telefonisch mitgeteilt bekommen“, sagt er.

Montag, 2. März

Vergeblich wartet Mühlhause auf die Ergebnisse. Kein Anruf. Gegen Mittag versucht er, Kontakt zu einem Krankenhaus-Arzt aufzunehmen – zunächst ohne Erfolg.

Erst abends gegen 18.30 Uhr meldet sich eine Krankenhaus-Mitarbeiterin. Alles gut. Kein SARS, keine Influenza, kein Corona. Er könne wieder vor die Tür. Erleichtert geht der 47-Jährige in die Nacht zum Dienstag. Offenkundig hingen die Symptome mit etwas anderem zusammen. Der Gedanke an das Coronavirus? Ein Trugschluss.

Dienstag, 3. März

Mühlhause versucht, weitere Ergebnisse der Tests zu erfahren. Das gestaltet sich schwierig. Lange dauert es, bis er einen Arzt, der Auskunft geben könnte, erreicht.

Dann endlich findet er einen Ansprechpartner, wenn es auch nicht der Mediziner ist, der ihn am Sonntagabend untersucht hat. „Was der Arzt mir dann mitteilte, hat mir vollends die Schuhe ausgezogen“, so Mühlhause: „Der Mann sagte mit großem Bedauern, er müsse mir leider mitteilen, dass nur einer der drei Abstriche im Labor in Leverkusen angekommen sei. Wie das habe passieren können, könne er sich nicht erklären.“

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Mühlhause begibt sich sofort wieder in Isolation. Das habe der Mediziner ihm auch aufgetragen, so der Marmagener. Zum Glück habe er sich nur kurz draußen aufgehalten – mit dem Hund.

Er fragt sich nun aber: „Wie konnte die Krankenhaus-Mitarbeiterin mir am Montagabend Entwarnung geben, wenn nur einer von drei Abstrichen im Labor angekommen ist?“ Ihm wurde nun erklärt, dass mit dem einen Influenza-Abstrich auch andere Krankheitsbilder erkannt werden könnten: „Ich musste also weiter warten.“

Mittwoch, 4. März

Mühlhause weiß immer noch nicht, ob er von Corona betroffen ist. Gegen Mittag dann der nächste Schock. Mühlhause berichtet der Redaktion: „Soeben hat mich eine Sekretärin des Arztes angerufen, um mir mitzuteilen, dass ich gar nicht auf Corona getestet worden sei. Ich bin völlig ratlos.“ Sein Vertrauen tendiere gegen Null.

Kurz nach Mühlhauses Anruf konfrontiert diese Zeitung die Geschäftsführung des Kreiskrankenhauses mit dessen Darstellung. Geschäftsführer Martin Milde steht Rede und Antwort. Zu den Einzelheiten könne er derzeit noch keine Auskünfte geben.

„Wir werden prüfen, ob etwas schief gelaufen ist und was.“ Das sei dringend geboten, allein schon um in der Zukunft Fehler zu vermeiden. „Ich werde aber erstmal Herrn Mühlhause anrufen, um mit ihm darüber zu reden. Wenn wir Fehler gemacht haben, werden wir uns selbstverständlich bei ihm entschuldigen“, sagt Milde.

Zunächst sei es aber wichtig, dass die gesundheitliche Situation von Mühlhause geklärt und ihm geholfen werde. Abgesehen von diesem Einzelfall, so Milde, laufe das Zusammenspiel der Ärzte, des Gesundheitsamtes und der Krankenhäuser in der Corona-Thematik sehr gut.

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