Verstorbener Hollywood-RegisseurKarriere von Wolfgang Petersen begann in der Eifel

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Jung-Regisseur Wolfgang Petersen (3. v. l.) und sein Film-Team bei einer Diskussion über die nächtlichen Dreharbeiten im Kermeter bei Heimbach.

Jung-Regisseur Wolfgang Petersen (3. v. l.) und sein Film-Team bei einer Diskussion über die nächtlichen Dreharbeiten im Kermeter bei Heimbach.

Heimbach – Die Mahnung des jungen Regisseurs an die Kameraleute des WDR im Kermeter bei Heimbach war eindeutig: „Volle Konzentration, wir haben nur diesen einen Versuch!“ Kurz darauf ging mitten Wald eine Kapelle in Flammen auf. Dieses Szenario spielte sich vor 48 Jahren im heutigen Nationalpark Eifel ab. Und der junge Regisseur, der „richtig Schiss“ davor hatte, ob das kleine Gotteshaus auch richtig brennt und die Kameras des Filmteams um Chefkameramann Peter Kaiser das nächtliche Geschehen rund um die brennende Kapelle korrekt einfangen, war kein Geringerer als der jetzt in Los Angeles verstorbene Hollywood-Starregisseur Wolfgang Petersen.

Petersen war am Beginn einer großen Karriere

Petersen war 1974 bei den Dreharbeiten für den zweiteiligen WDR-Fernsehfilm „Die Stadt im Tal“ 33 Jahre alt und am Beginn einer großen Karriere. Er wurde zu einem der gefragtesten Regisseure, nachdem er die Regie beim mehrfach preisgekrönten deutschen U-Boot-Drama „Das Boot“ (1981) geführt hatte.

1971 war Petersen zum Fernsehen gegangen. In Diensten des WDR hielt er bei den Dreharbeiten für den Zweiteiler „Die Stadt im Tal“ vom 17. Juni bis 26. August 1974 die Fäden in der Hand. Die meisten Szenen mit damals bekannten Schauspielern wurden in Monschau, in Eupen, in Heimbach oder auch in Köln gedreht, wo Mariele und Peter Millowitsch als Abiturienten auf einem Abiturball zu sehen sind.

Monschau spielte fiktive Stadt „Lugstadt"

Monschau ist die fiktive Stadt Lugstadt, um die es in dem zweiteiligen Film geht, der am 26. und 28. Januar 1975 im Gemeinschaftsprogramm der ARD erstmals ausgestrahlt wurde.

Die Handlung: Der von Paul Dahlke verkörperte Graf Brosch, ein alteingesessener und einflussreicher Unternehmer in Lugstadt, der auch Inhaber der Brosch-Brauerei und von Brosch-Bau ist, plant ein großes Immobilienprojekt im Stadtwald, das jedoch vom Bürgermeister und dessen Mehrheitsfraktion im Stadtrat sowie auch von einer Bürgerinitiative abgelehnt wird.

Die Bürgerinitiative versucht, den Stadtwald unter Naturschutz stellen zu lassen, um so das Immobilienprojekt zu verhindern. Auch Heimatpfleger Alten und Pfarrer Sommer wenden sich gegen das Projekt, da hierfür eine alte Marienkapelle im Stadtwald weichen müsste.

Stadtwald war eigentlich der Kermeter

Es geht um Intrigen, Seelendramen, die Öde der Provinz und um Stimmenfang: Graf Brosch versucht durch windige Versprechen, die Geschäftsleute der Stadt auf seine Seite zu bringen. Bei einer Verlobungsfeier im Burghof verbreitet sich dann die Nachricht von einem großen Feuerwehreinsatz im Stadtwald: Die Marienkapelle steht in hellen Flammen; sie wird durch das Feuer zerstört.

Als Stadtwald von Lugstadt hielt damals der Kermeter bei Heimbach her, wo die Marienkapelle eigens für die Brandszene inmitten eines lichten Buchenbestandes errichtet worden war. Das damalige Szenario im Wald wäre im heutigen Nationalpark undenkbar. Denn während der Vorbereitungen über Tag und der nächtlichen Dreharbeiten an der brennenden Kapelle herrschte reger Betrieb im Kermeter. Alle Szenen wurden eingehend geprobt, wie zum Beispiel auch die Anfahrt der Heimbacher Feuerwehr, die von einem auf dem Löschfahrzeug sitzenden Kameramann gefilmt wurde. Das Skript-Girl mit dem Drehbuch des Autors Bernd Schroeder und zig Regieanweisungen hatte seinen Arbeitsplatz auf dem Waldboden eingenommen.

Wichtigste Szene konnte nicht geprobt werden

Riesige Scheinwerfer waren im Wald postiert, die Standorte der stationären Kameras festgelegt, wobei Regisseur Wolfgang Petersen keine Aktion aus den Augen ließ. Die wichtigste Szene, die nicht geprobt werden konnte und vor der der damals 33-Jährige „richtig Schiss“ hatte, war das Abbrennen der Kapelle.

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Dass die Furcht von Petersen unbegründet war, zeigte sich in der Nacht: Die Marienkapelle ging wie geplant lichterloh in Flammen auf. Ein erleichterter Regisseur Petersen gratulierte den „Brandstiftern“ und seinen Kameraleuten: „Gute Arbeit, Gott sei Dank.“

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