Bücherschrank in WeilerswistAnwohner ärgern sich über maßlose Selbstbedienung

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Maximal drei Exemplare sollen herausgenommen oder eingestellt werden, so die Regel beim Bücherschrank Weilerswist. 

Weilerswist – Sinn und Zweck eines öffentlichen Bücherschrankes ist es, Menschen eine Möglichkeit zu bieten, Literatur zu leihen, zu tauschen oder Gelesenes weiterzugeben. Auch als ein Ort der Begegnung und des Austauschs für Buchfreunde soll er verstanden werden, auf jeden Fall als etwas Nichtkommerzielles, dem Gedanken des Teilens Verschriebenes.

In Weilerswist scheint das nicht jeder zu verstehen: Regelmäßig wird der vor dem Rathaus stehende Bücherschrank regelrecht leergeräumt – und zwar von den immer gleichen Personen, wie Beobachter einhellig berichten. Auf Facebook schlagen die Wellen deshalb hoch. Die einen empören sich über „Menschen ohne Skrupel und Manieren“, andere werden kreativ, um die eingestellten Bücher unbrauchbar für den Verkauf im Internet zu machen, denn dass das passiert, davon gehen viele aus.

„Ganze Fächer ausräumen ist dreist“

Heidrun Brenig vom Literaturkreis Weilerswist, der den Bücherschrank betreut, hat deshalb schon vor langer Zeit eine Nutzungsordnung an die Türen gehängt, die darauf hinweist, dass höchstens drei Bücher entnommen und eingestellt werden dürfen und die gewerbliche Entnahme nicht gestattet ist. „Schließlich geht es hier um Nehmen und Geben. Ganze Fächer ausräumen ist dreist“, so Brenig, die bestätigt, dass dies sehr häufig vorkomme.

Anwohner berichten, das Gespräch gesucht zu haben mit denjenigen, die sich „zwei bis dreimal die Woche“ derart maßlos an der kostenlosen Literatur bedienen würden, doch dies fruchte nicht. „So ein Bücherschrank ist für die Allgemeinheit da, wenn sich einzelne daran bereichern, finde ich das mies“, so eine Frau gegenüber dieser Zeitung, die den Bücherschrank wegen solcher Verhaltensweisen nicht länger nutzt.

In der Facebookgruppe, in der über das Ärgernis debattiert wird, gibt es die Überlegung, Bücherschrank-Exemplare mit entsprechenden Stempeln zu versehen oder mit handschriftlichen Einträgen: „Nur zum Verschenken, nicht zum Verkauf“. Ob dies tatsächlich etwas bewirken kann, ist ungewiss.

Moderige, schimmelige Bücher

Fragt man Heidrun Brenig vom Literaturkreis Weilerswist, wie sie zu den Beschwerden steht, kommt die Antwort prompt: „Es gibt eben solche und solche.“ Für sie sei das eigentliche Ärgernis weniger, was Nutzer herausnehmen, sondern vielmehr, was manche hineinstellen: „Moderige, schimmelige Bücher, die Jahrzehnte im Keller gelegen haben, Betriebsanleitungen, alte Schulbücher“, zählt sie auf. Selbst Pornoliteratur im Kinderfach des Schrankes habe sie schon vorgefunden, was völlig intolerabel sei.

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Nicht umsonst hat Heidrun Brenig ihre Telefonnummer auf dem Bücherschrank hinterlassen, so können sich Bürgerinnen und Bürger, die ihren heimischen Bücherschrank ausmisten und mehr als drei Exemplare abgeben wollen, bei ihr melden. Trotzdem komme es immer wieder vor, dass vor dem Schrank oder ihrer privaten Haustür kistenweise Bücher abgestellt werden.

Was wie eine erweiterte Altpapiersammlung erscheint, führt bei Brenig oftmals zu einer proppenvollen Papiermülltonne. Nichtsdestotrotz lässt Brenig nichts auf den Weilerswister Bücherschrank und die Idee dahinter kommen. Wenn sie die Regale mit neuen Exemplaren auffülle, habe sie immer wieder Gelegenheit, „die tollsten Gespräche mit anderen Literaturfreunden“ zu führen, die den Bücherschrank gerne nutzen.

Ärgernisse können Sie der Redaktion Euskirchen unter Tel. 0 22 51/ 70 04 54 10 oder der Redaktion Gemünd unter Tel. 0 24 44/95 00 53 80 oder per E-Mail melden. redaktion.euskirchen@ksta-kr.de redaktion.gemuend@ksta-kr.de

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