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Bürgermeisterin schockiertFotos von Flüchtlingsheim in Derkum lösen Hass-Tiraden aus

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Das Bahnhofsgebäude Derkum wurde als Flüchtlingsunterkunft genutzt. (Archivfoto)

Das Bahnhofsgebäude Derkum wurde als Flüchtlingsunterkunft genutzt. (Archivfoto)

Derkum – Sie sei erschreckt darüber, wie Bilder aus dem Flüchtlingsheim immer wieder von Kommentatoren aus der politisch rechten Ecke dazu verwendet würden, böswillig gegen Flüchtlinge Front zu machen, sagte Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) in der jüngsten Ratssitzung. Wieder einmal ging es um die Situation im Bahnhofsgebäude Derkum, das von der Gemeinde als Flüchtlings- und Obdachlosen-Unterkunft genutzt wird.

Vor einigen Tagen waren auf Facebook Bilder von Zimmern, die einen verwüsteten Eindruck machten, veröffentlicht worden. Die Fotos sollen angeblich aus der Flüchtlingsunterkunft in Derkum stammen. Das hat zu erheblichen Diskussionen auf Facebook geführt.

Unaufgeräumte Zimmer

Auf den Bildern, deren Echtheit zu keinem Zeitpunkt von der Verwaltung bestritten wurde, die die Bürgermeisterin aber nach eigenem Bekunden nicht kennt, war das chaotische Innere von Räumen zu sehen – etwa Kleidung, Hausrat und und Möbel, die auf dem Fußboden lagen.

Und schon meldeten sich auf Facebook Dutzende Kommentatoren zu Wort, die teilweise unverhohlen Stimmung gegen die Flüchtlinge oder die Flüchtlingsinitiative machten. Vereinzelt waren sogar regelrechte Hasskommentare gegen Flüchtlinge und Asylbewerber zu lesen. Im Weilerswister Gemeinderat hatte Valerie Vivienne Nitsche, Ratsfrau von Bündnis 90/Die Grünen, am Ende der Sitzung gefragt, was die Gemeinde zu diesem Thema zu sagen habe und wie sie mit der geäußerten Kritik umgehe. Manches, was auf den Bildern als Vermüllung oder Verwahrlosung der Räume kritisiert werde, so Nitsche, interpretiere sie als eine Folge von Wasserschäden.

Bürgermeisterin Anna Katharina Horst erklärte, der auf den Fotos abgebildete Zustand der Räume sei wohl ungewöhnlich. In diesem Fall habe man Flüchtlinge und Asylbewerber in andere Unterkünfte verlegt und sie vorher aufgefordert, alles, was sie nicht mitnehmen wollten, in den Räumen zurückzulassen. Die Gemeinde sorge dafür, dass die zurückgelassenen Dinge umweltgerecht entsorgt werden. „Das ist allemal besser, als wenn alte Möbel, Hausrat, Kleidung und Müll vor dem Bahnhof im Regen liegen, bis sie abgeholt werden können“, sagte die Verwaltungschefin. In den Zimmern sehe es deshalb so aus wie vor einer Sperrmüllabfuhr an Mietskasernen.

Anweisung der Verwaltung

Horst bat die Ratsmitglieder darum, in der Öffentlichkeit ganz deutlich klarzustellen, dass die unaufgeräumten Zimmer, von denen Bilder veröffentlicht wurden, durch die Anweisung der Verwaltung verursacht wurden. Daran seien nicht die Menschen Schuld, die dort gelebt hätten.

Die Weilerswister Flüchtlingsinitiative, die auf Facebook wegen der vermüllten Zimmer ebenfalls scharf angegriffen worden war, äußerte sich am Freitag auf Anfrage zu dem Thema. Die Flüchtlingshilfe sei nicht für die Ordnung in den gemeindeeigenen Flüchtlingsunterkünften verantwortlich, so Ruth Schäfer, eine der Sprecherinnen der Initiative.

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