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DependanceWeilerswister Ausschuss hatte Standort Friesheim ausgeschlossen

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Vorübergehend wird das Friesheimer Schulgebäude vom örtlichen Kindergarten genutzt, der seinerseits saniert wird.

Vorübergehend wird das Friesheimer Schulgebäude vom örtlichen Kindergarten genutzt, der seinerseits saniert wird.

Weilerswist – Es gibt mal wieder Knatsch in Weilerswist. SPD, CDU und FDP zeigen sich verschnupft darüber, dass Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) mit der Verwaltung in Erftstadt offenkundig Gespräche über eine Kooperation in Sachen Gesamtschule geführt hat. Dabei, so der Weilerswister SPD-Fraktionschef Friedhelm Schulte, habe der Ausschuss für Bildung, Jugend und Soziales die Bürgermeisterin ausdrücklich angewiesen, „keine Gespräche mit Erftstadt hinsichtlich der möglichen Einrichtung einer Dependance der Weilerswister Gesamtschule in den Räumen der Förderschule Friesheim zu führen“.

Am Mittwoch sagte Horst mit Verweis auf die politischen Gremien in der Nachbarstadt: „Ich freue mich über den Beschluss des Schulausschusses, die Kooperation der Stadt Erftstadt mit der Gemeinde Weilerswist bezüglich der Gesamtschule zu befürworten.“ Sie bezog sich auf das mehrheitliche Votum von CDU und FDP in Erftstadt, in den Räumen der früheren Don-Bosco-Schule in Friesheim eine Niederlassung der Weilerswister Gesamtschule einzurichten. Diese soll das Ziel haben, in Friesheim die gesamten fünften und sechsten Jahrgänge der Gesamtschule unterrichten zu können.

„Gespräche sinnlos“

„Über die weiteren Vorgehensweisen werden sich die Verwaltungen beider Kommunen austauschen. Außerdem müssen natürlich auch die politischen Gremien in die weiteren Entwicklungen einbezogen werden“, betonte Horst.

Schulte moniert: „Wir können nicht nachvollziehen, warum Bürgermeisterin Horst nicht bereits vor einem Jahr ihrem Kollegen in Erftstadt, spätestens jedoch beim diesjährigen Treffen, den Beschluss des Fachausschusses in Weilerswist nicht mitgeteilt hat.“ Das solle nicht bedeuten, dass Weilerswist eine Kooperation mit Erftstadt ablehne. Doch eine solche Zusammenarbeit müsse sich auf den Standort Weilerswist als Sitz der Gesamtschule beschränken, so Schulte. Dazu gebe es parteiübergreifend einen einstimmigen Beschluss des Fachausschusses in Weilerswist. Auch die Weilerswister FDP übt deutliche Kritik an den Gesprächen, die die Verwaltungsspitze mit der Nachbarkommune geführt hat. Fraktionschef Hans Josef Schäfer erinnerte Bürgermeisterin Horst daran, dass es eindeutige Ausschussbeschlüsse gebe.

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Er kritisiert, dass Horst die Fraktionen nicht zeitnah über die Gespräche zur möglichen Einrichtung einer Dependance der Gesamtschule Weilerswist in Friesheim unterrichtet habe. Schäfer verweist auf die Niederschrift der Ausschusssitzung vom 8. Juni 2017: „Jeder vernünftige Mensch kann den Beschlusslagen entnehmen, dass Gespräche zwischen der Erftstädter und der Weilerswister Verwaltung zu diesem Thema sinnlos sind, da sich die Gremienbeschlüsse in Erftstadt und Weilerswist diametral widersprechen.“

Für den Fraktionschef der CDU, Hans Peter Nußbaum, steht eine ganz wichtige Frage im Vordergrund: „Erst einmal muss geklärt werden, ob wir überhaupt eine Zusammenarbeit mit Erftstadt wollen. Die Bezirksregierung sieht jedenfalls keine Gründe, die gegen eine Kooperation sprechen. Aber wenn Erftstadt eine eigene Gesamtschule gründen will, darf der Bestand der Weilerswister Gesamtschule nicht gefährdet werden.“ In der Weilerswister CDU-Fraktion gebe es noch keine abschließende Meinung, so Nußbaum. Klar sei aber, dass sich bei einer Kooperation Erftstadt finanziell beteiligen müsse.

Bei seinen Parteifreunden in Erftstadt sieht das anders aus. Die Erftstädter CDU weist darauf hin, dass mit dem Beschluss zur Schulkooperation der Empfehlung der Verwaltung gefolgt worden sei. Diese habe Gespräche zur Kooperation bei der Bezirksregierung mit der Verwaltung von Weilerswist geführt. „Vorteilhaft ist, dass die Interessen der Kooperationspartner bei dieser Lösung gleichberechtigt berücksichtigt werden“, betont CDU-Ratsfrau Carla Neiße-Hommelsheim. „Wir stehen zu unserem Wort, dass alle weiterführenden Schulen in Erftstadt erhalten bleiben.“ Wenn sich nun die Chance ergebe, in Friesheim ein Gesamtschulangebot anzubieten, sollten die Details dafür ermittelt werden.

Diskussionen in Erftstadt

Die FDP in Erftstadt erinnert daran, dass sie sehr früh (nämlich als sich andeutete, dass der Teilstandort der Förderschule in Friesheim nicht mehr zu halten war) die Frage im Schulausschuss gestellt habe, ob in der bisherigen Don-Bosco-Schule eine Dependance der Gesamtschule eingerichtet werden könne. „Die FDP hat in der Gesamtschulfrage immer die Position vertreten, dass die Standortfrage sowohl beim Schulentwicklungsplan als auch bei der Elternbefragung unzureichend berücksichtigt worden ist“, sagt Stadtverordneter Franz Holtz.

Die SPD Erftstadt betont, dass mit dem jüngsten Beschluss zur Kooperation bewusst das gefasste Votum der Nachbarkommune ignoriert werde. Der Weilerswister Rat habe dem Vorschlag zur Kooperation schon im vergangenen Sommer eine Abfuhr erteilt, ruft SPD-Fraktionschef Bernd Bohlen in Erinnerung.

Zudem fehle für eine Zweigstelle in Friesheim der Platz. In den Jahrgangsstufen 5 und 6 müssten 420 Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. Erftstadt habe Bedarf für eine eigenen Gesamtschule. Die SPD-Fraktion halte deshalb an ihrem Vorschlag fest, die Hauptschule von Lechenich nach Friesheim zu verlegen. Die Gesamtschule könnte ihre Arbeit in den Räumen der Hauptschule aufnehmen, und zunächst müsste keine der bestehenden Schulen schließen. Die Grünen in Erftstadt sind erbost über den Verwaltungsvorschlag zur Schulkooperation und über das Votum des Ausschusses. „Eine Auslagerung von Klassen ist weder realistisch noch attraktiv“, sagt Fraktionschefin Marion Sand. „Da sollen Hunderte Schüler unterrichtet werden ohne die notwendige Infrastruktur, wie Sportplatz, Seminarräume oder Mensa. Warum sollten Eltern dort überhaupt ihre Kinder hinschicken“, fragt Sand. Tatsächlich solle das Thema Gesamtschule in Erftstadt nur auf die lange Bank geschoben werden. Es sei nicht sinnvoll, durch Wohnungsbau mehr junge Familien nach Erftstadt locken zu wollen, gleichzeitig aber eine Gesamtschule zu verweigern.

Die FWG (Freie Wählergemeinschaft) setzt sich weiterhin dafür ein, bald ein eigenes Gesamtschulangebot für Erftstädter Schüler zu schaffen – allerdings bei Erhalt der Gymnasien. „Für uns ist bis zur Realisierung einer vollwertigen Gesamtschule auch für eine Übergangszeit eine Zusammenarbeit mit der Gesamtschule in Weilerswist, sowohl mit Dependance in Friesheim, als auch in Weilerswist selbst denkbar“, sagt Fraktionschef Raymond Pieper. Allerdings habe die Verwaltungsvorlage zu wenig hergegeben.

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