Weißen Flecken den Garaus machenGroßprojekt für schnelles Internet schreitet voran

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Bürgermeister Jan Lembach (Mitte), Vertreter der Telekom, des Bauunternehmens sowie der Kreisverwaltung waren zum Startschuss gekommen.

Bürgermeister Jan Lembach (Mitte), Vertreter der Telekom, des Bauunternehmens sowie der Kreisverwaltung waren zum Startschuss gekommen.

Dahlem – Mit Fördermitteln des Landes NRW und des Bundes in Höhe von rund 27,6 Millionen Euro setzt der Kreis Euskirchen federführend für seine elf Kommunen derzeit den Ausbau des schnellen Internets für Privathaushalte, Schulen und Gewerbebetriebe um. Das Ziel ist, eine mindestens 30 Mbit pro Sekunde schnelle Leitung anzubieten. In insgesamt 15 Cluster sind die Maßnahmen aufgeteilt (siehe „Die Ausbaugebiete“). Jetzt haben auch im Gemeindegebiet von Dahlem die Arbeiten begonnen.

Es soll im Kreis Euskirchen künftig keine „weißen Flecken“ mit langsamem Internet mehr geben. Denn die sind nicht nur für Unternehmen oder Schulen ein Standortnachteil und Problem – wie sich gerade in Corona-Zeiten mit vermehrtem Homeoffice und Homeschooling via Internet zeigt.

Glasfaser bis an die Haustür

2015 hat der Kreis Euskirchen daher federführend für die elf Kommunen mit dem Auftragnehmer, der deutschen Telekom, den Ausbau der Internetverbindungen mit bis zu einem Gigabyte/Sekunde schnellen Glasfaserleitungen beschlossen. Beim „FTTH“-Ausbau – Glasfaser bis an die Haustür – werden die Lichtimpulse für den Datenverkehr verlustfrei transportiert. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber den alten Kupferleitungen.

Doch bis zum Baubeginn war ein kompliziertes Verfahren zu durchlaufen. „Für dessen Übernahme sind wir dem Kreis sehr dankbar“, so Dahlems Bürgermeister Jan Lembach. Auf Dahlemer Gemeindegebiet am südlichsten Zipfel von NRW wurde der Startschuss symbolisch am Verteilerkasten gegenüber dem Wohnplatz Hammerhüte gegeben. Allein in und um Dahlem sollen an die 120 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 33 Glasfaserverteilkästen aufgebaut werden.

270 von 400 Haushalten haben zugestimmt

„Damit werden direkt über 200 Hausanschlüsse versorgt“, so Marco Lohmeier vom Infrastrukturvertrieb der Telekom. Tatsächlich sind es allerdings rund 400 Hausanschlüsse, die im Gemeindegebiet liegen. Nur 270 haben bisher der Verlegung der neuen Datenleitung bis an die Router- und Telefonanschlussbuchse in ihrer Wohnung oder Haus zugestimmt.

Die anderen Anschlussinhaber erfüllten aber vielleicht auch nicht die strengen Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. „Die Aufgreifschwelle von 30 Mbit/Sekunde bedeutet, dass nur die Anschlüsse ausgebaut werden dürfen, die diese Grenze derzeit nicht erreichen“, so Stefanie Weimbs, Breitbandkoordinatorin bei der Kreisverwaltung. Anschlüsse, die diese Leistung schon bieten, sind also bei der Schließung der Internetversorgungslücken nicht gemeint.

15 Cluster beim Ausbau

„Zudem konnte im ersten Aufschlag nicht allen Unternehmen und Krankenhäusern ein Breitbandanschluss entsprechend dem jeweiligen Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Dies wird nun in einem weiteren Projekt abgearbeitet, für das der Kreis bereits Fördermittel bewilligt bekommen hat“, ergänzt Wolfgang Andres, Sprecher der Kreisverwaltung. Und auch Anschlüsse, die die Telekom oder ein anderer Netzanbieter bereits in Eigenregie ausgebaut haben oder das planen – Beispiel wäre das Neubaugebiet Markusstraße in Dahlem – fallen aus der Förderung.

Ausgebaut wird in 15 Clustern, die sich an den Vorwahlen orientieren. Das Cluster 1 in Weilerswist wurde so gerade fertig gestellt. Cluster 7 mit den Mechernicher Orten im Feytal mit der Ortsnetzkennzahl 02484 soll bis Ende des Jahres die neuen Hausanschlüsse haben. Hier liegt der Ausbaustand derzeit bei 50 Prozent. Doch ob diese Fahrpläne überall eingehalten werden können, steht unter Vorbehalt, so Andres: „Durch Corona kann es zu Verzögerungen kommen.“

Unterschiedliche Kennziffern nichts Ungewöhnliches

Gegenüber von Hammerhütte wurde streng genommen der kleinste der 15 Ausbauabschnitte begonnen. Der historische Wohnplatz besteht aus 18 Häusern und ist Teil des Clusters 10. Hammerhütte hat mit der 06597 sogar eine eigene, zum Ortsnetz im rheinland-pfälzischen Stadtkyll gehörende Vorwahl. Vor allem im Südkreis sind diese Kennziffernwechsel nichts Ungewöhnliches.

In Dahlem allerdings, der kleinsten Gemeinde NRWs im südlichsten Zipfel des Bundeslandes, sind es sogar drei Vorwahlnummern: Neben der 06597 auch die 06557 (das rheinland-pfälzische Hallschlag) für Baasem, Berk und Kronenburg, sowie die 02447 für Schmidtheim und Dahlem.

Unsicherheit unter dem Pflaster

In Dahlem beginnen die Arbeiten für die Glasfaserleitungen Anfang Juni. Es werde vorwiegend ein Trenching-Verfahren genutzt, so Bürgermeister Jan Lembach. Bei dieser Technik wird ein schmaler Graben oder ein Schlitz in Boden oder Asphalt geführt, in dem das Rohr für die Glasfaserleitung verlegt wird.

Die mit den Tiefbauarbeiten beauftragte Firma ist zwar erfahren. Doch was auf die Arbeiter etwa unter dem historischen Kopfsteinpflaster des Kronenburger Burgberings an Bodenverhältnissen zukommt, ist derzeit noch unklar. Im Zweifelsfall, etwa weil alte Leitungen wenig Platz in der engen Gasse lassen, könne man aber die neuen Rohre auch bis auf eine Tiefe von nur 60 Zentimeter unter der Erdoberfläche verlegen, heißt es von Seiten der Telekom.

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Allein die Gemeinde Dahlem wird das schnelle Internet 150.000 Euro an Eigenanteil der Gesamtsumme von rund 1,5 Millionen Euro kosten. Kreisweit haben die Kommunen insgesamt rund 1,68 Millionen Euro an Eigenanteilen für die jeweiligen Ausbaumaßnahmen aufzubringen.

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