Windrad-WartungMit dem Helikopter Rotoren reinigen

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für die Reinigungs-Aktion wurde in einem Güllefass angeliefert.

für die Reinigungs-Aktion wurde in einem Güllefass angeliefert.

Kronenburg – Zwischen Kronenburg und Ormont auf rheinland-pfälzischer Seite war gestern eine ungewöhnlicher Reinigungskraft in luftiger Höhe unterwegs. Es handelte sich um einen Hubschrauber, von dem aus die Rotorblätter eines 22 Jahre alten Windrads gereinigt wurden. „Eine Weltneuheit“ laut Johann Ruther, Vertriebschef der Schweizer Firma Heli Rezia, die fünf Helikopter im Einsatz hat, jeder rund 1,5 Millionen Euro teuer.

Das Unternehmen verdient sein Geld unter anderem damit, Mittelspannungsleitungen freizuschneiden. Dabei schleppt der Helikopter zehn Kreissägen mit einem Durchmesser von 56 Zentimetern durch die Luft, die durch das Geäst schneiden wie Messer durch Butter. 4000 Kilo schwer ist die Last, die der Hubschrauber zu tragen hat. Kunden sind unter anderem RWE und Eon. Die Sägen werden an einem Aluminium-Gestänge am Hubschrauber befestigt. Der Pilot höchstpersönlich bedient die Säge aus dem Cockpit heraus. Das jetzt im Ormonter Windpark eingesetzte Wasch-System ist schon seit 20 Jahren bekannt. Es wurde bisher zum Waschen von Isolatoren an Hochspannungsleitungen eingesetzt. Wie Ruther erläuterte, geschehe dies meist in Wüstennähe, wo die Isolatoren schnell verschmutzten – zum Beispiel in den USA oder in Marokko. Das System habe sich auch in Küstennähe bewährt, wo Versalzungen auftreten, beispielsweise an der Nordsee.

Renato Belloli, Chef des Schweizer Unternehmens, sucht jetzt nach neuen Aufgabenfeldern bei der Reinigung von Rotorenblättern an Windmühlen. Die Aktion in Ormont war deshalb für den Betreiber der Anlage kostenlos. Arnold Johanns, der als Windparkwart 50 Anlagen von Prüm bis Losheim betreut, war vom Unternehmen angeschrieben worden, ob er Windräder zur Verfügung stellen könne, was er gerne tat.

„Beim Reinigen erkennen wir auch Schäden an Rotorblättern von Windkraftanlagen“, so Ruther. „Diese können ganz unterschiedliche Formen und Ausmaße annehmen.“ Das Überprüfen in großer Höhe erfordere üblicherweise einen hohen technischen Aufwand, während der Hubschrauberpilot alle Bereiche des Rotorblatts erreiche.

Laut Ruther ist jeder Anlagentyp – ob auf dem Land oder im Meer – und jede Nabenhöhe, auch über 120 Meter, problemlos zu reinigen – und das bei minimalem technischen Aufwand, was auch zu einer erheblichen Reduzierung der Kosten führe.

Konzentration gefragt

Der Pilot muss äußerst konzentriert zu Werke gehen. Der zweite Mann im Helikopter bedient die Reinigungs-Lanze. Er beginnt an der Nabe der Windturbine. Dann schwebt der Pilot mit dem Helikopter langsam nach außen zur Blattspitze. Ist dieser Vorgang beendet, wird an der anderen Seite zurück zur Nabe gereinigt.

Laut Ruther bringt die Reinigung der Rotorblätter eine Verbesserung der Leistung von bis zu drei Prozent. Ruther: „Wenn das Rotorblatt auch durch fallenden Regen gereinigt wird, so liegt der Vorteil einer Hubschrauber-Reinigung durch qualifiziertes Personal vor allem darin, auch mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen und danach beheben zu können.“ Damit könne die Lebensdauer des Rotorblatts verlängert werden. Wenn dann die Kosten für die Reinigung und Inspektion durch erhöhten Ertrag kompensiert würden, sei dies für den Betreiber vor allem am Ende der Garantiezeit der Anlagen lukrativ.

Was kostet eine solche Reinigung? Einen Stundenpreis hat die Firma noch nicht festgelegt, da der Markt für sein neues Angebot gerade erst aufgebaut wird. Ruther geht aber davon aus, dass Kunden pro Stunde zwischen 3000 und 4000 Euro bezahlen müssen.

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