Zu wenig Wasser von oben und untenWald im Eifelland kämpft mit Folgen der Trockenheit

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Fichte Eifel Borkenkäfer

Keine rosige Zukunft prognostizieren Experten wegen der Trockenheit und des Borkenkäfer-Befalls der Fichte.

  • Die Wetterextreme der vergangenen Jahre zeigen Wirkung – auch im Eifelland.
  • Während die Eifel noch vergleichsweise gut da steht, machen Forstwirte bei Untersuchungen besorgniserregende Erkenntnisse.
  • Borkenkäfer, Fichtensterben, Strukturwandel: ein Überblick der größten Gefahren für den Wald im Kreis.

Eifelland – Wenn die Forstwirte Thomas Maur und Michael Holzwarth in diesen Tagen in die Höhe schauen, dann ist ihr Blick sorgenvoll. Denn dem Wald geht es nicht gut. Die Wetterextreme der vergangenen Jahre zeigen Wirkung.

„Verglichen mit dem, was im Rest von NRW geschieht, ist die Situation in der Eifel aber noch relativ gut“, sagt Maur, beim Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde zuständig für die Betreuung der Waldbesitzer. Mit Holzwarth, Förster im Revier Hardtburg, streift er durch den Billiger Wald und den Hardtwald, um sich über die Situation des Waldes im Zuständigkeitsbereich seines Forstamts zu informieren.

„Wir sehen hier nicht die ganz dramatischen Bilder, wie sie zum Beispiel am Niederrhein und im Sauerland zu finden sind“, fasst Maur die Situation zusammen. Doch gut sieht es auch hier nicht aus. In der Börde und im Übergang zum Mittelgebirge müsse der Wald „heftig kämpfen“. „In den Niederungen hat die Fichte keine Zukunft mehr“, sagt Maur und wiederholt die Erkenntnis, die Förster in der Region seit vielen Monaten vertreten. Schädlinge wie der Borkenkäfer und ausbleibende Niederschläge könnten dazu führen, dass alte Fichtenbestände unterhalb von etwa 400 Metern Höhe in wenigen Jahren verschwunden seien.

Die Trockenheit

Nicht viel geändert an der Lange haben die Regengüsse der vergangenen Tage. „Das können Sie vergleichen mit einem trockenen Schwamm, auf den Sie einen Eimer Wasser schütten“, beschreibt Holzwarth die mangelnde Aufnahmefähigkeit der ausgetrockneten Böden.

In den Bereichen Dahlem, Nettersheim, Hellenthal und Schleiden gebe es immer noch mehr Niederschläge. 1000 Millimeter Regen pro Jahr seien dort im langjährigen Mittel zu finden. Im Revier Hardtburg sei es anders, ergänzt Holzwarth. Die 600 Millimeter, die dort bislang in der Regel verzeichnet wurden, werden schon lange nicht mehr erreicht. „Und nicht nur von oben wird es weniger, auch von unten, weil der Grundwasserspiegel sinkt“, so Holzwarth.

Für die Forstleute ist oft rätselhaft, warum manche Bäume vertrocknen und andere nicht. Oft sei es so, dass Dürreschäden auf Flächen zu sehen seien, die eigentlich gute Voraussetzungen böten. „Vielleicht haben sich die Bäume dort an viel Feuchtigkeit gewöhnt und kommen jetzt mit der Trockenheit nicht zurecht“, vermutet Holzwarth. Er vergleicht die Situation mit Bewohnern der Kalahari, die mit viel weniger Wasser auskommen können als Stadtbewohner. „Doch wenn der Hahn abgedreht wird, tun sich alle schwer“, so Holzwarth.

Auffällig sei, dass sich gerade an großen, alten Bäumen Schäden zeigen. Holzwarth beobachtet immer mehr Buchen in einem Teil des Hardtwalds, die vertrocknen. „Das ist in einem Wildnisentwicklungsgebiet, in dem seit Jahren keine Bewirtschaftung stattfindet, so dass auch menschliche Einflüsse ausgeschlossen sind“, erläutert Holzwarth. Mittlerweile sei die Erkenntnis, dass der Klimawandel kommt, bei allen Akteuren in der Holzwirtschaft angekommen, versichert Maur: „Aber dass die Dürre so schnell und so massiv gekommen ist, das haben wir nicht erwartet.“

Der Borkenkäfer

Augenblicklich steht die dritte Generation der Borkenkäfer dieses Jahres in den Startlöchern. Durch die Trockenheit wird die Verteidigungswaffe der Fichte, die den Borkenkäfer mit Harz einschließt, beeinträchtigt. Das hat die Bäume zum leichten Opfer für die Parasiten gemacht. Der warme Winter habe ebenfalls zu der Situation beigetragen, so Holzwarth: „Normalerweise sterben 60 Prozent der Käfer im Frost.“ Doch in diesem Jahr hätten etwa 80 Prozent überlebt.

Es sei kaum noch möglich, die befallenen Bäume aus dem Wald zu holen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern, berichten die beiden Förster. Es seien nicht genug Maschinen und Unternehmer verfügbar. „Und wenn eine Fläche bearbeitet worden ist, dann sehen wir schon zwei Wochen später Neubefall“, so Holzwarth.

Krankheiten und Parasiten

Nicht nur der Borkenkäfer macht Probleme. Immer weiter schreiten andere Schädlinge voran. Nester der Eichenprozessionsspinner könnten durch die Brennhaare noch nach Jahren allergische Reaktionen hervorrufen, warnt Holzwarth.

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Nicht weniger kritisch sind die weißen Flächen an der Rinde von Ahornbäumen. „Das ist die Rußrindenkrankheit“, erläutert Maur. Da die Sporen lungengängig und allergieauslösend seien, sollten Berührungen vermieden werden.

Der Waldumbau

Deutlich zu sehen sind im Billiger Wald die positiven Folgen nachhaltiger Forstwirtschaft, die seit Jahren in NRW betrieben wird. Fichten, Lärchen und Douglasien, aber auch Vogelbeeren, Eichen, Erlen und Buchen sind dort zu finden. „Wir wollen die Fichte auf keinen Fall verdammen“, betont Maur. „Wir arbeiten mit dem, was da ist“, ergänzt Holzwarth.

Strukturwandel

Die Fichte gilt noch immer als „Brotbaum“ der Holzwirtschaft in Deutschland. Doch der Strukturwandel, der mit der Abkehr von der Monokultur und dem Anbau anderer Holzsorten einhergeht, dürfte Probleme in der Versorgung mit Bauholz bringen.

Die Durchforstungen von Fichtenbeständen brachte bislang eine einheitliche Sorte bei der Holzernte ein. Dagegen fällt bei der Pflege von Mischwäldern Holz von verschiedenen Sorten an. „Wir können dann keine 10000 Festmeter Fichte mehr anbieten wie heute“, wirft Maur einen Blick in die Zukunft.

Welche Holzsorte in Zukunft die Rolle der Fichte im Bausektor übernehmen kann, sollte die in Zukunft nicht mehr in den benötigten Mengen zur Verfügung stehen, ist noch völlig unklar. „Die Hölzer der Bäume, die im Augenblick als Alternative diskutiert werden, etwa Küstentanne, sind teilweise noch gar nicht als Bauholz normiert“, so Maur.

Auch in der Nutzung von heimischen Laubhölzern wie Buche werde derzeit viel geforscht, so Maur. Technische Konstruktionen wie Leimbinder erweiterten die Möglichkeiten, diese Holzsorten zu verwenden. Allerdings müsse man sich bewusst sein, dass Neuanpflanzungen, die jetzt getätigt werden, erst in rund 70 Jahren so weit sind, dass sie geerntet werden können.

Anders sei es bei den Flächen, auf denen jetzt die Fichtenkulturen durch den Borkenkäfer verschwunden seien. Hier sei nicht nur die Frage, was angebaut wird. „Alle Kulturen, die wir im Herbst angelegt haben, sind vertrocknet“, bedauert Maur. Als interessante Baumarten seien Küstentanne, Esskastanie oder auch der Baumhasel aus Frankreich im Gespräch. Hier stelle sich aber das Problem, dass diese zur Zeit kaum noch zu bekommen seien.

Doch eines ist klar, betont Maur: „De Facto geht es immer um den Wald.“ (sev)

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