90. GeburtstagLuigi Colanis Design-Ideen in Zülpicher Römerthermen zu sehen

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Vom gemütlichen Fernsehsessel bis hin zum funktionalen Gartenmöbel – kaum einen Alltagsbereich ließ der Designer außer Acht.

Vom gemütlichen Fernsehsessel bis hin zum funktionalen Gartenmöbel – kaum einen Alltagsbereich ließ der Designer außer Acht.

Zülpich – Besuchern des Museums der Badekultur in Zülpich bietet sich derzeit ein ungewohntes Bild. Direkt im Eingangsbereich der aktuellen Sonderausstellung „Grenzenlose Schaffenskraft. Vom Lkw zur Toilettenschüssel – zum 90. Geburtstag des Designers Luigi Colani“ fällt der Blick nämlich nicht auf die für das Museum typischen Badkeramiken, sondern auf zahlreiche Modelle von Personen- und Lastkraftwagen.

„Die Ausstellung allein seinen Entwürfen für den Sanitärbereich zu widmen, würde dem Werk des Designers nicht gerecht werden“, meint Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner. „Mit Ausnahme von Kochtöpfen hat er sich im Laufe der Zeit wohl über alles seine Gedanken gemacht.“ Tatsächlich reicht die Schaffenskraft des heute 90-Jährigen von modischen Accessoires wie Uhren oder Sonnenbrillen über ein fantasievoll gestaltetes Teeservice bis hin zu Entwürfen für das Fußballstadion des Karlsruher SC.

Ein Tausendsassa

Diese Ideenvielfalt ist jedoch nicht aus Zufall entstanden. Schon als Kind bekam der gebürtige Berliner von seinen Eltern kein Spielzeug, sondern nur Werkstoffe zum Basteln. „Es heißt, er konnte schon im Alter von vier Jahren mit dem Lötkolben umgehen“, erzählt Hofmann-Kastner lachend. Auch habe er als Kind bereits die Schuhe für seine komplette Familie entworfen.

Viele Designs von Luigi Colani beinhalten revolutionäre Ideen, die bis ins kleinste Detail durchdacht sind. So hat er die Form seiner Waschbecken dem Bauchumfang beleibterer Nutzer angepasst und schon in den 1970er-Jahren Vertiefungen an der Unterseite eingelassen. Sie seien vermutlich für Rollstühle gedacht gewesen, um nahe genug an das Waschbecken heranfahren zu können, mutmaßt die Museumsleiterin. „Ein entscheidender Aspekt für Colanis Arbeiten ist die bequeme Funktionalität für den Menschen.“ Dies spiegelt sich auch in seinem Relax-Fernsehsessel wieder, und selbst Teetassen und Biergläser sind genau an die Form einer Hand angepasst.

Doch nicht nur die eigenen vier Wände haben Colani zu revolutionären Ideen inspiriert. Schon in den 1970er-Jahren prophezeite er den Verkehrskollaps auf der Straße und entwickelte visionäre Lösungsansätze. Durch aerodynamische Designs von Fahrzeugen sollte der Kraftstoffverbrauch reduziert werden. Sogar Entwürfe für Schwebebahnen gehören zu seinem Repertoire. Was in der Theorie keinerlei Schwachstellen aufzuweisen schien, konnte sich in der Praxis jedoch nicht immer durchsetzen. So verhalf das von Colani für die Olympiade 1972 entworfene Ruderboot der deutschen Nationalmannschaft nicht zum Sieg, sondern ging zum Erstaunen der Athleten einfach unter. Doch auch Rückschläge scheinen den Designer nur noch mehr angespornt zu haben, und bis heute lässt seine Schaffenskraft nicht nach.

Besucher der Römerthermen, Andreas-Broicher-Platz 1, können bis Sonntag, 24. Februar 2019, einen Blick auf diese teils genialen, teils aberwitzigen Arbeiten werfen. Das Museum ist dienstags bis freitags zwischen 10 und 17 Uhr sowie an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen zwischen 11 Uhr und 18 Uhr geöffnet. Am 2. Dezember, 6. Januar und 3. Februar (jeweils ab 15 Uhr) sowie am 14. Februar (ab 19 Uhr) finden zudem Führungen durch die Ausstellung statt.

Komplette Gruppen können sich für Führungen im Museum unter Tel. 0 22 52/83 80 60 anmelden.

www.roemerthermen-zuelpich.de

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