Nahverkehrskonzept im Kreis EuskirchenNeue Chance für Seepark-Anbindung

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Die Endstation des Schnellbusses 98 könnte schon bald in Zülpich anstatt wie bisher in Euskirchen liegen, sobald die Bördebahn RB 28 einmal in der Stunde fährt.

Die Endstation des Schnellbusses 98 könnte schon bald in Zülpich anstatt wie bisher in Euskirchen liegen, sobald die Bördebahn RB 28 einmal in der Stunde fährt.

Zülpich – Noch bis Oktober 2022 müssen Bahnkunden voraussichtlich warten, bis die Bördebahn RB 28 stündlich fährt. Ursprünglich war die Umsetzung der Taktverdichtung bereits für Dezember dieses Jahres geplant, nun verschiebt sie sich aufgrund von Baumaßnahmen auf der Strecke. Das sei vor allem Arbeiten an den Telekommunikationsanlagen an den elektronischen Stellwerken Euskirchen und Zülpich geschuldet, so ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Sobald es aber so weit ist, warten vor allem auf Zülpicher Fahrgäste noch weitaus mehr Neuerungen im öffentlichen Personennahverkehr: Das Zülpich-Konzept sieht eine bessere Anbindung des Busnetzes an den Bahnhof und damit auch an die Bördebahn vor.

Bereits Ende Juni hatte der städtische Verkehrsausschuss der Umsetzung des Zülpich-Konzepts mit der favorisierten Variante D zugestimmt. Auflage war dabei gewesen, dass nach der Umsetzung eine Evaluierung in Form einer Fahrgastzählung vorgenommen wird.

Neustrukturierung kostet mehr als 1.2 Millionen Euro

Kosten soll die Neustrukturierung des Nahverkehrsnetzes jährlich 125 000 Euro, womit Zülpich den aktuellen Berechnungen nach bei Gesamtausgaben von mehr als 1,2 Millionen Euro pro Jahr liegen wird. Einnahmen durch Ticketkäufe erhofft sich die Verwaltung durch die Qualitätssteigerung im Nahverkehr und die Anbindung weiterer Ortschaften an den Bahnhof in Zülpich, unter anderem durch die Ausweitung einiger Linien.

Aufgebaut ist das gesamte Konzept um die neuen Ankunft- und Abfahrtszeiten der Bördebahn, die stündlich um Minute 44 (Euskirchen – Düren) und 45 (Düren – Euskirchen) in Zülpich halten soll. Mit einer Ankunftszeit in Euskirchen zur 59. Minute bieten die RE 22 nach Köln und die S 23 nach Bonn direkte Anschlüsse. Die Abfahrtszeiten der Bördebahn in Euskirchen in Richtung Zülpich sind bei Minute 32 angesetzt, sodass sie einen direkten Anschluss an die RB 24 und S 23 darstellt.

Durch die stündliche Abfahrt ergibt sich allerdings ein Parallelverkehr mit der Schnellbuslinie 98 sowie mit der Buslinie 298, die beide die Strecke Euskirchen – Zülpich – Düren fahren. Die SB 98 soll deshalb nur noch zwischen Düren und Zülpich verkehren. Die Ankunft der 298 in Euskirchen wird auf die Minute 20 verlegt, sodass sich halbstündlich eine Verbindung zwischen Düren und Euskirchen über Zülpich ergibt.

Neue Verbindung zum Seepark

Eine Aufwertung der Infrastruktur erfährt die Stadt laut Konzeptentwurf durch eine Verbindung zum Seepark über die reaktivierte Linie 774. Sie soll mit einem Kleinbus betrieben und als Ersatz für den 2020 aus dem Betrieb genommenen Citybus dienen. Damit die Verbindung attraktiver als der alte Citybus wird, soll sie auch die Orte Schwerfen und Sinzenich ansteuern. Weitere Haltestellen wären in Linzenich, Lövenich und Hoven. Die 774 soll zudem auf die RB 28 getaktet werden, sodass auch eine Anbindung nach Euskirchen und darüber hinaus nach Köln, Bonn und Düren besteht. Das sei laut Konzept auch interessant für Besucher des Seeparks, die nicht direkt aus Zülpich kommen.

Ob die Linie diesmal bei der Einführung gut von den Kunden angenommen wird, kann Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) noch nicht einschätzen: „Da müssen wir abwarten, wie die Kundschaft die Linie nutzen wird, falls das Konzept so umgesetzt wird.“

Da die 774 die Orte Sinzenich, Linzenich und Lövenich ansteuern würde, ist im Konzept geplant, die Stopps der 810 in diesen Orten zu streichen. Sie soll nur noch von Euskirchen über Euenheim, Wißkirchen und Enzen nach Schwerfen fahren.

Durch die Einführung eines Halbstundentakts auf der Linie 807 soll dem Konzept zufolge eine Verbindung der Ortschaften Nieder- und Oberelvenich mit dem Euskirchener Stadtzentrum möglich werden. Die 807 würde beide Orte allerdings nur stündlich anfahren, sie wird so getaktet, dass die RB 24 und die S 23 als direkte Anschlüsse genutzt werden können.

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Der Taxibus Plus 811 als Verbindung zwischen Mechernich und Zülpich soll erhalten bleiben. Um Parallelverkehr mit der wiedereingeführten Linie 774 zu verhindern, muss die Linienführung der 811 angepasst werden. Eine mögliche Strecke kann dem Konzeptentwurf zufolge ab Schwerfen über Bürvenich, Langendorf und Juntersdorf nach Zülpich führen und damit einen Teil der Linie 892 ersetzen. Die wiederum soll – weiterhin als Taxibus Plus – die Orte Rövenich, Nieder- und Oberelvenich und Mülheim an Zülpich anschließen sowie im Süden Merzenich und Floren ansteuern. Auch die Taktung der 892 wird den Fahrzeiten der Bördebahn angepasst.

Die Abendlinie 889 soll zwei zusätzliche Haltepunkte anfahren, in Lüssem und in Nemmenich. Außerdem wird die Taktung teils an die Bördebahn angepasst.

Die Linien 208, 233 und SB 8 bleiben wie zuvor erhalten und werden auf mögliche Optimierungen hin geprüft. Die 979 bleibt ebenfalls erhalten, hier ist der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) zufolge keine Anpassung an die Taktung der Bördebahn möglich.

„Das neue Zülpich-Konzept ist natürlich ein Kompromiss, wie man ihn bei solchen Entscheidungen häufig eingehen muss“, sagt Hürtgen: „Aber unser Bestreben war hier, die bestmögliche Lösung für alle zu finden.“

Während die Anbindung an den Zülpicher Bahnhof durch das neue Konzept also optimiert werden soll, ist eine direkter Anschluss der ersten beiden frühen Fahrten der Bördebahn in Euskirchen noch fraglich. Laut Konzeptentwurf ist hier noch keine Anbindung trotz möglicher Nutzung durch Berufspendler vorhanden. Kreis, Rurtalbahn und die Nahverkehr Rheinland seien aber um Lösungen dafür bemüht.

Damit die Beteiligten das Konzept umsetzen können, muss nun im nächsten Schritt der Kreistag Euskirchen zustimmen.

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