Stadtplaner hält dagegenGeplantes Baugebiet in Zülpich sorgt für großen Unmut

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Auf dieser Fläche plant die Stadt Zülpich ein Neubaugebiet. Geht es nach der Verwaltung,  sollen  elf Einfamilienhäuser entstehen.

Zülpich-Lövenich – Das geplante Baugebiet in Lövenich sorgt bei einigen Anwohnern für großen Unmut. Im Bebauungsplan der Zülpicher Verwaltung sind auf der 5800 Quadratmeter großen Fläche an der Ortsdurchfahrt „Am Wehr“ elf Häuser vorgesehen. „Das steht in keiner Relation. Westlich der Hauptstraße stehen seit Jahren elf Häuser. Zudem sind zwei Handwerksbetriebe angesiedelt. Jetzt soll auf einen Schlag fast die gleiche Anzahl entstehen“, ärgert sich Jürgen Antwerpen, der dort mit seiner Frau Rosemarie in einem Bauernhof lebt.

Auch Antwerpens Nachbarn, Silke und Jürgen Laschke, sind nicht begeistert vom Vorhaben der Stadt. „Wir haben vom Baugebiet per Zufall erfahren, als ich über den Zaun hinweg gefragt worden bin, ob ich ein paar Meter meines Grundstücks verkaufen möchte“, so Jürgen Laschke, der 2004 Am Wehr gebaut hat.

„Wir haben nichts gegen neue Nachbarn“

Zwischen den Hausnummern 46 und 60 befindet sich eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Die beiden Familien haben bei der Verwaltung Beschwerde gegen den Bebauungsplan eingereicht. „Wir haben nichts gegen neue Nachbarn. Vom Platz passen vier neue Häuser zwischen die jetzt bestehenden Gebäude“, so Antwerpen.

Eine solche Bebauung würde sich problemlos ins dörfliche Bild einfügen.

„Alles andere passt nicht nach Lövenich“, sagt Jürgen Antwerpen.

„Zumal der Bebauungsplan viel Interpretationsspielraum bietet und künftig sicherlich problemlos erweitert werden kann“, findet der Lövenicher.

„Proteste sind üblich“

„Anwohnerproteste sind bei Neubaugebieten inzwischen üblich, da sich durch Neubaugebiete die vorhandene Situation ändert“, sagt Zülpichs Stadtplaner Christoph M. Hartmann: „Bei einer Baugebietsgröße von lediglich 5800 Quadratmetern und etwa elf Einfamilienhausgrundstücken von überzogen zu sprechen, halte ich für nicht haltbar.“

Für noch kleinere Baugebiete Bebauungspläne und Erschließungsplanungen aufzustellen würde laut Hartmann die Baugrundstückskosten unverhältnismäßig verteuern. Denn die Fixkosten für die Planungsleistungen, Gutachten und der Verwaltungsaufwand seien unabhängig von der Baugebietsgröße. Das Ziel der Stadt sei es, insbesondere für die vorhandenen örtlichen Bauinteressenten Baumöglichkeiten zu schaffen, damit diese im Ort gehalten werden könnten, so der Stadtplaner: „Die vorgesehenen Grundstücksgrößen sind zwischen 400 und 600 Quadratmetern und entsprechen den in Zülpich nachgefragten Grundstücksgrößen.“ Kleinere Grundstücke würden aus städtebaulichen Gründen abgelehnt. Der Befürchtung der Anwohner, dass das Baugebiet erweitert werden könnte, entgegnet Hartmann: „Eine zeitnahe Erweiterung des Baugebietes ist nicht vorgesehen. Allerdings hält sich die Stadt eine künftige Erweiterung offen, wenn mittel- bis langfristig ein weiterer Bedarf in Lövenich bestehen sollte.“

Der Standort des Baugebiets sei der einzige städtebaulich sinnvolle Erweiterungsbereich in Lövenich. Dort gebe es keine Restriktionen, wie Natur- und Landschaftsschutz oder ein ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet. Antwerpen findet das beschleunigte Verfahren, mit dem das Baugebiet realisiert werden soll, für unverhältnismäßig: „Wegen der gesetzlichen Regelung können die sonst übliche Umweltprüfung und die Festsetzung von Kompensationsflächen entfallen“, meint Antwerpen. Stadtplaner Hartmann kontert: „Für den Bebauungsplan wurde nicht das gesetzlich mögliche einstufige Beteiligungsverfahren gewählt, sondern das klassische zweistufige. Bürger und Träger können sich also wie gewohnt zweimal am Verfahren beteiligen.“ Das Bebauungsplanverfahren könne frühestens im Sommer beendet sein. Danach könnten mit der Erschließungsplanung begonnen werden, so Hartmann. Aufgeben wollen die beiden Lövenicher Familien nicht. „Wir haben bei der Stadt Beschwerde eingereicht. Wir warten noch auf eine Antwort“, so Laschke.

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