Zukunft gesichertKlosteranlage Mariawald wird zum Gästehaus

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Die Klosteranlage Mariawald in Heimbach.

Heimbach-Mariawald – Nun ist es amtlich und notariell beglaubigt: Die Zukunft des Klosters Mariawald ist gesichert. Wie die Mariawalder Spatzen schon seit Monaten vom Kirchendach pfiffen, wird das Kloster zu einem Gästehaus der besonderen Art umfunktioniert. Gesellschafter der neuen „Kloster Mariawald GmbH & Co. KG“ werden die sein, die bereits in Steinfeld erfolgreich ein Gästehaus etablieren konnten: der aus Wachendorf stammende, Pforzheimer Unternehmer Wolfgang  Scheidtweiler  und der Orden der Salvatorianer.

Die Kirche bleibt dagegen weiterhin unter der Obhut des Trägervereins „Kloster Mariawald“. Dort  sollen in Zukunft, wenn es die Infektionslage zulässt, auch wieder Gottesdienste stattfinden.

Für den Aachener Dompropst und stellvertretenden Generalvikar des Bistums Aachen, Rolf-Peter Cremer, geht damit die  lange Suche nach einer Nachnutzung für die weitläufigen Klostergebäude erfolgreich zu Ende. Als Vorsitzender des Trägervereins trug er den Hauptteil der Verantwortung für die Zukunft des Klosters, nachdem 2018 die Schließung bekanntgegeben wurde. „Ich bin erleichtert, weil es eine Perspektive aufzeigt“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Mönche sollen finanziell abgesichert werden

Drei Hauptziele habe sich der Verein gestellt, erläuterte er. Zum einen sollten die Mönche, die 2018 Mariawald verlassen haben, finanziell abgesichert werden. Dies sei über die Erbpacht sichergestellt, mit der die neu gegründete  Gesellschaft die Klostergebäude übernommen hat. Dazu war der Erhalt der Klosterbetriebe ein wichtiger Punkt gewesen, der ebenfalls  realisiert werden konnte. Sie bleiben bestehen, die aktuell 16 festangestellten Mitarbeiter werden übernommen..  „Diese zu schließen, wäre für die Umgebung ein Schlag gewesen“, so Cremer.

Zur Historie

Eine jahrhundertelange, wechselvolle Geschichte weist das Kloster Mariawald  auf. 1480 trat Pfarrer Duymgen aus Heimbach an den Prior des Zisterzienserkloster Bottenbroich, Johannes Noy, heran, um ihm die Übernahme einer Kapelle auf dem Kermeter anzubieten. Am 10. November 1480 wurde die Schenkung notariell besiegelt mit der Maßgabe, dort  ein Kloster zu errichten. 1486 bezogen  die ersten zwölf Mönche mit Prior Johannes von Goch  das neue Kloster. 

1795 nahmen französische Besatzungstruppen Mariawald in Besitz. Erst   1860 zogen Trappisten aus der französischen Abtei Oelenberg in die verlassenen   Gebäude ein. Aufgrund der im Kulturkampf erlassenen Gesetze des preußischen Staates mussten die 38 Mönche, die damals in Mariawald lebten, das Kloster verlassen. 1887 konnten sie zurückkehren.  1909 erhob das Generalkapitel des Zisterzienserordens Mariawald zur Abtei. Im Jahr 1941 erzwangen die nationalsozialistischen Machthaber den Auszug der Mönche aus Mariawald. Deren Rückkehr erfolgte 1946. 2005 wurde Dom Josef Vollberg zum Abt von Mariawald ernannt. 2008 erwirkte er bei Papst Benedikt XVI. die Genehmigung, zum tridentinischen Ritus und den vorkonziliaren Messritualen zurückzukehren. Trotzdem sank die Zahl der Mönche immer weiter. Zuletzt lebten noch neun Mönche im Kloster. 2016 trat Dom Josef als Abt zurück. Dom Bernardus aus dem Mutterhaus  im niederländischen  Tilburg  übernahm als Immediat die Verantwortung für das Kloster. 2018 beschloss die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom die Auflösung des Konvents. Die Mönche  verließen   Mariawald,  das letzte Männerkloster der Trappisten, der Zisterzienser der Strengen Observanz in Deutschland. Zwei Frauenklöster gibt es noch, das Priorat Donnersberg und die Abtei Maria Frieden   Dahlem, deren Auflösung jedoch  beschlossen ist. (sev)

Auch wenn zur  Zeit kein  Orden in Mariawald sei, sei doch das dritte Ziel realisiert worden, Mariawald als geistlichen Ort  am Leben zu halten. Denn die Kirche bleibt weiterhin in Verantwortung des Vereins „Kloster Mariawald“. „Wir können dort die Akzente setzen“, sagte Cremer. Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren soll Dr. Christian Blumenthal als Rektor dort tätig sein und   Gottesdienste feiern. Blumenthal hatte mit großem Zuspruch der Gläubigen immer wieder Messen zelebriert, zuletzt   an Aschermittwoch. „Wir hatten auch  einen Plan, in der Weihnachtszeit einen Gottesdienst anzubieten, doch das musste wegen der Infektionslage abgesagt werden“, so Blumenthal.

Mehrere Millionen Euro

Wie in Steinfeld, wolle er auch in Mariawald mehrere Millionen Euro investieren, kündigte Scheidtweiler an. Am 1. Januar werden die Klostergebäude  auf die neue Gesellschaft  übertragen,  deren Geschäftsführer genauso wie in Steinfeld Wolfgang Scheidtweiler und Pater Lambertus Schildt sind. Während in Steinfeld Christoph Böhnke vor Ort die Geschicke des Gästehauses leitet, wird als Prokurist in Mariawald Wolfgang Nowak tätig sein, der seit vielen Jahren die Klosterbetriebe leitet.

Ein Teil des Klosters wird in Gästezimmer umgewandelt, kündigte Scheidtweiler an. Allerdings bestehe immer noch die Hoffnung, dass eine Ordensgemeinschaft Interesse   hat, als Mieter in das Kloster zu gehen: „In Steinfeld war es unser Wunsch, dass die Salvatorianer bleiben, damit es kein Disneyland wird.“ Genauso versuche er, mit Hilfe des Bistums einen Orden zu finden, der nach Mariawald  kommen wolle: „Das ist mir und meiner Familie wichtig.“

So groß wie Steinfeld,  wo  in mehreren  Häusern insgesamt  rund 350 Betten angeboten werden, soll Mariawald nicht werden, sagte Scheidtweiler. Die Klöster seien unterschiedlich, Mariawald sei verschlossener. „Steinfeld ist eher extrovertiert, während Mariawald eher introviert ist“, beschrieb er die Unterschiede – und gab ein Versprechen:  „Mariawald wird genauso schön und erfolgreich sein wie Steinfeld.“ Die Eigenständigkeit soll bleiben: „In Steinfeld gibt es Linsensuppe, hier gibt es Erbsensuppe“, kündigte er an.

Brauerei soll etabliert werden

Neben Gästezimmern und Seminaren, die hier realisiert werden sollen, wolle er in Jahresfrist in Mariawald auch wieder eine Brauerei etablieren. „Die Brauanlage steht bereits fertig in der Schmiede“, verriet der passionierte Bierbrauer. Gebraut werden solle vom Braumeister der Gemünder Brauerei. Der Betrieb in Steinfeld laufe gut, sagte Pater Lambertus Schild: „Wir können es wagen, uns hier zu engagieren.“    Traditionen sollten aufrecht erhalten werden, aber es soll auch neue Impulse geben: „Wir  gehen mit viel gutem Mut daran.“

Wolfgang Scheidtweiler: Zur Person

„Ich habe eine tiefe Verbindung zu Mariawald.“ So begründete der  aus Wachendorf stammende Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler (73) sein Engagement zum Erhalt des Klosters. Er finde es wunderbar, dass es jetzt geklappt habe. Als sein Vater Dr. Matthias Scheidtweiler, promovierter Jurist, der nur selten Bier trank, 1961 die Brauerei in Gemünd gegründet habe, sei kurz vorher die Klosterbrauerei in Mariawald geschlossen worden, erzählte Scheidtweiler. Ein Teil der Geräte und Fässer der Mariawalder Brauerei sei von seinem Vater für den neuen Betrieb übernommen worden. Als er selbst 1964 die Lehre als Bierbrauer in Gemünd antrat, habe er oft Mariawald mit   Gemünder Bier beliefert und dabei die Mönche kennenlernen dürfen, die zu der Zeit in dem Kloster lebten. Sein Diplom als Braumeister machte er  in München-Weihenstephan. In dieser Zeit lernte er seine Frau Andrea kennen, die aus der Konstanzer Brauerfamilie Ruppaner stammt, die  auch eine Brauerei in Pforzheim besaß. Dies führte das Paar vor 40 Jahren nach Pforzheim, wo Scheidtweiler noch heute wohnt. Neben mehreren Brauereien gehören zu dem Familienunternehmen auch mehrere Hotels. Der Eifel ist  Scheidtweiler sehr verbunden. Als 2015 das Kloster Steinfeld in Schieflage geriet, engagierte er sich und etablierte erfolgreich im ehemaligen Internat ein Gästehaus. Mittlerweile gehört auch das Haus des aufgelösten Benediktinerinnenklosters  zu dem Komplex. (sev)

Über längere Zeit seien die Verantwortlichen im Gespräch mit Scheidtweiler gewesen, berichtete Cremer. Doch erst im Juli sei die Entscheidung gefallen, den Vertrag mit ihm zu schließen. Bis dahin habe die Hoffnung bestanden, eine Ordensgemeinschaft für die einstige Abtei zu gewinnen. Viele hätten angesichts der Größe des Komplexes Bedenken gehabt, Mariawald übernehmen zu können. Gespräche seien auch mit den Dahlemer  Trappistinnen aus Maria Frieden geführt worden, als bekannt geworden sei, dass die dortige Abtei aufgelöst wird. Dabei sei es allerdings nicht zu einer Einigung gekommen, erläuterte Cremer.

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Erleichtert zeigten sich auch  Cremers Vorstandskollegen  im Trägerverein, der ehemalige Heimbacher Bürgermeister Peter Cremer und Abt Bernardus aus Tilburg, der wegen einer Corona-Quarantäne nicht an der Vertragsunterzeichnung teilnehmen konnte.  „Es war wichtig, Mariawald zu erhalten“, sagte Cremer. Es sei als touristischer Hotspot für Heimbach wichtig: „Wir haben eine sehr, sehr gute Lösung gefunden.“

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