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Mangelhafter Stahl aus ChinaTon im Streit um Leverkusener Brücke wird rauer

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Die Baustelle in Leverkusen

  • Straßen.NRW hat am Wochenende die Annahme von Stahlbauteilen aus China verweigert.
  • Der Stahl soll mangelhaft sein. Doch TÜV und Straßen.NRW halten sich bedeckt.
  • Im Moment rechnen die Experten mit einer deutlich längeren Bauzeit für die Brücke.

Leverkusen – Der Streit um die chinesischen Stahlteile für den Neubau der Leverkusener Autobahnbrücke geht in die nächste Runde. Die beanstandeten Fehler seien im „voluminösen Stahlbau immer anzutreffen, werden gemeinsam festgestellt und dann in definierten Verfahrensweisen beseitigt“, teilt das österreichische Bauunternehmen Porr, das die Brücke baut, auf Anfrage mit.

Mangelhafter Stahl aus China

Am Wochenende war bekannt geworden, dass Straßen.NRW die Annahme von 22 Stahlbauteilen für die Brücke über den Rhein verweigert, die per Schiff aus China geliefert wurden. 18 Teile lagern noch im Hafen von Rotterdam, vier sind bereits im Niehler Hafen in Köln eingetroffen. Straßen.nrw verlangt den Neubau der Teile, weil sie mangelhaft seien. Die Baufirma Porr stützt sich auf ein Gutachten des Tüv, das die Mängel als reparabel bezeichnet.

„Ohnehin wurden nur zwei große Träger von Straßen.nrw untersucht. Man fordert aber die Neuherstellung aller in China hergestellten Teile. Uns ist nicht bekannt, worauf man diese Forderung stützen will“, werfen die Österreicher Straßen.nrw vor. Und im übrigen „entspricht es dem üblichen Standard im Stahlbau, verbliebene Restmängel an den Elementen auf der Baustelle vorzunehmen“.

Vorwürfe aus der Baustahlbranche

Einer sieht das ganz anders: Gregor Machura, Geschäftsführer bauforumstahl e.V., dem Spitzenverband für das Bauen mit Stahl in Deutschland: „Für uns ist nicht nachvollziehbar, warum ein Prestige-Projekt wie eine Rheinbrücke außerhalb von Europa gefertigt wird. Wenn man bedenkt, wie viel Koordinierungsbedarf hinter dem Projekt steckt, ist noch unverständlicher, warum man sich diese zusätzliche Hürde einbaut. Ganz zu schweigen von der hohen CO2-Belastung, die der Transport mit sich bringt.“ Auch die Frage, ob Fehler im Verarbeitungsprozess wie Poren in den Schweißnähten normal sind, beantwortet er unmissverständlich: „Wenn einer seine Prozesse beherrscht, nicht." Und auch zum Nachbessern der Mängel auf der Baustelle hat er eine klare Meinung: „Die Reparaturen auf der Baustelle sind weitaus kostenintensiver als in der Fertigung. Daher werden Fehler in der Regel mit Hilfe von Eigen- und Fremdüberwachung bereits frühzeitig erkannt und noch in der Fertigung ausgeräumt.“

Straßen.nrw will sich nicht äußern

Stillschweigen verordnet hat sich Straßen .nrw . Peter Löchter, Sprecher des Landesbetriebs, sagt weiterhin, dass er vorerst nichts sagt. Außer: „Ja, es sind Mängel vorhanden. Die haben wir festgestellt. Und jetzt führen wir intensive Gespräche.“ Wann mit Ergebnissen zu rechnen sei, mag Löchter nicht sagen.

Im Verkehrsministerium möchte man auch nicht viel mehr sagen: Verzögerungen bei der Bauzeit seien derzeit schwer abzuschätzen, sagt Pressesprecherin Stephanie Hagelüken. Auch Hagelüken bestätigt, dass es gravierende Mängel bei den Stahlteilen gebe. Allerdings stellt sie klar: „Der Stahl ist in Ordnung. Die Verarbeitung ist es nicht“, verweist sie zum Beispiel auf die aus Sicht des Ministerium mangelhaften Schweißnähte.

Tüv hält sich ebenfalls bedeckt

Aber auch der Tüv hält sich in dieser Angelegenheit bedeckt. Konzernpressesprecher Hartmut Müller-Gerbes wiederholt, dass der Tüv Rheinland auf Auffälligkeiten der Stahlbauteile hingewiesen und in Verbindung damit ebenfalls darauf hingewiesen habe, dass die Nachbesserung der Mängel möglich sei. „Andere Interpretationen sind nicht richtig.“ Der Tüv sehe sich in dieser Angelegenheit in der Rolle des unbeteiligten Dritten, der klar gemacht habe, dass die Mängel behoben werden können.

Die Geschichte geht weiter. Weitere rund 60 Teile aus China sollen noch geliefert werden.

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