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Nach chaotischen SzenenOrdnungsämter kündigen mehr Kontrollen an Strandbädern an

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Nach teils chaotischen Szenen am Wochenende an Badeseen in Nordrhein-Westfalen, wie hier am Fühlinger See in Köln, greifen einige Kommunen jetzt durch.

  • Nach vielen chaotischen Szenen vom Wochenende greifen einige Kommunen jetzt an Badeseen durch.
  • So hat die Stadt Köln den Betreiber des Strandbades am Escher See aufgefordert, unverzüglich den Einlass neu zu regeln, damit es nicht mehr zu Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung komme.
  • Auch abseits der Ballungsräume wurde es voll. Weil beispielsweise die Strandbäder an den Ville-Seen im Rhein-Erft-Kreis ausgebucht waren, suchten viele an anderen Stellen Zugang zu den Seen.

Rheinland – Nach teils chaotischen Szenen am Wochenende an Badeseen in Nordrhein-Westfalen greifen einige Kommunen jetzt durch. Vielfach wurden Corona-Regeln missachtet, Zufahrtswege zugeparkt und wilder Müll hinterlassen. So hat die Stadt Köln den Betreiber des Strandbades am Escher See aufgefordert, unverzüglich den Einlass neu zu regeln, damit es nicht mehr zu Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung komme, sagte Stadtsprecher Robert Baumanns.

Mehrere hundert Menschen hatten dort am Samstag ohne Abstand und Mund-Nasen-Bedeckung vergebens auf ihren Einlass gewartet, während drinnen bereits 800 Besucher gewesen sein sollen. Auf der Homepage des Sundown Beach Clubs war bis Montagabend von einer Einlassbeschränkung aber noch nichts zu lesen.

In Leverkusen drohte Oberbürgermeister Uwe Richrath sogar mit der Sperrung der Badeseen Hitdorfer See und Silbersee, nachdem Rettungswege zugeparkt, illegal gegrillt und die Ufer vermüllt wurden. Das Grillen bei der aktuellen Brandgefahr und zugeparkte Rettungswege an den Seen seien lebensgefährlich. Die Stadt ließ alleine am Hitdorfer See fünf Autos abschleppen und verteilte dort 114 Knöllchen.

In Düsseldorf berät Expertenrunde

So bleibt in Duisburg die Sperrung einer beliebten Wiese am Masurensee mit einem Bauzaun bis auf Weiteres bestehen, nachdem es dort am vergangenen Wochenende zu voll geworden war. Weil sich die Badegäste nicht an die Corona-Regeln hielten, räumte das Ordnungsamt das Gelände und kündigte an, auch in den nächsten Tagen verstärkt zu kontrollieren, sagte eine Sprecherin am Montag. In dem See, der zur sogenannten Sechs-Seen-Platte gehört, ist das Baden nicht erlaubt. Geräumt worden war am Samstag auch der Kruppsee in Duisburg, nachdem die Security von dem enormen Andrang überwältigt wurde, teilte der Betreiber am Montag mit.

In Düsseldorf wollte am Montag eine Expertenrunde beraten, wie die Lage am Unterbacher See entschärft werden kann, wo am Wochenende mehr Menschen in die beiden Strandbäder wollten als wegen Corona erlaubt. Wartende waren daraufhin an der Schlange vorbei in die Bäder eingedrungen. Der Badbetreiber rief schließlich die Polizei. Anzeigen gab es aber keine. Ergebnisse will die Stadt erst am Dienstag veröffentlichen.

Falschparker blockierten Rettungsgasse

Auch abseits der Ballungsräume wurde es voll. Weil die Strandbäder an den Ville-Seen im Rhein-Erft-Kreis ausgebucht waren, suchten viele an anderen Stellen Zugang zu den Seen. Die Behörden beließen es aber zumeist bei Ermahnungen. Nur am Liblarer See in Erftstadt wurde wegen erhöhter Waldbrandgefahr die Wassersportallee zum Ufer mit Halteverbot belegt.

An der Aggertalsperre im Bergischen blockierten Falschparker Rettungsgassen, so dass Krankenwagen nicht bis zu ihren Einsatzorten fahren konnten. Ein Mann, der sich nach einem Sturz von einer steilen Böschung mehrere Knochen gebrochen hatte, musste mit einem Boot ins Krankenhaus gebracht werden. Nun will der Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein verstärkt Ordnungsstreifen einsetzen.

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Helmenstein räumte ein, dass es sehr schwer werde, der Ausflüglerströme Herr zu werden: „Wir sprechen inzwischen an den Wochenenden von Tausenden Besuchern – nicht nur aus Oberberg, sondern der gesamten Region.“ Und immer wieder würden Ordnungskräfte bei ihrer Arbeit beschimpft.

Trinkwassertalsperre betreten

An der Großen Dhünn-Talsperre einer reinen Trinkwassertalsperre im Bergischen sind am Wochenende 170 Personen in verbotenen Schutzzone 1 erwischt worden, berichtete Wupperverbandssprecherin Susanne Fischer. Zum Schutz des Trinkwassers, aber auch der Natur darf der 100 Meter breite Streifen an den Ufern der Talsperre nicht betreten werden.

Trotzdem versuchen dies in diesem Corona-Jahr mehr und mehr Erholungshungrige. Die Talsperrenmitarbeiter, die unter anderem Patrouillenfahrten mit einem Elektroboot unternehmen, würden mittlerweile an Land von einem Wachdienst unterstützt, so Fischer. Bußgelder verhängen oder Personalien feststellen kann der zwar nicht, wohl aber die Betroffenen aus der Schutzzone verweisen. „In der Regel sind sie dann auch einsichtig“, sagt Fischer.

Voll war es auch an den Stränden des Rotter Sees und an Sieg und Agger, allerdings hätten sich die Badegäste an Abstands- und Hygieneregeln gehalten, sagte ein Sprecher der Stadt Troisdorf. Davon habe sich der Ordnungsdienst mehrmals überzeugt. Dafür seien die Parkverbote ignoriert worden. Es seien viele Verkehrsverstöße registriert und geahndet worden. Eine genaue Zahl nannte er nicht.

Anfangsverdacht auf unterlassene Hilfeleistung

Am Rotter See war am 1. August ein 35 Jahre alter Bonner ums Leben gekommen. Nach der Obduktion steht fest, dass der Mann ertrunken ist. Es gibt jedoch einen Anfangsverdacht der unterlassenen Hilfeleistung, sagte Polizeisprecher Burkhard Rick. So habe seine Begleiterin ihn um Hilfe rufen hören, als die Gruppe, mit der die beiden gekommen war, vor einem aufziehenden Gewitter flüchtete.

Allerdings soll er mehrfach an dem Tag um Hilfe gerufen haben, auch schon bevor er ins Wasser ging, bestätigten Zeugen. Erst drei Tage später war seine Leiche im See entdeckt worden, nachdem mehrere Suchaktionen erfolglos geblieben waren. Die Polizei hat ihre Ermittlungsergebnisse an die Staatsanwaltschaft gegeben. (dpa/kmü/ta/rvg/wg)

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