NRW-ProzessMutmaßliche Mafia-Mitglieder sollen 680 Kilo Kokain gehandelt haben

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Justitia am Gericht

Justitia an einem Gerichtsgebäude (Symbolbild)

Duisburg – Im Kampf gegen den internationalen Kokainhandel der Mafiaorganisation “Ngdrangheta hat die Duisburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen 14 Männer erhoben. Den Angeschuldigten zwischen 30 und 56 Jahren wird eine Beteiligung am jahrelangen Handel mit insgesamt rund 680 kg Kokain vorgeworfen, wie das Landgericht Duisburg am Freitag mitteilte.

Dabei sollen mehr als 400 Kilogramm Kokain tatsächlich transportiert worden sein, über weitere 280 Kilo seien „konkrete Verhandlungen“ geführt worden. Acht Angeschuldigte befinden sich in Untersuchungshaft, sagte eine Gerichtssprecherin.

Duisburg: Lange Liste der Anklage

Der Verdacht gegen einige der Männer lautet der Anklageschrift zufolge zudem: Bildung und Unterstützung einer ausländischen kriminellen Vereinigung, gewerbsmäßige Geldwäsche und Betrug, Steuerhinterziehung sowie Verstöße gegen das Waffengesetz. Den Angeschuldigten wird - in unterschiedlicher Tatbeteiligung - vorgeworfen, zwischen Januar 2014 und Dezember 2018 mit Kokain gehandelt oder den Handel unterstützt zu haben.

Dabei ging es in Einzelfällen um Mengen von bis zu 220 Kilogramm pro Tat. Der Ankaufspreis soll bis zu 36 000 Euro pro Kilo Kokain betragen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Rauschgifthandel in 16 der angeklagten Fälle durch Mitglieder der kalabrischen „Ndrangheta finanziert und organisiert wurde. Diese gilt als mächtigste Mafiaorganisation weltweit und kontrolliert den internationalen Kokainhandel. In Deutschland hat sie ein festes Standbein, ist besonders aktiv auch in NRW.

Fünf angeklagte Männer sind laut Anklage Mitglieder der „Ndrangheta. Sechs sollen die Vereinigung unterstützt haben. Unter den drei weiteren Männer seien auch solche, die laut Anklage im Hintergrund tätig waren und etwa abhörsichere Mobiltelefone besorgt haben sollen, ergänzte die Gerichtssprecherin.

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Das Tatmuster sah mutmaßlich so aus: Die Betäubungsmittel sollen regelmäßig aus Südamerika nach Europa – etwa in die Niederlande oder nach Belgien – gekommen und dann innerhalb Europas vertrieben worden sein. Im Vorfeld stimmten Lieferanten Preise und Logistik ab, sogenannte „Broker“ hätten mit den Familien der „Ndrangheta die gewünschte Menge Kokain geklärt. Die Drogen sollen dann per Luft- oder Seeweg nach Europa eingeführt worden sein. Mit einer teilweise ausgefeilten Tarnung: Laut Anklage wurden mitunter eigens Unternehmen gegründet, die legale Ware wie Bananen oder Holz offiziell bestellten, um dann das Kokain getarnt in einem gemeinsamen Transport einzuführen.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft fungierten Restaurants und Eiscafés unter anderem als logistische Stützpunkte. Die Mitglieder der „Ndrangheta sollen Außenstehende als Geldgeber eingebunden und deren Darlehen mit hohen Zinsen bedacht haben. Die Anklageschrift umfasst 649 Seiten. Dem Gericht wurden 57 Umzugskartons mit Ermittlungsakten und mehrere Terabyte Daten - Aufzeichnungen von Observationen und Telekommunikation - vorgelegt. Das Verfahren ist laut Gericht bei der Wirtschaftsstrafkammer anhängig, weil die Anklage auch Steuerstraftaten enthalte. (dpa) 

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