„Wir stehen am Anfang“Fragen und Antworten zum Coronavirus in Oberberg

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Videokonferenz mit (v.l.) Kaija Elvermann, Dr. Ralf Mühlenhaus, Landrat Jochen Hagt und Kreisdirektor Klaus Grootens.

Videokonferenz mit (v.l.) Kaija Elvermann, Dr. Ralf Mühlenhaus, Landrat Jochen Hagt und Kreisdirektor Klaus Grootens.

Gummersbach – In einer Pressekonferenz, erstmals per Videoschalte, haben Landrat Jochen Hagt und seine Führungsriege gestern über die aktuelle Coronavirus-Lage in Oberberg berichtet. Wir haben nach den neuesten Entwicklungen gefragt.

Wie ist der Rettungsdienst des Kreises aufgestellt?

Amtsleiter Dr. Ralf Mühlenhaus berichtet, dass alle Rettungswachen einsatzbereit sind. Jedoch sei der Stamm des Rettungsdienstpersonals wegen des Virus dezimiert: Rund 20 Mitarbeiter seien wegen Infektionsverdacht in Quarantäne, bei „manchen“ liege bereits ein positiver Befund vor. Genauere Zahlen nannte er nicht. Man sei auf ein Szenario vorbereitet, das von 50 Prozent Personalausfall ausgeht. Dann würden die Krankentransporte heruntergefahren, um den Rettungsdienst aufrechtzuerhalten.

Die Einsatztaktik wurde der Situation angepasst: Weil jeder Patient als potenziell infektiös gilt, tragen die Mitarbeiter nun Mundschutz und bei einem begründeten Verdacht weitere Schutzkleidung. Trotzdem würden Notfälle regulär abgearbeitet. Noch gebe es wenige Infektionsfahrten, aber Mühlenhaus rechnet mit mehr.

Wie sind die Kliniken vorbereitet?

Rund 2200 Betten stehen in den Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken bereit – nicht nur für Covid-19-Patienten, auch für alle anderen Krankheiten. Die Zahl der Intensivbetten sei nahezu verdoppelt worden, mehr als die Hälfte ist derzeit frei. Die Beatmungsmöglichkeiten sollen noch auf 80 Plätze verdoppelt werden. Zusätzliche Geräte wurden bestellt. Genauere Zahlen waren aber trotz mehrfacher Nachfrage von Dr. Mühlenhaus nicht zu erfahren.

Mit einem Ablaufplan solle die Belegung aller Häuser gesteuert werden: Dabei sollen die Reha-Kliniken die auf Corona eingestellten Akutkrankenhäuser entlasten. Auch das frühere Rüstzeitheim in Marienheide dient der Entlastung, falls denn dieser Bedarf entstehen sollte. Dort sollen hauptamtliche Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes zum Einsatz kommen. Der Kreis stehe mit allen Hilfsdiensten in Kontakt, sodass ihre Unterstützung etwa bei Logistik abgerufen werden kann.

Welche Prognosen gibt es zur weiteren Entwicklung?

Landrat Hagt sagt: „Wir stehen am Anfang der Krise.“ Das Kontaktverbot müssten die Oberberger noch einige Zeit durchhalten. Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamt, rechnet mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen. Fälle, in denen die Infektionskette nicht klar nachzuvollziehen ist, nehmen zu.

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Stand Freitag wurden rund 1500 Oberberger auf das Virus getestet, um die 11 Prozent waren infiziert. Es bleibe abzuwarten, ob die derzeitigen Maßnahmen greifen.

Wie sind die einzelnen Kommunen betroffen?

Um Infizierte nicht identifizierbar zu machen und etwaigen Anfeindungen auszusetzen, hat der Kreis die Gesamtzahl bislang nicht auf die einzelnen Kommunen aufgeschlüsselt – will es aber künftig tun, weil es nun schon so viele Infizierte gibt.

Verstoßen Oberberger gegen Quarantänen?

Weitestgehend halten sich die Einwohner an die Auflagen, der Landrat spricht von einer „hohen Akzeptanz“. Doch vermehrt gehen Meldungen ein, die Quarantäne-Brecher anzeigen. Allen Hinweisen gehe man nach, denn das sei eine Straftat.

Was ist die neue Infektionsambulanz?

Sie soll als zusätzliche Einrichtung kommende Woche am Gummersbacher Kreiskrankenhaus öffnen, getragen von der kassenärztlichen Vereinigung und den niedergelassenen Hausärzten: Wer meint, sich infiziert zu haben, soll weiterhin erst seinen Hausarzt anrufen. Der kann den Patienten dann auch in die neue Einrichtung schicken.

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