Abfahrt nach MuchPostkutsche verlässt Oberberg und kommt ins Museum

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Die Postkutsche kommt ins Museum.

  • Die historische Postkutsche aus Homburg hat am Donnerstag eine wichtige Fahrt hinter sich gebracht: Von Bröl aus ins Museum nach Much-Berzbach.
  • Lange Zeit war das Fortbewegungsmittel eine beliebte Touristenattraktion, doch 2018 war damit Schluss.
  • Warum die Kutschfahrten enden mussten und wie Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius auf das Museum gekommen ist.

Homburg-Bröl/Much – Bevor es losgeht, werden die Hufe von Sam und Falko noch mit Fett bepinselt. „Damit die schön glänzen“, sagt Guido Kaltenbach und klettert auf den Kutschersitz. Zusammen mit  Neffen Jannis und den weißen Alt-Oldenburger Pferden hat der Kutscher am Donnerstagmittag eine wichtige Aufgabe: die historische Postkutsche auf ihrer letzten Fahrt von Homburg-Bröl nach Much-Berzbach zu steuern.

Dort wird die beliebte Touristenattraktion als Dauerleihgabe im Bauern- und Technikmuseum-Museum ausgestellt. Seit ihrer letzten offiziellen Fahrt im Oktober 2018 stand die Kutsche, die der Gemeinde Nümbrecht gehört, auf dem  Gelände der Firma Weiß in Homburg-Bröl. Die Familie des Lebensmittelgroßhändlers hatte seit 2013 die Pferde für die Postkutsche gestellt und deren Pflegerin, die Postillonin  Sabine Pabusch-Utke, angestellt.

Kutschfahrten endeten aus mehreren Gründen

Vor zwei Jahren war es mit den touristischen Kutschfahrten vorbei. Das hatte mehrere Gründe. Neben den Kosten von   mehreren zehntausend Euro, die Weiß und die Gemeinde für den Erhalt des Betriebes jährlich aufbringen mussten, standen neue Verordnungen einer Weiterfahrt im Wege. Seit 2018 mussten etwa aus Versicherungsgründen zwei Personen auf dem Kutschbock sitzen. 

Seit 2007 hatte Postillonin Pabusch-Utke die Kutsche alleine gefahren – und das stets von April bis Oktober an jedem Wochenende bei drei Touren. Da braucht es Durchhaltevermögen – nicht nur bei der Kutscherin, sondern auch bei den Pferden, die das zwei Tonnen schwere Gefährt  und seit 1973 tausende Touristen von Nümbrecht nach Wiehl zogen. Durch die zunehmend heißeren Sommer waren die Fahrten immer öfter ausgefallen, da die Tiere die Belastung  bei den hohen Temperaturen nicht ausgehalten hätten.

Hilko Redenius hatte Museum entdeckt

So fuhr die Postillionin im Oktober 2018 das letzte Mal die alte Strecke. „Da war dann der Schmerz da“, sagte Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius, der den Start in Nümbrecht und die Ankunft der Postkutsche in Much gestern begleitete. Schließlich war er es, der der Kutsche zu ihrer neuen Bleibe verholfen hatte. Er berichtete, wie er das Museum bei einer Fahrt durch Berzbach entdeckt hatte.

„Da hing das kleine Holzschild mit dem Pfeil zum Museum, das übersieht man im Vorbeifahren fast.“ Doch das könne jetzt nicht mehr passieren: „Die Postkutsche ist groß genug und wird sicher einige Besucher ins Museum locken.“ Dort steht sie dann unter einem Unterstand mit Glasfront an der Seite. Was Redenius besonders freut: „Es wird einen behindertengerechten Zugang zum Innenraum der Kutsche geben.“

10.000 Euro Spendengelder

Das wurde möglich gemacht durch die Sparkasse Gummersbach und die Gemeindewerke Nümbrecht, die insgesamt 10.000 Euro gespendet hatten. „Die Postkutsche war schließlich eine Institution für den Tourismus in Nümbrecht und Wiehl“, sagte Sparkassen-Sprecher Wolfgang Abegg vor der Abfahrt. 

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Lange Zeit haben Bürgermeister, Sparkassenchef Frank Grebe und Museumsdirektor  Karl-Josef Haas nicht, um von der Kutsche Abschied zu nehmen. „Die Kutscher wollen losfahren“, sagt Redenius. Für den Museumsvorsitzenden Haas, den neuen Hüter der Postkutsche, beginnt die Heimfahrt nach Berzbach. Redenius sieht sich um und tritt auf die Straße: „Damit die Kutsche Platz hat.“

Platz machen auch Pabusch-Utke, Jan Weiß, Sohn des Inhabers der Firma Weiß, Frank Grebe und andere, die Abschied nehmen. „Los geht’s“, ruft Redenius. Die Räder der Kutsche quietschen. Davon lassen sich Sam und Falko nicht irritieren. Mit  glänzenden Hufen ziehen sie die Kutsche ins neue Zuhause.

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