Amüsante LesungBurkard Sondermeier hat in „Splitter“ seine Erinnerungen gesammelt

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Burkard Sondermeier bei einer Lesung.

Burkard Sondermeier bei einer Lesung.

Neunkirchen-Seelscheid – Darf man für eine schöne Frau vom Pfad der Tugend abweichen? Natürlich darf man das, findet Burkard Sondermeier. Als junger Mann stibitzte er aus der Kölner Oper das lebensgroße Bild einer Tänzerin, in die er sich verguckt hatte. Die spätere leibhaftige Begegnung verlief allerdings ernüchternd, so dass das Diebesgut schnöde als Renovierungsutensil endete.

Es sind Geschichten wie diese, die der Autor, Sammler und Künstler in seinem Buch „Splitter“ zusammengetragen hat, ein kunterbuntes Extrakt aus 25 Jahren Bühnenprogrammen, selbst Erlebtem und Gehörtem. Mit seinem „Karneval einmal anders“ ist Sondermeier ein regelmäßiger und gern gesehener Gast auf Bühnen in der oberbergischen Nachbarschaft.

Europäische Episoden

Die Chansons, Couplets, Amourellchen und Querellchen, die dort stets zu hören sind, ergänzen kölsch-kritische Anmerkungen zum Thema Karneval. Im Buch finden sich auch europäische Episoden. So führt der 1946 geborene Autor seine Leser immer wieder in den französischsprachigen Raum: „Ich bin neben einer Kaserne der belgischen Streitkräfte aufgewachsen. Durch die Kontakte mit den Soldaten entwickelte sich meine besondere Beziehung zu dieser Region.“

So sitzen die Leser mit Sondermeier am Tisch von Ennio Morricone oder erleben den teutonischen Geldadel bei grandiosen Fremdschäm-Momenten in der französischen Spitzengastronomie. Dabei gehen die Episoden über das Anekdotische hinaus. Sondermeier ist ein genauer Beobachter mit einem liebevollen Blick für das Allzu-Menschliche – und der Fähigkeit, sich von Begegnungen und Momenten berühren zu lassen: „Ich scheine solche Geschichten anzuziehen.“

Weiteres Band nicht ausgeschlossen

Seine geschliffene Sprache kennt man aus den Bühnenprogrammen, dazu gibt es einige klug ausgewählte Kochanleitungen, und auch die von Sondermeier-Fans verehrten „Willi un Rös“ dürfen nicht fehlen. Schließlich erfahren die Leser noch, weshalb die legendäre Citroën-Ente als Liebesnest nur bedingt tauglich ist, warum Sondermeiers Sohn Yves schon als Dreijähriger ständig eine Zigarette im Mund hatte und wie souverän Familienhund Mira den Weg auf die Konzertbühne fand. Beim Schreiben ist Sondermeier offenbar auf den Geschmack gekommen, ein weiterer Band ist nicht ausgeschlossen: „Ich hätte noch einige Geschichten zu erzählen.“ (mp)

„Splitter“, 120 Seiten, 15 Euro, kann in Neunkirchen in der Buchhandlung Krein erworben und im Kunsthaus Seelscheid bestellt werden.

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