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Auf Reise nach FernostFür zehn Benrother geht es am Samstag nach Taiwan

Lesezeit 4 Minuten
Benroth Taiwan

Begleitet von Dolmetscher Yin-Chen Lin (3.v.r.) reist die Gruppe um Udo Adolphs (r.) und Maik Stützel (vorn) nach Taiwan.

Benroth – Sie haben längst geübt, wie man mit Stäbchen isst und sie wissen, dass man ein Geschenk zweimal ablehnen muss, bevor man endlich zugreifen darf. Asiatische Gepflogenheiten sind es, mit denen sich zehn Benrother in den vergangenen Monaten beschäftigt haben: Am Samstag reisen diese Mitglieder des Dorfvereins nach Taiwan, um den Nümbrechter Ort mit derzeit 345 Bewohnern dort vorzustellen. Und Vereinsvorsitzender Maik Stützel (50) weiß: „Ein Urlaub wird das nicht.“

Dicht getaktet sind die Termine der Gruppe, die um 11.20 Uhr in Frankfurt abhebt, um am frühen Morgen des folgenden Tages auf dem Flughafen von Taoyan zu landen. Organisiert hat die Reise die Deutsch-Taiwanische Gesellschaft für Sozialökonomie. Angesiedelt ist diese an der Bonner Universität, 2016 hat die Gesellschaft Benroth entdeckt: Damals war der Ort beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ vertreten und holte Silber nach Oberberg. Und weil das Agrarministerium Taiwans seit 2017 selbst einen solchen Wettbewerb ausrichtet, kamen im Sommer 2018 Vertreter von vier taiwanischen Gewinnerdörfern und einer Siegerregion ins Oberbergische, um von Benroth zu lernen.

Die Adolphs sind die ältesten Reisenden

Kunstvoll verziert und in goldene Kladden gebunden sind die Einladungsurkunden, die den Gemeinnützigen Verein Benroth danach erreicht haben. „Schnell war uns klar: Wir nehmen die Einladung an“, erinnert sich Udo Adolphs. Mit 66 und 62 Jahren sind er und Ehefrau Ulrike die ältesten der Reisenden. Ihre Kinder Silja (26) und Thorsten (31) sowie die Familie von Maik Stützel mit Frau Michaela (42), den Kindern Luisa (11) und Lasse (8) und schließlich die Freunde Denis Antweiler und Maximilian Wirth (beide 28) komplettieren die Gruppe, die ihre Aufregung nicht mehr verheimlichen kann. „Wir dürfen die Gummibärchen nicht vergessen“, erinnert Luisa die Großen oft.

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Gäste aus Asien

Bereits zweimal waren Gruppen aus Taiwan zu Gast in Benroth: Als die Bundesjury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ im Juni 2016 den Ort bewertete und danach mit der Silbermedaille bedachte, waren 14 Vertreter der Deutsch-Taiwanischen Gesellschaft für Sozialökonomie mit der Jury unterwegs. Im Juli vergangenen Jahres kamen 42 Vertreter der fünf taiwanischen Gewinnerdörfer nach Oberberg. (höh)

„Uns war es wichtig, dass Benrother nahezu jeden Alters mitreisen“, erklärt Vater Maik, der in Taiwan die Gegenwart Benroths darstellen wird, während der frühere Lehrer Udo Adolphs aus der Geschichte berichtet. Auch Luisa hält während der 15-tägigen Tour einen Vortrag, und zwar in San-He und dort in der örtlichen Grundschule: „Ich sage, wie es den Kinder in Benroth geht und dass es hier so viele Pferde und einen Waldspielplatz gibt“, kündigt die quirlige Schülerin an. Von den Festen und der Spielplatz-Olympiade will sie den Taiwanern ebenfalls erzählen. Speisen und Getränke sind bei solchen Gelegenheiten übrigens für jeden Benrother bis 14 Jahre gratis.

Benrother Brote begeisterten die Besucher besonders

„In Taiwan ist es ein großes Problem, junge Menschen in den Dörfern zu halten“, berichtet Yin-Chen Lin von der Deutsch-Taiwanischen Gesellschaft für Sozialökonomie. Der 47-Jährige lebt seit 2016 in Siegburg und begleitet die Gruppe als Dolmetscher. Er ist sicher, dass diese in seinem Heimatland mit viel Herzlichkeit empfangen wird: „Ich bin noch nie so tollen Menschen begegnet wie den Benrothern. Und noch nie habe ich ein Dorf so oft besucht wie dieses.“

Dabei ist der Nümbrechter Weiler viel kleiner als die Orte, die nun auf der Reiseroute stehen: Keiner habe weniger als 1000 Einwohner. Und allein Yong-An etwa zähle 600.000 Touristen im Jahr, schildert Lin. San-He, Nan-Feng, Yi-Xin und der Landkreis Golden Town Leisure sind weitere Stationen. Ökologische Themen, zum Beispiel Benroths Biotop, stehen zudem auf der Agenda. „Ein Riesenunterschied ist auch, dass es in Benroth keine Industrie gibt und hier nur Brot hergestellt wird“, sagt Yin-Chen Lin lachend – denn er denkt dabei an den Backes am Dorfhaus. Bei ihrem Besuch im vergangenen Jahr hatte das Benrother Brot die Gäste aus Asien besonders begeistert und diente reichlich als Motiv für Handyfotos.

2020 soll der Ofen erneut für Gäste aus Taiwan eingeheizt werden: „Dann wollen wir Gastgeber sein“, verrät Maik Stützel. Spätestens danach solle sich entscheiden, ob Benroth mit einem jener Gewinnerdörfer eine Partnerschaft eingeht.

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