Ägyptische ChristenKopten kaufen Versöhnerkirche in Bergneustadt

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Versöhnerkirche Bergneustadt 2

In der Bergneustädter Versöhnerkirche werden schon bald wieder Gottesdienste gefeiert.

Bergneustadt – In der Bergneustädter Versöhnerkirche werden schon bald wieder Gottesdienste gefeiert. Die evangelische Kirchengemeinde hat die Kirche an das koptisch-orthodoxe St. Antonius-Klöster in Waldsolms-Krüffelbach verkauft. Ende vergangener Woche trafen sich Käufer und Verkäufer beim Notar in Bergneustadt, in vier Wochen soll die Übergabe erfolgen. Montagabend wurde das Presbyterium, das dem Verkauf bereits zugestimmt hatte, auf den aktuellen Stand gebracht.

Gut anderthalb Jahre dauerten die Gespräche mit den koptischen Glaubensbrüdern über die Mitte 2017 entwidmete Kirche am Dietrich-Bonhoeffer-Weg. Nach mehrfachen Änderungen am Notarvertrag hatte zuletzt auch die Rheinische Landeskirche ihre für den Handel notwendige Zustimmung erteilt.

Andere Interessenten wollten Kirche umbauen

Drei, vier Interessenten hatte es im Vorfeld gegeben, aber alle wollten die Kirche nicht zu kirchlichen Zwecken nutzen, sondern umbauen, berichten Pfarrer Andreas Spierling und Kirchmeister Manfred Rippel. Auch der Gedanke, das Kirchenschiff als Kolumbarium mit Wänden für die Urnen eingeäscherter Verstorbener zu nutzen, kam nicht zum Tragen.

2017, ein Jahr nach dem Fest zu ihrem 50-jährigen Bestehen, wurde die Versöhnerkirche entwidmet.

2017, ein Jahr nach dem Fest zu ihrem 50-jährigen Bestehen, wurde die Versöhnerkirche entwidmet.

Die Kopten sind die größte christliche Kirche im Nahen Osten mit zehn bis zwölf Millionen Mitgliedern in Ägypten, wo sie 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber immer wieder Zielscheibe religiös motivierter Anschläge mit vielen Toten sind. Auch deshalb kommt es in den letzten Jahrzehnten zu einer vermehrten Auswanderung der Kopten und zur Bildung von Gemeinden im Ausland. Das Wort Kopten bedeutet übersetzt übrigens „Ägypter“.

Bischof war von Anfang verliebt in die Kirche

In Kröffelbach, etwa 60 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main entfernt entstand vor diesem Hintergrund eine Gebets- und Begegnungsstätte. Kernstück der Anlage ist das St. Antonius-Kloster mit der 1990 eingeweihten St. Antonius-Kirche. Neben einem Gästehaus, einer Bibliothek und einem Seminarraum für Christen aller Konfessionen aus ganz Europa für theologische und kulturelle Studientagungen dienst das Kloster auch als Ort der Begegnung.

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In Kröffelbach hat auch Seine Exzellenz Anba Michael St. Antonius seinen Sitz, der für die koptischen Gemeinden in Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden Württemberg und Teilen Nordrhein-Westfalens zuständige Bischof. „Der war von Anfang verliebt in die Versöhnerkirche“, erinnert sich Pfarrer Spierling an den ersten von inzwischen mehreren Besuchsterminen mit den koptischen Gemeindevertretern.

Pfarrer Spierling sieht Kopten als Bereicherung

Ein regelrechtes Gemeindeleben sei am Bonhoeffer-Weg wohl nicht geplant, schätzt Spierling. Die Kirche solle Gottesdienststätte für die Kopten in der Region sein. Mit 100 Gläubigen den Gottesdienst zu feiern, sei in ein bis zwei Jahren Ziel der koptischen Gemeinde.

Pfarrer Spierling sieht in den Kopten eine Bereicherung für Bergneustadt. Mit den katholischen Glaubensbrüdern gebe es bereits eine gute Ökumene, und auch die Kopten hätten bereits ihrer Bereitschaft zur Kooperation erklärt.

Eine erste Veränderung hat es schon vor dem Kauf gegeben: Die Kirchenbänke wurde gedreht und nach Osten ausgerichtet.

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