AmateurfunkerZehn Oberberger sammelten Funksprüche aus aller Welt

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Amateurfunker aus Gummersbach

Bergneustadt – Manuel Jung empfängt einen Funkspruch aus der Tschechei. Die Länderkennung „OK“, gemäß dem Nato-Alphabet „Oscar Kilo“ gesprochen, ertönt in seinen Kopfhörern. Doch zu viele andere Funker tummeln sich auf der Frequenz. Auf Englisch bittet er den Tschechen die Frequenz zu wechseln, um ungestört miteinander reden zu können.

Es ist 16.04 Uhr am Samstag, im Clubhaus „Terminal 1“ des Flugplatzes Auf dem Dümpel sitzen fünf Funker nebeneinander. Vor wenigen Minuten hat der bundesweite Wettbewerb des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) begonnen. Die oberbergischen Funker haben sich auf anstrengende 24 Stunden eingestellt.

Amateurfunker bauen drei Funkstationen auf

Seit sechs Jahren darf sich die Wettkampfgruppe des DARC-Ortsverbandes Gummersbach regelmäßig in dem Flugplatzhaus einrichten, erst im März fand hier der letzte Wettbewerb statt. Auch an diesem Tag haben die zehn Männer kofferweise Equipment antransportiert. Fünf Stunden hat es gedauert, bis die Funkgeräte und Computer aufgebaut waren. Von den Tischen mit den drei Funkstationen führen mehrere Kabelstränge durchs Fenster ins Freie, wo drei Antennenmasten stehen.

Teammanager Michael Auras und seine Kollegen besitzen zwei alte Bundeswehrmasten, die sich von 2,50 auf 10 Meter auskurbeln lassen. An der Spitze montiert sind Antennen, wie sie vor der Zeit der Satellitenschüsseln auch auf Hausdächern zu sehen waren, aber auch schüsselförmige Richtfunkantennen. Der dritte Mast ist ausgeliehen. Die komplexe Technik fasziniert Auras (59) beim Amateurfunk am meisten. Anderen geht’s eher ums Funken an sich – und das folgt an diesem Wettkampftag speziellen Regeln. Fürs Plaudern ist keine Zeit, bei dem Wettbewerb müssen binnen 24 Stunden möglichst viele Kontakte aufgenommen und per Computer protokolliert werden. Das geht Schlag auf Schlag.

Kontaktaufnahme über den „Papagei“

Christian Baitz sitzt an der mittleren Station und funkt im 144 Megahertz-Bereich. Die Kontaktaufnahme übernimmt der „Papagei“, im Funkerjargon heißt so ein kleines Kästchen, das automatisch und immer wiederkehrend das Gummersbacher Clubrufzeichen DL0GM aussendet. Sobald ein Funker antwortet, notiert Baitz dessen Rufzeichen, den Standort, die Qualität der Verbindung und eine laufende Nummer. Im Optimalfall dauert das nur ein paar Sekunden. Geübte Funker protokollieren jede Minute bis zu fünf Kontakte. Auswerter des DARC vergleichen später die Logbücher der in Deutschland verteilten Clubs und überprüfen, dass der eine tatsächlich mit dem anderen gefunkt hat. Je mehr Kontakte aufgenommen wurden, desto mehr Punkte gibt es. Am Jahresende wird ausgezählt. So ein Wettkampffunken ist anstrengend. Die meisten Funker bitten nach ein oder zwei Stunden um Ablösung, dann übernimmt ein Vereinskollege. Der Spaß an der Sache lässt die Männer aber auch über Nacht durchhalten. Wer nicht gerade am Funkgerät sitzt, stärkt sich mit Fleisch, das draußen auf dem Grill liegt.

Funkverbindungen bis nach Spanien

Funker Axel Sterzenbach macht sich keine Illusionen, dass seine Mannschaft an diesem Tag  als Sieger aus dem Wettkampf hervorgehen wird. Dafür gibt es bundesweit zu viele Teilnehmer. Und die besten, so erzählt Auras, sitzen im Schwarzwald, auf über 1000 Meter Höhe, mit noch höheren Antennen und noch besseren Geräten. Der Dümpel liegt keine 500 Meter hoch, da begrenze allein die Erdkrümmung die Reichweite und Zahl der Empfänger. Doch ums Siegen geht’s den Gummersbachern nicht. Jeder Kontakt, der etwas weiter weg ist, sorgt für Glücksgefühle. Einmal, so erzählt Andreas Kinas, hätten sie mit einem 1500 Kilometer weit entfernten Funker in Spanien gesprochen. „Das war schon der Wahnsinn.“ Bis Sonntag, Punkt 16 Uhr, gelangen den Gummersbachern Amateurfunkern 490 Verbindungen mit einer Gesamtentfernung von 108 440 Kilometer. Die größte Einzelentfernung betrug zirka 800 Kilometer. Welchen Platz sie damit in der bundesweiten Wertung belegen, wird der Club erst in einigen Wochen erfahren.

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