BergneustadtHaus droht in Baugrube zu rutschen

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Das Haus oberhalb der Baugrube ist versiegelt, der Hang darunter mit Folie bedeckt, sodass er nicht aufweicht.

Das Haus oberhalb der Baugrube ist versiegelt, der Hang darunter mit Folie bedeckt, sodass er nicht aufweicht.

Bergneustadt – Der Oberbergische Kreis hat in der vergangenen Woche ein Haus am Bergneustädter Steilweg versiegelt, weil dieses in eine unmittelbar benachbarte Baugrube abzurutschen droht. Zudem hat der Kreis veranlasst, dass die Bewohner das Haus verlassen. Das hat der Leiter des Bauamts beim Kreis, Michael Stark, am Mittwoch auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt. Die Bewohner des Hauses seien zum Glück anderweitig untergekommen, berichtet Starck.

„Der Hang kann ins Rutschen kommen, das ist uns inzwischen gutachterlich bestätigt worden“

Der Hang selbst wurde, wie man auf der Baustelle gut sehen kann, mit einer Folie überdeckt, um so offenbar einer Durchweichung vorzubeugen. Zu dem Eingreifen des Kreises sei es gekommen, nachdem festgestellt worden sei, dass der Hang nicht so standfest ist, wie angenommen, sagt der Leiter des Kreisbauamts und ergänzt: „Der Hang kann ins Rutschen kommen. Das ist uns inzwischen gutachterlich bestätigt worden.“ Das zu klären, wäre aber Sache des Bauherren gewesen, sagt Starck. Zudem wolle er nicht ausschließen, dass bei den Baggerarbeiten „übers Ziel hinaus geschossen und ins Nachbargrundstück eingegriffen worden“ sein könnte – sprich: Es wurde unter Umständen mehr ausgekoffert als vielleicht nötig. Aus Vorsicht wurde die Baugrube von der Feuerwehr bereits mehrfach abgepumpt.

Bohlen Lieschen

Auf dem Grundstück am Herwegs 2-4 stand über viele Jahre hinweg das Modegeschäft Bohle, wie sich Nachbar Jürgen Cronrath  erinnert. „Das war immer ein top gepflegtes Haus.“ In Bergneustadt war das Textilgeschäft besser  bekannt unter „Bohlen Lieschen“. Nach dem Verkauf der Immobilie habe der Eigentümer schließlich mehrfach gewechselt, ergänzt der Anwohner Cronrath. Zu guter Letzt sei die Immobilie dann im vergangenen Jahr abgerissen worden.  (ar)

Dass die Grube bereits vollgelaufen war, berichtet auch Nachbar Jürgen Cronrath, der unmittelbarer Anlieger am Steilweg ist und daher die Entwicklung auf dem Nachbargrundstück hautnah mitbekommen hat. „Da stand das Wasser bereits anderthalb Meter hoch drin“, sagt Cronrath. Offenbar so viel, dass sich bereits Enten dort getummelt hätten. Nach Cronraths Kenntnisstand wird auf dem Nachbargrundstück auch deshalb so tief ausgekoffert, weil dort eine Tiefgarage mit gebaut werden soll. Zudem sollen zwei Geschäftslokale und darüber fünf Wohnung entstehen. Die eigentliche Baustelle ist nach Cronraths Wissen aber schon länger stillgelegt. „Auf einmal wurde der Bauzaun weiter von der Baugrube weggezogen und der Gehweg auf die Straße verlegt“, so der Anlieger.

Nicht nur die Grube ist das Problem, sondern auch Hang und Haus

Das aber hatte zur Folge, dass der Steilweg seitdem nur noch halbseitig befahren werden kann. Die besagte Folie sei dann Montag vergangener Woche aufgebracht worden. „Zudem wurde an dem versiegelten Haus Gas und Wasser abgestellt“, weiß Cronrath. Er wundert sich aber darüber, dass den Verantwortlichen erst jetzt aufgefallen sei, dass das Nachbarhaus in die Baugrube rutschen könne. „Seit Monaten wird auf der Baustelle doch nicht mehr gearbeitet.“

Uwe Binner, ständiger Vertreter von Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul, berichtete am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Stadt den Fall an das Kreisbauordnungsamt als zuständige Stelle abgegeben habe. Er bestätigte, dass nicht nur die Grube das Problem sei, sondern in der Folge auch der Hang und die Statik des Hauses, das darauf stehe. Aktuell könne die Stadt nur abwarten, zu welchem Ergebnis die Untersuchungen des Kreises kommen.

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