Hohe Hürden für MoscheeVerein ist verärgert und lehnt Trennung von Ditib strikt ab

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Versuchen weiter, in Bergneustadt eine Moschee zu bauen: Vereinsvorstand Abdullah Ulay (l.) und Vorstandsmitglied Erdogan Caylak, hier 2017 vor dem heutigen Vereinsgelände.

Versuchen weiter, in Bergneustadt eine Moschee zu bauen: Vereinsvorstand Abdullah Ulay (l.) und Vorstandsmitglied Erdogan Caylak, hier 2017 vor dem heutigen Vereinsgelände.

Bergneustadt – Ein Jahr nach dem gescheiterten Versuch, in der Grünanlage Talstraße ein Kulturzentrum samt Moschee zu bauen, hat der Bergneustädter Moscheeverein kurz vor den Sommerferien der Stadt ein Nutzungskonzept und Raumprogramm für einen möglichen Neubau übermittelt. Nach Vorstellung der Unterlagen Ende August in der Runde der Fraktionsvorsitzenden fasste Bürgermeister Wilfried Holberg die Meinungsäußerungen der Runde jetzt in einem Brief an den Moscheeverein zusammen. Darin wird Kritik an der Größe des Bauvorhabens geübt und indirekt sogar die Lossagung des Vereins vom Dachverband Ditib gefordert.

Der Moscheeverein reagiert heftig. Man sei enttäuscht und empört, erklärte Vorsitzender Abdullah Ulay gestern: „Es fehlen das Verständnis und der Wille, zu einer Einigung zu kommen.“

Vor allem zwei gravierende Vorbehalte gab es in der Politikerrunde: die Größe des geplanten Vorhabens und die Trägerschaft durch den Türkisch-Islamischen Kulturverein Ditib. Dessen „offenkundige enge Anbindung an die in der Republik Türkei regierende Partei AKP lässt die Auflösung der ehedem fest verankerten säkularen Strukturen vermuten und widerspricht insofern den rechtsstaatlichen Prinzipien der Bundesrepublik Deutschland“, schreibt Holberg – und bittet um Mitteilung, ob auch ein anderer Träger in Frage kommen könne.

Rat und Ausschüsse erwarteten eine Präzisierung des bevorzugten Standorts und Informationen darüber, wie weit die Verhandlungen mit den jeweiligen Eigentümern bereits gediehen seien, heißt es weiter. Dem Vernehmen nach ist jetzt auch der Standort des Hagebaumarkts an der Brückenstraße im Gespräch.

Das Konzept geht von einer Moschee für etwa 700 Personen und einem angeschlossenen Versammlungsraum für zusätzliche 500 Besucher aus. Das fanden die Fraktionsvertreter zu groß, ein Neubau des Versammlungsraums könne nach aktuellem Meinungsbild ausgeschlossen werden, schreibt Holberg deshalb und verweist darauf, dass Bergneustadt mit dem Krawinkelsaal eine Versammlungsstätte ähnlicher Größe bereits habe.

Hintergrund ist die Befürchtung, der Moscheeverein könne nicht nur für seine knapp 400 Mitglieder in Bergneustadt bauen, sondern ein regionales Ditib-Zentrum errichten. Das soll verhindert werden.

Diese Mutmaßungen entbehrten jeder Grundlage, versichert Ulay dagegen. Man brauche den Platz für die 370 Vereinsmitglieder und ihre Familien, der Krawinkelsaal stehe nicht immer zur Verfügung. Der Moscheeverein sei ein selbstständiger Verein, die Ditib fungiere nur als Dachverband, über den die Gemeinde den Hodscha (Prediger) aus der Türkei bekomme. Eine Trennung von Ditib zu fordern, sei „überhaupt nicht akzeptabel“, erklärt der Vorsitzende.

In seinem Brief bittet Holberg abschließend um Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Moscheeverein, Politik und Verwaltung. Der Vorstand des Moscheevereins wird auch darüber erst noch beraten.

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