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Schinken auf der PralineBergneustädterin für Schokoladen-Kunst ausgezeichnet

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Kreative Pralinenkunst: Für ihre Galenos-Praline mit Schinken-Topping ist Julia Moser ausgezeichnet worden.

Kreative Pralinenkunst: Für ihre Galenos-Praline mit Schinken-Topping ist Julia Moser ausgezeichnet worden.

Bergneustadt – Als Schokoladen-Sommelière ist Julia Mosers Fachgebiet das Experimentieren mit Texturen und Aromen. Die 37-Jährige betreibt in Bergneustadt die Schokoladenmanufaktur „Chocolia“ und stellt dort mehr her als nur einfache Nervennahrung. Ruby Schokolade, Himbeerschokolade, klassische Nougat- oder ausgefallene Maracuja-Karamell-Pralinen sind nur einige der Verkaufsschlager, die sie auf Kundenwunsch herstellt. Ihre „Galenos Praline“, eine Interpretation des Vorspeisenklassikers Parmaschinken mit Melone, wurde beim „Großen Preis der Schokoladensommeliers“ mit Gold prämiert, der kürzlich von der Backakademie Weinheim unter dem Motto „kreative Pralinenkunst“ vergeben wurde.

Die Konditormeisterin und Sommelière überzeugte dabei in den Kategorien Optik, Fehlerfreiheit, Textur, Mundgefühl, handwerkliche Finesse, Nachhaltigkeit und Geschmack. Ihr Mut zur außergewöhnlichen Kombination des salzig-nussigen, getrockneten Schinkens mit der fruchtigen Melone als Gelee und Ganache und der Milchschokolade aus Ecuador seien wohl ihr Alleinstellungsmerkmal gewesen, schätzt Moser selbst ihre Performance ein. Außerdem habe die Optik überzeugt, denn ein Stück Schinken auf einer Praline ist nun einmal nicht alltäglich.

Ausbildung zur Konditorin: Traumberuf für Julia Moser aus Bergneustadt

Mit der Konditorinnenausbildung ergriff Moser ihren Traumberuf, erzielte Bestnoten und machte mit 21 Jahren den Meistertitel mit Auszeichnung. Sie arbeitete in verschiedenen Betrieben wie Gießelmann und Hecker und entwickelte ihr Handwerk während eines mehrjährigen Auslandsaufenthaltes in Südamerika weiter. Die Oberbergerin brachte den Argentiniern die Schwarzwälder-Kirsch-Torte und lernte im Gegenzug die Vorlieben des fremden Kontinents kennen und die Fähigkeit, Rezepte an neue Begebenheiten und Zutaten anzupassen. Mit viel Erfahrung im Gepäck ging es vor sechs Jahren zurück nach Deutschland.

Weil der Konditorin in ihrem Traumjob der Kontakt zu anderen Menschen fehlte, machte sie 2018 die Ausbildung zur Schokoladen-Sommelière. Im vergangenen Jahr eröffnete sie mitten in der Coronapandemie ihre Schokoladenmanufaktur in den Räumen ihrer alten Lehrstätte (Café Favella) in Bergneustadt. Das Gespür für verschiedene Aromen, die einander ergänzen und ein Geschmackserlebnis erschaffen, unterscheidet eine Sommelière im Übrigen von einer normalen Naschkatze, erklärt Moser. Die Sommelière weiß, wie Schokolade durch andere Nahrungsmittel zu einem Erlebnis wird und entwirft nach Kundenwunsch Pralinen zu einem vorgegebenen Wein oder Whisky oder bestimmten Gericht. Ein Spezialgebiet der Bergneustädterin ist das Räuchern von Schokolade, wie etwa eine mit Whiskyfassholz geräucherte Karamellschokolade. „Das ist nicht einfach nur Nervennahrung, sondern Genuss“, erklärt Julia Moser.

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Um ihre eigenen Geschmacksknospen zu schulen, die Theorie ihrer Sommelière-Ausbildung mit praktischen Eindrücken zu füttern und den besten Kakao für ihre Schokolade zu finden, reiste Moser bis zum Mittelpunkt der Erde, nach São Tomé in Afrika. Auch auf Bali, in Bolivien und Brasilien schaute sich die Expertin Kakaoplantagen an und lernte den Anbau und die Unterschiede der Pflanzen kennen. Im Internet bietet Moser Schokoladentastings an, bei denen die Teilnehmer per Post mit einem Probierpaket versorgt werden und anschließend gemeinsam Genießen und über Anbau, Verarbeitung und Geschmack informiert werden. Das Angebot wurde zu Zeiten des Social Distancing gut angenommen und die Manufaktur war erfolgreich. „Es tat den Leuten gut und Schokolade schenken heißt eben auch Freude schenken.“

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