Sitz in BergneustadtFirma Gizeh wurde vor 100 Jahren in Köln gegründet

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Retro-Optik: Auch heute sind die Gizeh-Blättchen bei „Selbstdrehern“ bekannt.

Bergeneustadt/Gummersbach – Auf ihr 100-jähriges Bestehen blicken in diesem Jahr die Bergneustädter Firma Gizeh Verpackungen und die Gummersbacher Firma Gizeh Raucherbedarf.

Obwohl seit mehr als 20 Jahren rechtlich und räumlich voneinander getrennt, haben beide Unternehmen den gleichen Ursprung, wie eine lesenswerte Firmenchronik der Gizeh Verpackungen belegt. Und die beiden Unternehmen eint bis heute noch immer eins: Ihre Produkte verpacken; seien es Blättchen, Filterhülsen oder Eindrehfilter für den Raucher auf der einen oder Milchprodukte, Feinkost, Wurstwaren, Fertiggerichte und Süßwaren auf der anderen Seite.

Keine Feier wegen Corona

Und es ist das Papier als Verpackungsmaterial, das beide Unternehmen zumindest in den Anfangsjahren als gemeinsamen Nenner hatten. Erst später wurden Verpackungen nur noch aus Kunststoff gefertigt. Kein Wunder, dass die Firmenchronik der Gizeh Verpackungen mit „100 Jahre packende Geschichte“ überschrieben ist.

Und im Jahr des großen Jubiläums, das mit Hinblick auf Corona nicht gefeiert werden kann, sind die beiden Geschäftsführer Ralf Jung (Verpackungen) und Christian Hinz (Raucherbedarf) zuversichtlich, dass es nach der Trennung Ende der 1990er Jahre in Zukunft wieder eine Zusammenarbeit geben kann. Wie die genau ausschaut, das wollen die beiden erst noch ausloten.

Raucherbedarf weiter großer Markt

In besagter Chronik erfährt man, wie vor 100 Jahren alles begann. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg habe sich ein kleines Kölner „Start-up“, wie man heute die Firmengründer sicherlich nennen würde, mit einer innovativen Geschäftsidee auf einen zunächst noch unberechenbaren Markt gewagt: Papierbüchel für die zunehmende Zahl der Selbstdreher unter den Rauchern. Und man erfährt auch, dass der Name Gizeh eingeführt worden sei, nachdem einer der damaligen Inhaber die berühmten Pyramiden in Ägypten besichtigt hatte. Die Geschäftsidee mit den Papierbücheln und den Filterhülsen ging nicht nur auf, sie hat bis heute Bestand. Denn der Markt der Selbstdreher ist nach wie vor ein großer.

Und erst recht in Zeiten von Corona, in denen Raucher nicht nur auf den Cent schauen würden, sondern auch Zeit hätten, ihre eigenen Zigaretten zu drehen, wie Christian Hinz sagt. Doch es blieb nicht bei den Papierbücheln für die selbstgedrehten Kippen. Vor allem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und dem einsetzten Wirtschaftswunder kamen weitere Geschäftszweige hinzu. Dazu gehörten die Perga-Verpackungen für die Milchwirtschaft, der Beginn der Lochkartenproduktion und vor allem der Start der Herstellung moderner Kunststoffverpackungen.

Umzug nach Bergeneustadt

Gizeh befand sich inzwischen in Bergneustadt, nachdem die Kölner Räume am 28. Oktober 1944 bei einem Bombenangriff zerstört worden waren. In der Gaststätte Neuhaus wurde der Neuanfang gemacht, später konnte ab dem Jahr 1948 ein Teil der Räume der Textilfirma K.F. Wahlefeld angemietet werden, wie in der Chronik zu lesen ist.

Auch in den folgenden Jahrzehnten war der Raucherbedarf das Steckenpferd von Gizeh. Andere Bereiche wie die Kunststoffverpackungen seien defizitär gewesen und innerhalb der Gizeh-Gruppe vom Raucherbedarf mitfinanziert worden, wie Jung und Hinz berichten.

Ende der 1990er Jahre kam die große Zäsur: Die Sparte Verpackungen wurde im Rahmen eines Management Buy-outs veräußert. Jung, der 1996 als Geschäftsführer das Unternehmen sanieren sollte, übernahm Gizeh Verpackung und wurde geschäftsführender Gesellschafter. Gleichzeitig konzentrierte man sich auf eine geringe Anzahl von Kunden. Mit Erfolg, denn bis zum Jahr 2001 konnte der Umsatz bereits verdoppelt werden.

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Der Raucherbedarf, in den Jahren 1995 bis 2009 von Hinz’ Vater Winfried geleitet, vollzog im Jahr 2002 auch die räumliche Trennung und zog nach Gummersbach ins dortige Gewerbegebiet Windhagen-West um. Hinz senior war es auch, der den Verkauf des Raucherbedarfs an Mignot & De Block eingefädelt hatte, dem das Unternehmen auch heute noch gehört. Nachdem Vater und Sohn Hinz zwei Jahre lang gemeinsam im Unternehmen gearbeitet hatten, übernahm Christian Hinz schließlich zum 1. Januar 2007 das Ruder.

Sowohl Hinz als auch Jung berichten, dass beide Unternehmen nach der Trennung ihren Umsatz dynamisch entwickelt hätten. „Ralf Jung hat den Kunststoff umgedreht und erheblich expandiert“, lobt Hinz den Bergneustädter Geschäftsführer. Der kann das Lob nur zurückgeben und bescheinigt Hinz, dass er sein Verdienst sei, dass sich der Raucherbedarf auf einem hohen Niveau weiter entwickelt habe. Die Zeiten, in denen es zwischen den beiden Unternehmen noch am Standort Bergneustadt heftig geknirscht hat, wie auch Jung und Hinz berichten, und die anschließende Funkstille scheinen vorbei zu sein im Jahr des 100-Jährigen.

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