Gummersbach – Wie viele Einwohner hat Gummersbach? Sind es tatsächlich nur noch knapp 50 000, wie nach dem Zensus im Jahr 2011 ermittelt, oder doch die 50 800, die das städtische Einwohnermeldeamt erfasst hat?

Die Kreisstadt hatte, genau wie Wipperfürth, nach dem Zensus gegen das Ergebnis geklagt, nachdem sie unter die 50 000er-Marke gefallen war, was vor allem weitreichende finanzielle Folgen hat. Seitdem wartet Bürgermeister Frank Helmenstein auf einen mündlichen Verhandlungstermin – und es scheint so, als müsse er sich weiter in Geduld üben. Denn das Kölner Verwaltungsgericht will erst einmal abwarten, wie in dem Fall der Kommunen Much und Bonn entschieden wird. Auch sie zweifeln das Ergebnis des Zensus’ an und legten daher bereits Verfassungsbeschwerde ein.

„Uns liegen in diesem Zusammenhang einige Klagen vor. Da macht es keinen Sinn, jede Kommune einzeln durch alle Instanzen zu jagen“, sagte der Richter am Verwaltungsgericht und stellvertretende Pressedezernent Pierre Becker-Rosenfelder.

Bonn und Much werden demnach als Musterverfahren gesehen. Von dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs versprechen sich die Kölner Richter richtungsweisenden Charakter für die bei ihnen anhängigen Verfahren. IT NRW, also das statistische Landesamt, sei bereits aufgefordert worden, die Unterlagen des Zensus 2011 nicht zu löschen.

Bürgermeister Helmenstein bezweifelt nach wie vor, dass beim Zensus richtig gezählt worden ist. Es habe ja keine Volkszählung sondern eine Schätzung stattgefunden. Bei der habe man eine zehnprozentige Stichprobe genommen, die dann hochgerechnet worden sei: „Da sind die Zahlen unseres Einwohnermeldeamtes deutlich genauer.“ Für Gummersbach bedeutet die geschätzte Zahl nicht nur Einnahmeverluste bei den Schlüsselzuweisungen. Sie hat auch Auswirkungen auf die Größe kommender Stadträte. Und nicht zuletzt sinken die Gehälter neu gewählter Spitzenbeamter.