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Die Schüler geben das Tempo vorGemeinsames Taekwondo-Training für jedes Alter

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Dass Taekwondo-Training in jedem Alter viel Spaß machen kann, zeigten Trainer und Schüler in Berghausen.

Dass Taekwondo-Training in jedem Alter viel Spaß machen kann, zeigten Trainer und Schüler in Berghausen.

Berghausen – Reiner Lüdorf war eigentlich mit seinem zwölfjährigen Enkel zum Taekwondo-Probetraining nach Gummersbach-Berghausen gefahren. Statt des Enkels, der sich lieber der Jugendfeuerwehr anschloss, blieb der Opa aber dabei. Seit August trainiert der 82-Jährige in der Taekwondo-Abteilung des VfL Berghausen-Gimborn. Mit Kampfsport hatte er vorher überhaupt nichts am Hut. „Ich merke jetzt schon, dass sich durch das Training viel verbessert hat“, sagt der Derschlager.

Das betrifft vor allem die Kondition: War Lüdorf vor drei Monaten beim Aufwärmen schon aus der Puste, schafft er es heute bis zum Schluss. „Dabei habe ich eigentlich nie Sport gemacht, mich aber immer viel bewegt“, sagt der 82-Jährige.

„Bewegt älter werden mit Taekwondo“

Reiner Lüdorf ist einer der Teilnehmer des Aktionstags „Bewegt älter werden mit Taekwondo“, zu dem der VfL Berghausen am Samstag eingeladen hatte – in Zusammenarbeit mit der Nordrhein-Westfälischen Taekwondo-Union (NWTU). Unter der Leitung von Dieter Bransch, der das Projekt in der NWTU leitet, wurden zunächst am Vormittag die VfL-Trainer geschult, ehe am frühen Nachmittag Interessierte an einem offenen Training teilnehmen konnten – unter Einhaltung der Corona-Regeln.

Zu ihnen gehört Ursula Polett-Gärtner (62), deren Kinder zwar im VfL Taekwondo betreiben, die aber aktiv mit dem Sport bisher nichts zu tun hatte. „Ich habe von dem Workshop gelesen, konnte mir aber nicht vorstellen, dass Kampfsport etwas für mich sein sollte“, sagt die Berghausenerin. Der Ausschreibung des Workshops war aber der Hinweis auf ein Trainingsvideo angefügt. „Es standen Dehnen und Beweglichkeit im Vordergrund und das animierte mich zum Schnuppern“, erzählt sie.

Training verbessert Mobilität und Dehnfähigkeit

Der Nachmittag habe ihre Erwartungen erfüllt. „Das ganzheitliche Training ist eine Möglichkeit, fit alt zu werden. Ich fände es toll, wenn aus diesem Nachmittag ein Angebot werden würde.“ Taekwondo schule nicht nur den Körper, sondern auch den Geist, nennt Bransch (64) als Vorteil der Kampfsportart, die auf den ersten Blick so gar nicht geeignet für Menschen in der zweiten Lebenshälfte scheint. „Das Training verbessert die Mobilität und die Dehnfähigkeit“, sagt Bransch. Für den Geist kämen die Eigenschaften des Budo, unter dem Kampfsportarten wie Karate oder Taekwondo zusammengefasst sind, dazu.

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Geprägt sind diese Sportarten von Integrität, Fleiß, Respekt und Disziplin. Wer wolle, könne auch im hohen Alter Schlag- und Trittkombinationen lernen oder aber im Formenbereich an seiner Konzentrationsfähigkeit arbeiten. „Im Gegensatz zum normalen Training, bei dem die Trainer vorgeben, was zu machen ist, geben bei den Älteren die Kursteilnehmer vor, was sie wollen“, erklärt Bransch. „Unser Wettkampf ist der Kampf gegen das Alter mit sehr viel Freude.“

Bransch, der beim Landessportbund Übungsleiter ausbildet und bei der NWTU für den Gesundheitssport zuständig ist, sagt, dass sein Herz an der „Masterklasse“ hänge. Er habe das Projekt ins Leben gerufen, damit man nach einem langen Sportlerleben nicht an den Punkt kommen müsse, wo man sage: „Schade, ab einem gewissen Alter war es das jetzt.“

Wie viel noch geht, hat vor kurzem Peter Teitscheid (72) gezeigt, als er die Prüfungen zum schwarzen Gürtel ablegte. Nachdem er aus beruflichen Gründen aufhören musste, kehrte er vor sieben Jahren zurück zum Taekwondo und trainiert in der gemischten Gruppe von jung bis alt. „Alle können mitmachen“, sagt Teitscheid, für den auch die Kameradschaft zählt.

Über das gute Feedback am Ende des Workshops freut sich Johanna Winkel, die Sprecherin der VfL-Taekwondo-Abteilung. „Wir haben viele Ideen und ich kann mir vorstellen, dass wir langfristig eine Trainingsgruppe für Ü40/50-Sportler einrichten.“

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