Einsatzkräfte in OberbergAuf Weihnachtstour mit Landrat und Bürgermeister

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„Und was passiert, wenn man hierdran dreht?“ – Sichtlich Spaß haben Landrat Jochen Hagt (2.v.l.) und Bürgermeister Frank Helmenstein (M.) am technischen Gerät in der Gummersbacher Feuerwache. Feuerwehrmann Manuel Niederhausen (l.) schaut ein wenig skeptisch.

„Und was passiert, wenn man hierdran dreht?“ – Sichtlich Spaß haben Landrat Jochen Hagt (2.v.l.) und Bürgermeister Frank Helmenstein (M.) am technischen Gerät in der Gummersbacher Feuerwache. Feuerwehrmann Manuel Niederhausen (l.) schaut ein wenig skeptisch.

Oberberg – Nicht allen Mitarbeitern der Rettungswachen im Südkreis konnte Jochen Hagt seine Weihnachtsgrüße persönlich überbringen. In Bergneustadt etwa musste der Landrat die Tüte mit dem Stollen an die Türe hängen, die Retter waren gerade wieder zu einem Einsatz unterwegs.

Notfallzentrum Kotthausen

Als Hagt um 13.45 Uhr auf der Leitstelle im Notfallzentrum in Kotthausen eintrifft, bekommt er einen Überblick: Bergneustadt ist ausgerückt, Marienheide auch, die Gummersbacher mit allen Fahrzeugen unterwegs. Zu einem Brandeinsatz in Marienheide-Börlinghausen wird der Rettungswagen aus Meinerzhagen angefordert.

Vier Disponenten machen Heiligabend Dienst in der Leitstelle. 60000 Einsätze von Rettungsdienst und Feuerwehr werden von hier aus veranlasst, dazu weitere Zehntausende Telefonate geführt. Und es werden immer mehr. Als Brahm Eilermann vor zehn Jahren zur Leitstelle kam, wurde für die Mannschaft für den Wochendienst gerade von zwei auf drei Disponenten erhöht, jetzt sind es fünf. Nach Dienstschluss in der Kreisverwaltung ist die Leitstelle „der Kreis“. Wer in Notfällen Ordnungs-, Jugend- oder Veterinäramt erreichen muss, bekommt hier den Ansprechpartner vermittelt.

Keine Zeit für Besinnliches im Notfallzentrum: An Heiligabend hatten Markus Kruth, Brahm Eilermann und Jan Mießner (v.r.) gut zu tun.

Keine Zeit für Besinnliches im Notfallzentrum: An Heiligabend hatten Markus Kruth, Brahm Eilermann und Jan Mießner (v.r.) gut zu tun.

Auch während der Landrat da ist, bleibt kaum Zeit für Besinnliches. Andauern klingelt das Telefon. In Börlinghausen brennt’s in einem Kamin, eine Person muss vom Rettungsdienst betreut werden. Von Waldbröl aus muss ein Patient in Begleitung eines Notarztes nach Lüdenscheid verlegt werden, in Engelskirchen hat sich jemand offenbar das Sprunggelenk gebrochen. Und dann ist da noch der Anrufer aus Wipperfürth, der sich schon mehrmals gemeldet hat. Diesmal liegt in der Innenstadt eine Schlange auf der Unteren Straße. Da lässt der Disponent die Feuerwehr in Ruhe und bittet die Polizei, deren Wache gleich neben der vermeintlichen Fundstelle liegt, nach dem Rechten zu schauen. Die gibt rasch Entwarnung, die Schlange ist ein Spazierstock.

Von 7.30 Uhr bis 7.30 Uhr am nächsten Tag geht der Dienst auf der Leitstelle. In einer Pause wird Jan Mießner bei seiner Familie anrufen, „Bescherung per Telefon“ nennt er das. Den Familienvater hat es dieses Jahr mit dem Heiligabenddienst erwischt, genau wie Andreas Schneider und Markus Kruth.

Immerhin: Es gibt etwas Gutes zu essen. Brahm Eilermann hat den Küchendienst übernommen und eine Gemüselasagne mitgebracht.

Polizeiwache Gummersbach

Es ist der letzte Heiligabenddienst für den designierten Gummersbacher Wachleiter Stefan Kirchner und seine Kollegen im in die Jahre gekommenen Dienstgebäude an der Karlstraße. 2018 um diese Zeit wollen sie schon umgezogen sein in die neue Polizeizentrale auf dem Steinmüllergelände. Die soll im Herbst bezugsfertig sein. Bürgermeister Frank Helmenstein, der mit dem Landrat zu Kaffee und Kuchen vorbeigekommen ist, um seine Wertschätzung für die Arbeit der Ordnungshüter auszudrücken, versichert: Der Bau liegt voll im Zeitrahmen, die Kosten aktuell sogar etwas drunter.

Kaum ein Thema hat die Oberberger in diesem Jahr so beschäftigt wie die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Polizisten beklagen die aggressive Stimmung, die ihnen bei Einsätzen oft entgegenschlägt. Ordnungspartnerschaften zwischen dem Kreis als Polizeibehörde und den Ordnungsämtern der Kommunen sollen mehr Einsatzkräfte auf die Straße bringen. Der Kreis zahlt seinen 13 Kommunen ebenso viele Einsatzfahrzeuge und jeweils eine zusätzliche Stelle im Ordnungsbereich. Die ersten drei Fahrzeuge sind schon da, ab dem 15. Januar sollen die Schulungen der Mitarbeiter beginnen durch Polizei, das Rheinische Studieninstitut in Köln und die Kreisverwaltung. Am Ende stehe „eine super Kooperation“, ist Hagt sicher.

Gut war die Stimmung auf der Polizeileitstelle, wo Andreas Groß (2.v.l.) und Thomas Keller (r.) den prominenten Besuch bekamen.

Gut war die Stimmung auf der Polizeileitstelle, wo Andreas Groß (2.v.l.) und Thomas Keller (r.) den prominenten Besuch bekamen.

Auch Bürgermeister Helmenstein ist froh, dass „nicht nur Druck in die Sache gekommen ist, sondern auch Struktur. Wir sind einen deutlichen Schritt vorangekommen“. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei in Gummersbach schon heute „herausragt“, wie Wachleiter Kirchner es ausdrückt. Dass beide im Vorfeld der inzwischen 40 publikumsträchtigsten Veranstaltungen in der Innenstadt zum Teil mehrere Sicherheitsbesprechungen abhalten, sei längst selbstverständlich.

Helmenstein kündigte weitere Maßnahmen für mehr Sicherheit in seiner Stadt an: Sobald die rechtlichen Grundlagen geschaffen seien, werde man auf öffentlichen Plätzen mit der Videoüberwachung beginnen.

Feuerwehr Gummersbach

Zum dritten Mal in den letzten vier Jahren hat Feuerwehrmann Manuel Niederhausen Heiligabend Dienst auf der Gummersbacher Wache. Da kann ihn das für den Abend geplante Raclette-Essen mit seinen Kollegen Aron Sawadzky und Florian Heinrich zwar ein wenig trösten, aber „nächstes Jahr nehm’ ich Urlaub“, flachst er seinen Chef Stadtbrandinspektor Detlef Hayer am Nachmittag an. Was er da noch nicht ahnt: Am Abend wird es vorbei sein mit der Feiertagsruhe. Um 22 Uhr wird ein Zimmerbrand in einem Mehrfamilienhaus in Karlskamp gemeldet, vier Einheiten rücken aus, natürlich auch das Trio der hauptamtlichen Wache.

Um weitere zwei auf dann 21,5 Stellen muss die Stadt die Besatzung der Feuerwache im kommenden Jahr aufstocken, um Hilfsfristen und Tagesverfügbarkeit von Einsatzkräften sicherzustellen.

Und in den Brandschutz wird weiter investiert. Neue Gerätehäuser unter anderem im Gelpetal und in Niederseßmar sind geplant, teuerstes der vorgesehenen neuen Fahrzeuge wird 2019 die zweite Drehleiter sein. Um die Wehr weiter zukunftsfähig zu halten, werden fünf kleinere Einheiten zu zwei größeren zusammengefasst. Der Stand der Jugendfeuer mit aktuell 75 Mitgliedern ist okay. Hayer hofft, die Zahl halten zu können, auch die Gründung einer Kinderfeuerwehr ist in Arbeit.

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