EinzelhandelHier kann man im Oberbergischen verpackungsfrei einkaufen

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Ganz einfach in die mitgebrachte Dose abfüllen kann man die unverpackten Lebensmittel im Biomarkt von Dennis Stroezel.

Ganz einfach in die mitgebrachte Dose abfüllen kann man die unverpackten Lebensmittel im Biomarkt von Dennis Stroezel.

  • Einen reinen Unverpackt-Laden gibt es im Oberbergischen bisher nicht
  • Jedoch gibt es inzwischen einige Einzelhändler, die auf das Konzept bauen
  • Vielerorts kann man seine eigenen Behälter mitbringen. Wir geben einen Überblick

Vollmerhausen – Nudeln, Nüsse, Müsli, Zucker und Mehl – seit anderthalb Jahren können die Kunden des Bioladens in Vollmerhausen nicht nur nachhaltig, sondern einige Lebensmittel auch verpackungsfrei kaufen. Aus großen Behältern füllen sie die gewünschte Menge in mitgebrachte Gläser oder Dosen ab. Brot, Obst und Gemüse kann in eigene Beutel gepackt werden.

Vor fünf Jahren übernahm Dennis Stroezel gemeinsam mit seiner Frau Hanna den Bioladen von den Schwiegereltern. Die Idee, Lebensmittel auch ohne Verpackung anzubieten, entstand zu Hause. „Wir haben nach der Geburt unseres Sohns bemerkt, wie viel Plastik wir benutzen – angefangen bei den Windelbergen über das ganze Spielzeug bis hin zu vielen anderen Haushaltsartikeln“, erzählt Hanna Stroezel. Das sollte aufhören. Und so stiegen sie und ihr Mann nicht nur daheim bei ihren Kindern auf Stoffwindeln um, sondern schufen auch in ihrem Bioladen Platz für verpackungsfreie Ware.

Auch andere Händler folgen dem Unverpackt-Trend

Bei den Kunden komme das Angebot gut an, freut sich Dennis Stroezel und betont: „Die verpackungsfreien Lebensmittel sind bei uns sogar günstiger als die Lebensmittel im Regal.“ Für viele sei das Abfüllen außerdem ein besonderes Einkaufserlebnis – und praktisch obendrein. Alleinstehende können sich so auch kleinere Portionen abfüllen. Die verpackungsfreien Lebensmittel werden in 25-Kilo-Säcken angeliefert. Für Obst und Gemüse werden anstelle von Kartons Mehrwegkisten verwendet.

Komplett auf Plastik zu verzichten, sei allerdings nicht möglich. Bei Säften, Milch oder Joghurt achte man aber darauf, dass die Produkte in Pfandbehältern angeboten werden.

Einen reinen Unverpackt-Laden gibt es im Oberbergischen bisher nicht, die Stroezels sind aber nicht alleine. Auch andere Händler möchten auf unnötigen Plastikmüll verzichten, wie zum Beispiel die Metzgerei Köhler in Bergneustadt. Hier haben die Kunden die Möglichkeit, ihre eigenen Dosen und Schachteln für Wurst und Käse mitzubringen. Ganz so einfach, wie man sich das vorstellt, ist das allerdings nicht. Denn die Hygienevorschriften müssen in diesem Falle ganz besonders beachtet werden. Deshalb hat die Metzgerei ein spezielles „Kundentablett“ angeschafft, auf dem man seine geöffnete Tupperdose abstellt. Die Verkäufer kommen so nicht direkt mit der Dose in Berührung. Für die Metzgerei ist das zwar aufwendiger, das nehme man aber in Kauf, erzählt Julie-Ann Köhler. Bisher werde das Angebot noch schleppend angenommen. „Wir sind noch ganz am Anfang“, so Köhler, die selbst die Idee hatte. Sie war durch die Medien auf den zunehmenden Wunsch der Kunden, unverpackt einkaufen zu können, aufmerksam geworden.

Demnächst auch unverpackte Seife

Die strengen Hygienevorschriften machen es auch den großen Supermärkten nicht leicht, auf Verpackungen zu verzichten. Bei „Rewe am Petz“ in Wiehl zum Beispiel gibt es dennoch die erste Ansätze. Kunden können beispielsweise für kleines Geld sogenannte Mehrzwecknetze für Obst und Gemüse kaufen, die sie dann bei jedem Einkauf wiederverwenden können. „Wir haben zehn Kartons mit den Netzen bestellt, nach nur einem Monat waren alle weg“, sagt Marktleiter Halit Rexhepi. Brote backe man zum Teil selbst. In diesem Falle sei es auch kein Problem, wenn ein Kunde mit seinem eigenen Brotbeutel komme. Bei Frischeprodukten wie Fleisch sei die Umsetzung noch schwierig. Hier könne der Supermarkt aus Hygienegründen noch nicht auf Verpackungen verzichten.

Die Stroezels planen in ihrem Bioladen in Vollmerhausen, demnächst auch Hygieneartikel wie Seife, Wasch- oder Spülmittel verpackungsfrei anzubieten. „Es geht nicht darum, komplett auf Plastik zu verzichten. Das können wir gar nicht, dafür ist unser gesellschaftliches System überhaupt nicht ausgelegt“, sagt Dennis Stroezel. „Aber es geht um die ersten kleinen Schritte in die richtige Richtung und die kann jeder machen.“

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