EngelskirchenAggertalgymnasium bei Europatag der Schulfunker

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Engelskirchen – Aus den naturwissenschaftlichen Räumen des Aggertalgymnasiums ertönt erst Rauschen, dann ein Fiepen. Die Arduino-Technik-AG sitzt erwartungsvoll vor den Funksprechanlagen und versucht Kontakte herzustellen. So, wie zur gleichen Zeit Schüler in Russland, Irland und vielen anderen Ländern.

TECHNIKFREAKS

Die Arduino-Technik-AG trifft sich seit zwei Jahren und ist dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei. Die Gruppe, bestehend aus sechs Mitgliedern der Klassen 5 bis 13, beschäftigt sich hauptsächlich mit der gleichnamigen Computer-Hardware-Plattform, lötet und programmiert. So ist unter anderem ein Roboterauto entstanden, das auf einem farblich markierten Weg selbstständig fährt. Der Fünftklässler Jakob Harr zeigt stolz, wie die Schüler selbst die Platinen bearbeitet haben, um den kleinen Roboter zum Leben zu erwecken.

Wenn die AG nicht gerade funkt, arbeitet sie auch mit anderen Arbeitsgruppen des Aggertal-Gymnasiums zusammen. So soll beispielsweise ein Bausatz für eine Feinstaubanlage entwickelt werden, die dann von der Umwelt-AG genutzt werden kann. (lub)

Am Samstag fand der 39. Europatag der Schulfunkstationen statt. Der Arbeitskreis Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule (AATiS) lud die Schulen ein, möglichst viele und möglichst weit entfernte andere Funkstationen zu erreichen. Je nach Entfernung und Anzahl der angefunkten Ziele wurden Punkte vergeben. Zu jeder vollen Stunde wird zusätzlich ein Rätsel ausgestrahlt. Die Gewinner werden erst in einigen Tagen feststehen

Klaus Dittrich, Vater zweier ehemaliger Schüler, leitet die AG und freut sich: „Die Schüler beweisen sehr viel Selbstständigkeit.“ Dittrich hat das Funken vor 40 Jahren bei der Marine gelernt und entdeckte es erst zum Ruhestand neu. Als Hobbyfunker steckte er die AG-Mitglieder an.

Zur Teilnahme am Amateurfunkdienst werden eine Lizenz und ein personengebundenes Rufzeichen benötigt. Dafür müssen Kenntnisse in Technik, Jura und Betriebstechnik erworben werden. Wie Klaus Dittrich hat auch ATG-Vizeschulleiter Christian Baitz eine Funklizenz und gibt sein Wissen gerne an die Schüler weiter. Für den Europatag haben die Schüler zwei Stationen aufgebaut. Auch die 15 Meter hohen Maste auf dem Schuldach haben sie selbst aufgerichtet.

Olaf Jung, Vorsitzender des Ortsverbandes Gummersbach des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC), weiß, dass es nicht so einfach ist, erfolgreich zu funken: „Je nach Frequenzbereich ist die Ausbreitung der Wellen unterschiedlich“ Auch Ortszeit und das Wetter seien Faktoren, die beachtet werden müssen.

Wetterlage ist entscheidend

Bei Gewitter sei das Funken schwieriger als bei sonnigem Wetter. Bei Sonne gebe es allerdings auch nicht so viele aktive Funker. So müssen die Schüler viel Durchhaltevermögen beweisen, bis sie eine Antwort erhalten. Doch die kommt: Bereits am Übungstag hatten sie Kontakt zu Schulen in Indien und Bahrain, am Europatag gelang es den Amateurfunkern Russland, Bulgarien und Nordirland anzufunken.

Klaus Dittrich hat beim Funken einige Freundschaften geschlossen: „Man stellt sich zunächst vor, redet übers Wetter und seinen Wohnort. Aber wenn man sich dann erneut anfunkt, kommt man richtig ins Gespräch, und manchmal besucht man sich sogar.“ Nach erfolgreich hergestelltem Kontakt werden „QSL-Postkarten“ verschickt. Die Karten, heute in elektronischer Form, enthalten Informationen über die jeweilige Funkstation.

Lehrer Christian Baitz erklärt, dass die Schüler nicht nur den technischen Hintergrund lernen, sondern auch, wie man sich richtig meldet und wie wichtig es ist, sein Rufzeichen am Anfang und am Ende einer Nachricht zu nennen: „Dieses zeigt an, dass man fertig ist und der andere jetzt antworten kann. Vergisst man das, denkt der Gesprächspartner, man hat aufgelegt.“

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