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Grünhelm-ChefMartin Mikat zurück vom humanitären Einsatz im Libanon

Lesezeit 3 Minuten
Unweit der syrischen Grenze legte Grünhelm Martin Mikat selbst mit Hand an, um die neuen Dächer zu  montieren.

Unweit der syrischen Grenze legte Grünhelm Martin Mikat selbst mit Hand an, um die neuen Dächer zu  montieren.

Wallefeld/Arsal – Martin Mikat aus Engelskirchen-Wallefeld ist aus dem Libanon zurück. In der Stadt Arsal, an der Grenze zu Syrien, hat der Vorstandsvorsitzende der vom 2016 verstorbenen Rupert Neudeck gegründeten Hilfsorganisation Grünhelme unter anderem geholfen, in Flüchtlingscamps Zelte zu sichern und Schulen zu reparieren. 30 000 Menschen lebten in der libanesischen Stadt Arsal, bevor in Syrien der Krieg ausbrach und Menschen massenhaft von dort vertrieben wurden, berichtet Mikat. „Heute leben 100 000 Menschen dort.“

In der Region, die auf 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt, fällt im Winter viel Schnee, „bis zu einem Meter“, weiß der Wallefelder, der mit Frieder Matricke aus Reichshof noch einen Oberberger in seiner Mannschaft hatte. Manche Zelte, in denen auf einer Fläche von 24 bis 30 Quadratmeter oft ganze Familien, bestehend aus acht bis zehn Personen, leben, brachen unter der Schneelast zusammen.

Die Camp-Bewohner arbeiten mit

Die Grünhelme, deren praktische Hilfe häufig mit Gebäudebau oder der Verbesserung von Infrastruktur zu tun hat, entwickelten vor Ort stabile Holzkonstruktionen – zusammen mit den Menschen, die im Camp leben. „Das kann man sich vorstellen wie Carports, je einer für mehrere Zelte“, erklärt der 32-jährige Holzbauingenieur. Das verwendete Material kauften sie bei libanesischen Baustoffhändlern.

Positiver Nebeneffekt: Im Sommer spenden die Dächer Schatten vor der sengenden Sonne. Dass die Syrer noch einen, eher noch mindestens zwei Sommer und Winter fern der Heimat erleben werden, davon gehen sie selber aus, haben sie Mikat erzählt. Denn in der Heimat gelten sie vielen als Verräter – oder sie müssen damit rechnen, in die Streitkräfte von Staatschef Baschar al-Assad eingezogen zu werden.

Besonders die syrischen Männer in den Lagern um Arsal haben ein Problem, berichtet Mikat: „Die meisten sind nicht registriert. Um sich registrieren zu lassen, müssten sie Arsal verlassen, aber die Stadt ist relativ stark abgeriegelt. Und deshalb dürfen sie als Unregistrierte nicht raus.“ Eine klassische Zwickmühle.

Weil die Stadt so nah an der Grenze liegt, haben die Menschen dort im Kriegsverlauf einschlägige Erfahrungen mit den islamistischen Terroristen vom IS und der Al Nusra Front machen müssen, die das Grenzgebiet auf syrischer Seite lange kontrollierten. Mitunter werden Syrer von Libanesen deshalb bis heute unter Generalverdacht gestellt. „Im Libanon wird den Syrern oft deutlich gemacht, dass sie nicht willkommen sind“, weiß Mikat.

Neben der Befestigung der Zelte konnten die Grünhelme um Mikat noch anders helfen: Sie entwickelten einfache Fenster-Konstruktionen für die Zelte, die Licht ins Innere lassen und auch ein Querlüften ermöglichen. Und weil sie sich einen guten Namen gemacht haben, wurden sie gefragt, ob sie das undichte Dach einer provisorischen Schule reparieren könnten – sie konnten.

Auf das libanesisch-syrische Grenzgebiet, so Mikat, sind die Grünhelme vor drei Jahren aufmerksam gemacht worden. „Da war ich mit Rupert Neudeck im Libanon und wir haben uns erkundigt, wo Hilfe benötigt wird. Arsal wurde als Beispiel genannt. Dort kam kaum Hilfe an.“ Um vor Ort Fuß zu fassen und notwendige Kontakte zum Militär und zum Geheimdienst knüpfen zu können, rüsteten die Grünhelme in Sidon südlich von Beirut mit der belgischen Hilfsorganisation SB Overseas, einen Rohbau, der mal eine Universität werden sollte, wo aber jetzt 3000 Syrer leben, mit dem Nötigsten aus: „Wir haben Fenster eingebaut und das Abwassersystem repariert. Das lief vorher in die abgehangene Decke im Erdgeschoss, wo eine provisorische Schule untergebracht ist.“

www.gruenhelme.de

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